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Der namhafte Erlanger Professor [[wikipedia:Johann Christian Fick|Johann Christian Fick]] hebt in seinen Beschreibungen der Erlanger Umgebung im Jahr [[1812]] die weit und breit bekannte Fürther Kirchweih hervor, mahnt aber auch zur Vorsicht: ''„Bei diesen vielen Fremden finden sich von allen Gegenden liederliche Dirnen ein, ausser denen, die vielleicht in Fürth einheimisch sind. Gegen diese kann man den Jüngling nicht genug warnen, weil meistens schmerzhafte und Gesundheit zerstöhrende Folgen die Sünde hart bestrafen.”''<ref>Johann Christian Fick: "Historisch-topographisch-statistische Beschreibung von Erlangen und dessen Gegend : mit Anweisungen und Regeln für Studirende; nebst einem Anhang, die neueste Organisation der Universität und die Schilderung ihres Zustandes enthaltend." Erlangen 1812, S. 129/130 - [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10373172_00165.html Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
 
Der namhafte Erlanger Professor [[wikipedia:Johann Christian Fick|Johann Christian Fick]] hebt in seinen Beschreibungen der Erlanger Umgebung im Jahr [[1812]] die weit und breit bekannte Fürther Kirchweih hervor, mahnt aber auch zur Vorsicht: ''„Bei diesen vielen Fremden finden sich von allen Gegenden liederliche Dirnen ein, ausser denen, die vielleicht in Fürth einheimisch sind. Gegen diese kann man den Jüngling nicht genug warnen, weil meistens schmerzhafte und Gesundheit zerstöhrende Folgen die Sünde hart bestrafen.”''<ref>Johann Christian Fick: "Historisch-topographisch-statistische Beschreibung von Erlangen und dessen Gegend : mit Anweisungen und Regeln für Studirende; nebst einem Anhang, die neueste Organisation der Universität und die Schilderung ihres Zustandes enthaltend." Erlangen 1812, S. 129/130 - [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10373172_00165.html Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
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===Der Kirchweihschutz===
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Schon in den Anfängen der Michaelis-Kirchweih war es wichtig, Maße, Münzen und Gewichte zu prüfen. Dies war die Aufgabe der Herrscher über das Territorium und gleichzeitig eine Machtdemonstration. Im Fürth der [[Dreiherrschaft]] fiel diese Aufgabe immer, auch nachdem die Kirche St. Michael evangelisch geworden war, den Vertretern der [[Bistum Bamberg|Bamberger Dompröpste]] zu. Sie eröffneten die Kirchweih mit dem sogenannten ''Plantanz'' und riefen dann den speziellen ''Kirchweihfrieden'' aus. Danach zogen immer sechs Bamberger Soldaten durch alle Wirtshäuser, um dies zu verkünden und durchzusetzen. Üblicherweise erhielt jeder Soldat dabei in jedem Gasthaus eine Maß Bier. Ab dem späteren 17. Jahrhundert besuchten sie auch das [[Brandenburger Haus]], das der [[Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach|Markgraf von Ansbach]] für sich beanspruchte.
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:''Deshalb wurden dort bewaffnete Landsknechte postiert, die den Bamberger Soldaten, mal mehr, mal weniger friedlich, den Zutritt verwehrten. Die Ansbacher achteten darauf, dass die reine Zahl der Soldaten keine Missverständnisse bezüglich der Machtverhältnisse aufkommen ließ. Rückten die Bamberger zu siebt an, standen ihnen zwischen 24 und 40 Ansbacher gegenüber. Wiederholt kam es zu handfesten Auseinandersetzungen. [[1704]] war der Tanz um den Kirchweihbaum gerade beendet, so der Bericht des Schreibers nach Bamberg, als Ansbacher Knechte aus Cadolzburg anrückten und die Mannschaft „mit größtem Ungestüm" schlugen und den Amtmann samt Schreiber wie „Furien anfielen". Noch drastischer verlief es [[1712]], als im Wirtshaus Kern (Brandenburger Haus) der Bamberger Vertreter an der „Haußthür verprügelt" wurde. Der Protest blieb wie immer folgenlos. Weitere sechs Jahre später wurden die Bamberger Soldaten sogar „nach an ihnen ausgeübten Blessionen und Schlägen" verhaftet. Es folgten weitere „Betrohung" und andere „spizbübischen Dinge", so der Bericht nach Bamberg.''
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:''Besonders gewalttätig war die Auseinandersetzung um das Brandenburger Haus zur Kirchweih [[1723]]. Nachdem den Bambergern der Zutritt verwehrt worden war, drückten diese ihren Protest „mit Losbrennung des Gewöhrs" aus. Am nächsten Tag verschärfte sich der Konflikt, hatten die Bamberger doch beim Visitieren erneut Gewehrsalven abgegeben. Der Vorwurf des Ansbacher Geleitsmanns lautete, dass auf das Geleitshaus geschossen und sogar eine Kugel in einem Zimmer gefunden worden sei. Dagegen verwahrte sich der Bamberger, es könne sich höchstens um ein Versehen gehandelt haben, seien doch die Ansbacher 40 Mann gewesen und man selbst nur zu siebt. Dem angeblich von der Kugel Getroffenen sei lediglich der Strumpf versengt worden. Er habe am nächsten Tag auch ohne Wunden seine Aufgaben erfüllen können. Zugleich klagten die Bamberger darüber, dass die Schuhmacher ihre Stände vor dem Geleitshaus aufgeschlagen hätten, was es bis dahin nie gegeben hätte. Doch auch die Ansbacher waren unzufrieden, habe die Schießerei der Bamberger die Bewohner Fürths des Nachts in Unruhe, Schrecken und besorgliche Lebens- und Feuers-Gefahr" gebracht. Eine weitere Steigerung erlebte der Konflikt [[1773]]. Als die Soldaten aus Forchheim die übliche Patrouille durchführten, wurden sie von Ansbacher Soldaten verfolgt und schließlich mit üblen Worten überfallen: „Marsch da, euch gehört keine Patrouille, schlagt sie tot, die katholischen Racker, Spitzbuben, Halunken." Der Bericht meldet weiter, dass vier Soldaten und der Korporal „sämtlich auf das gräulichste mißhandelt" wurden, letzter sogar mit drei Säbelhieben verwundet wurde.''
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:''So setze sich das Ganze fort, auch wenn die Schriften aus Fürth nach Bamberg ansonsten betonten, dass die Kirchweih friedlich gewesen sei. Damit war diese  elementarer Bestandteil der Auseinandersetzungen der Herren über Fürth. Eine Lösung des Konflikts gab es nicht. Weder gerichtlich noch durch faktische Ausübung der Macht konnte sich eine Partei durchsetzen. Erst mit dem Verkauf des Markgraftums Ansbach an das [[Königreich Preußen]] 1791/92 erledigte sich der Konflikt. Die militärische Macht Preußen erübrigte jeden Widerspruch der Dompröpste von Bamberg.''<ref>Martin Schramm: Verlagssonderveröffentlichung ''Michaelis-Kirchweih Fürth 2019''. In: Fürther Nachrichten vom 27. September 2019, S. 4 (Druckausgabe)</ref>
    
=== Wandel im 19. Jahrhundert ===
 
=== Wandel im 19. Jahrhundert ===