Mutterbrunnen
- Gebäude
- Mutterbrunnen
- Straße / Hausnr.
- Wehlauer Straße 25
- Objekt
- Schmuckbrunnen
- Baujahr
- 1939
- Bauherr
- Stadt Fürth
- Architekt
- Josef Zeitler
- Geokoordinate
- 49° 28' 54.66" N, 10° 58' 0.05" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Denkmalstatus besteht
- Nein
- Quellangaben
- Stadtarchiv Fürth
Der Mutterbrunnen ist ein 1939 geschaffener Brunnen an der Wehlauer Straße.
Beschreibung
Im Jahr 1939 wurde am Rande der neuen Wohnsiedlung an der Wehlauer Straße ein Brunnen errichtet, der sog. Mutterbrunnen. Die Brunnenfigur „Mutter und Kind“ mit Kapitell schuf Prof. Josef Zeitler, Stuttgart, ein gebürtiger Fürther; sie stand auf einer Säule in einem Brunnenbecken. Infolge des Krieges wurde die Figur vollständig zerstört, das Kapitell wurde schwer beschädigt und das Becken leicht. Vor allem aus Kostengründen erfolgte 1948 die Instandsetzung nur durch Anbringung einer Steinkugel auf der im Brunnenbecken verbliebenen Säule. So stellt sich der Brunnen in der kleinen Anlage heute noch dar.
Entstehungsgeschichte
Ausschreibung und Motivsuche
Der "Schmuckbrunnen" erscheint bei den Planungen der Wohnsiedlung zwischen der Hardstraße und der Würzburger Straße erstmals auf Plänen, auf denen der notwendig gewordene Anschluss der neuen Wehlauer Straße auch an die Würzburger Straße dargestellt ist, versetzt durch zwei Kurven mit einer kleinen Anlage.[1] In seiner Rede beim Richtfest der Siedlung am 21.12.1937 hoffte Stadtbaurat Herrenberger: "Vielleicht findet sich auch noch ein Stifter für den vorgesehenen Schmuckbrunnen."[2] Schließlich regte das Hochbauamt im Mai 1938, als der Bezug der Häuser bevorstand, an, "den bei obengenannter Wohnsiedlung an der platzartigen Erweiterung der Wehlauer Straße vorgesehenen Schmuckbrunnen zur Ausführung zu bringen. Die Kosten des Brunnens, der in Betonwerkstein ausgeführt werden soll, werden etwa 2500.- M betragen …"[3] Die Bildhauer Zeitler in Stuttgart, Linz in München sowie Muggenhöfer und Wittmann in Fürth wurden eingeladen, Tonmodelle für einen Brunnen anzufertigen. Dem Oberbürgermeister erschienen jedoch alle vorgelegten Brunnenmodelle zur Ausführung nicht geeignet; künstlerisch befriedigend, aber vom Motiv „Scherenschleifer“ her unpassend erschien das Modell von Prof. Zeitler. Auf Ansuchen der Stadt fertigte er zwei neue Entwürfe zum Motiv „Kraft durch Freude“ an, doch auch die fanden nicht die Zustimmung der Ratsherrn und von OB Jakob: Es schwebt ein anderer Gedanke vor, der sich mit dem Familienleben bzw. mit dem Kinderreichtum befaßt.[4] Im Dezember 1938 brachte Prof. Zeitler zwei Modelle zu diesem Thema persönlich nach Fürth und nun entschied sich OB Jakob für den Entwurf „Mutter und Kind“, den der Künstler so erläuterte: Brunnen 1 mit Mutter u. Kind soll die [erdgebundene?] Mutter mit dem Ährenbündel dem Kind überreichend darstellen. Zu den Füßen sind Sinndarstellungen der Mütter angebracht: Gruppe Ente mit Jungen – „Freude u. Mütterlichkeit“, Pelikan mit Jungen – „Aufopferung“, Eule mit Jungen – „Weisheit“, Falke mit Jungen – „Umsichtigkeit“.[5] Als Gesamtpreis für die Anfertigung der Modelle und die Steinbildhauerarbeiten mit Material von Figur, Kapitell und Säule in Muschelkalkstein forderte er 11400 RM, aber ohne Aufstellung und Montierung und ohne die Anfertigung des Brunnenbeckens. Dies ging zwar weit über die vorgesehenen Mittel hinaus, doch letztlich bekam Prof. Zeitler den Auftrag.
Anfertigung und Aufstellung
Im Mai 1939 fanden bei einem Besuch von Stadtbaurat Herrenberger in Stuttgart die 1:1- Modelle von Brunnenfigur und Kapitell die Zustimmung, Anfang August 1939 waren die Steinmetzarbeiten beendet und der Künstler präsentierte sein Werk: Der ganze Brunnen ist aus hellem, in warmes Gelbbraun hinüberschimmernder Crailsheimer Muschelkalk, einen im Effekt dankbaren, eher nicht ganz leicht zu bearbeitenden Stein … Das Gesicht der Frau, zu dem eine Fränkin aus der Umgebung Fürths dem Künstler Porträt gesessen hat ist zum Typ junger, froher deutscher Mütterlichkeit geworden.[6]
In Fürth war mittlerweile das Brunnenbecken aus Beton errichtet, die Säule aus Muschelkalk aufgestellt, die Wasseranlage montiert und die Umpflasterung fertiggestellt.
Am 24. August 1939 holte eine Fürther Delegation Figur und Kapitell in Stuttgart ab, am nächsten Tag wurde beides auf die Brunnensäule montiert. Die Brunnenweihe fand am 29. August 1939 statt: Am Montagnachmittag besichtigte OB Jakob mit einigen Stadträten und der Presse die aus Volkswohnungen bestehende Siedlung an der Wehlauer Straße. Dabei wurde der neugeschaffene Schmuckbrunnen des Bildhauers Prof. Zeitler (Stuttgart) seiner Bestimmung übergeben. Viele Bewohner und Kinder verfolgten die Inbetriebnahme des Brunnens.[7] Zum Schutz wurde noch eine Winterhaube aus Holz angefertigt. Die Aufwendungen für die Brunnenanlage wurden bei den Kosten für die Außenanlagen der Siedlung abgerechnet, letztlich kamen als Gesamtkosten rund 15000 RM zusammen.[8]
Verbleib der Brunnenfigur
Widersprüchlich sind die Angaben über die Zerstörung des Brunnens. Einmal heißt es „durch einen Bombenangriff“[9], einmal „nach dem Einzug der Amerikaner von unbekannten Tätern“[10]. Tatsache ist, dass beim Bombenangriff auf Fürth am 8.04.1945 der Großteil der Siedlung total zerstört wurde und die Häuser Nr. 25/27 und Nr. 45/47, die die kleine Anlage mit dem Brunnen einrahmen, mittlere Schäden erlitten.[11] In der Sache erging am 16. Juni 1947 ein Schreiben des Hochbauamtes: Betreff: Mutterbrunnen an der Wehlauer Straße: Vorgenannter Brunnen wurde nach dem Einzug der Amerikaner von unbekannten Tätern zerstört. Der figürliche Schmuck des Brunnens wurde zerschlagen, in das Brunnenbecken geworfen und von dort aus entwendet. Der Kopf des figürlichen Schmuckes wurde nun im Vorgarten Ihres Anwesens … entdeckt. Sie werden hiermit aufgefordert, den Kopf und sollte der übrige Teil des figürlichen Schmuckes in Ihren Händen sein, auch diesen alsbald im Städt. Hochbauamt Hirschenstraße 27 abzuliefern. Die lapidaren Anmerkungen dazu sind: … hat den angeforderten Kopf abgeliefert. Dieser ist derart beschädigt, daß er völlig wertlos ist … Weiteres ist nicht vorhanden.[12].
Oberbürgermeister Dr. Bornkessel wollte gern die Brunnenfigur wieder durch Prof. Zeitler instandgesetzt sehen, doch da die Modelle für Figur und Kapitell in Stuttgart zerstört waren, zeichneten sich viel zu hohe Kosten ab. Zudem erachtete das Hochbauamt wegen der dort geplanten Ansiedlung von Industrie und der isolierten Lage des Brunnens die neuerliche Anbringung einer Brunnenfigur als für nicht empfehlenswert. Um dem Brunnen wieder ein ordentliches Aussehen zu geben, wurden 1948 auf Vorschlag des Hochbauamts für 710 RM das Betonbecken repariert, neue Wasserauslaufrohre angebracht, das nicht ausbesserungsfähige Kapitell entfernt und auf die Säule eine Kugel gesetzt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262, Errichtung von 166 Volkswohnungen an der Wehlauer Straße - Pläne vom 15.06.1937 und 6.07.1937
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Aufstellung eines Schmuckbrunnens an der Wehlauer Straße, 30.05.1938
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Schreiben von Stadtbaurat Herrenberger an Prof. Zeitler vom 8.11.1938
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Schreiben an OB Jakob vom 20.12.1938
- ↑ Stuttgarter Neues Tagblatt, 11.08.1939: Ein neuer Brunnen Zeitlers
- ↑ Fürther Geschichtswerkstatt – Fürth 1939, S. 76, Zeitungsmeldung vom 30.08.1939
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/1569, Errichtung von 166 Volkswohnungen auf dem gemeindl. Grundstück Plan Nr. 1401 1/5 und 1401 1/6 Steuergemeinde Fürth zwischen Würzburger- und Hardstr. längs der Bamberger Bahnlinie. Bauausführung, Aktenbelege - Rechnungen und Zahlungsbelege
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/77, Öffentliche Brunnen. Korrespondenz, Schreiben von OB Dr. Bornkessel an Prof. Zeitler vom 30.09.1947
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Schreiben des Hochbauamts vom 16.06.1947
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Wunschel-Chronik 1945, S. 76-81, Verzeichnis der anläßlich des Luftangriffes vom 8. April 1945 auf die Stadt Fürth i. Bay. durch Spreng- und Brandbomben beschädigten Anwesen, erstellt vom Hochbauamt am 26.06.1945
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/75, Notiz des Hochbauamts vom 21.02.1948