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Altstadtverein Fürth
22/1986
Bollwerk zwischen alt und „neu“ Drunten in der Altstadt beim Grünen Markt, wo die schmal gewordene untere Königstraße sich zu den nahen Flussbrücken senkt, steht behäbig an der Ecke ein schon 1681 neu erbautes Haus, die Gastwirtschaft zum „Goldenen Schwan“. So hieß es 1932 in einer Pressemitteilung, als das Wahrzeichen – der goldene Schwan – zum ersten Mal verschwand. Im Jahr 1979, nach der Freilegung des Fachwerks auf der Südseite durch Eigeninitiative der Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael wurde die neuvergoldete Symbolfigur diese Hauses ein zweites Mal „entwendet“. Eine bewegte Geschichte dieser alten Schankstätte. Sie lässt sich aber noch wesentlich weiter zurückverfolgen: bis in das Jahr der Entstehung a. D. 1300 oder sogar noch früher. Diese Entstehung war nämlich jahrelang umstritten. Eine Zeichnung von Boener aus dem Jahre 1705 gab den eindeutigen Beweis, dass
es sich bei der „Schenkstatt am Platz beim „Bronnen“ nur um das Anwesen Marktplatz 2 handeln kann. Unglücklicherweise saß der Zeichner auf dem Gänsberg so, dass die rechte Seite des Marktplatzes nicht ins Bild kam. Damals muss der „Goldne Schwan“ noch ein Bauernhof gewesen sein, denn aus einer Verkaufsurkunde vom 22.5.1494 geht hervor, dass ein Hanns Winterschmid den aus „anliegender Notdurft vergönnt erhaltenen Hof“ an den Nürnberger Linhard Helt verkaufen wollte. Historiker nehmen an, dass dieser Bauernhof schon 1313 vorhanden war. In Stiftungsurkunden soll er bereits im Jahre 1007 erwähnt sein. Aus Kaufbriefen geht hervor, dass zu dem Bauernhof Marktplatz 2 auch das „Paßguth“ Marktplatz 4 gehörte. Am 27.7.1579 hat ein Fr. Brechtlein durch Heirat dieses wiedererworben und als Stallung für die „Schenkstatt neben dem Bronnen“ ausgebaut. 1723 beschrieb der Chronist
diese Anwesen wie folgt: „Ein Köblersguth, worauf eine große Behausung, so eine alte Schenkstatt und Würthsbeahsung – zum guldenen Schwanen – genannt stehet.“ Es umfasste damals ein neu erbautes Bekennhaus (Königstr. 39), ein noch unausgebautes Zinshaus (Königstr, 41/42) eine Stallung (Markplatz 4) „Stadl und eine große Hofreith samt ein Bronnen und Gärtlein, vornher am Blaz und an der Landtstraße“. Bis 1720 soll auch noch eine dompröbstliche Schule im Hinterhaus der Schwane untergebracht gewesen sein, die für ärmere Kinder gehört hat, und für welche die Gemeinde den Unterhalt bestritt. Fast ein halbes Hundert Besitzer beherbergte das Anwesen Marktplatz 2 bis 1933. So manch Fürther wurde darin geboren u.a. auch der bekannte Prof. Dr. Hermann Weigmann, Vater der Milchbakteriologie im Jahre 1856. Ob das Gebäude 1634 zer-
stört und 1681 neu erbaut wurde, dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Wahrscheinlich wird damals das baufällige „Gehöft“ abgerissen und durch das jetzige Haus mit seinem hohen und schönen Giebel ersetzt worden sein. Im Jahre 1892 vernichtete ein größeres Feuer einen Teil der Hofgebäude. Ein Haus mit fast 1000-jähriger bewegter historischer Vergangenheit ziert zurecht den 1. Krug einer neuen Serie, die renovierte Fürther Gebäude zeigt, bei denen die Bürgervereinigung selbst Hand anlegte oder finanzielle Hilfen bot. Durch den Kauf der Krüge leisten auch sie einen Beitrag dazu, dass noch viele Renovierungen unterstützt werGW den können. � Marktplatz 2 links: 1950 (Foto: aus Sammlung Berthold) unten: 1950 (Foto: )
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