Altstadtverein Fürth �
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Dass die Stammtischrunden recht entspannt und humorvoll über die Bühne gehen, möchte der nachfolgende Beitrag zeigen, der aus diesem Anlass vorgeschlagen wurde. Die hier zutage tretende Problematik versetzt einen heute nicht mehr in schlaf lose Nächte, aber trotzdem Vorsicht! – Satire
Alkohol Eine lange Durststrecke liegt vor mir: die Fastenzeit. 40 Tage will ich ohne Alkohol durch das Leben wandern, wie Jesus durch die Wüste, aber ich weiß, dass er auch dort, in der Enthaltsamkeit, von allen möglichen Dämonen bedrängt wurde, die ihm das Blaue vom Himmel versprachen. Ist die Enthaltsamkeit schon mit Delirien aller Art gespickt, dann kann ein Rausch nicht schlimmer sein. Der Rotwein also in der Nacht zu Aschermittwoch bezauberte meine Sinne und brachte mir einen unruhigen Schlaf. Mir träumte: Mein Haus in der Altstadt hatte Risse bekommen, fingerdicke Risse, durch keine Armierung zu bändigen. Staub rieselte von den Wänden, Brocken fielen auf Com-
puter und Sofakissen. Es grummelte wie aus unendlichen Fernen. Die Vögel in den Platanen vor meinem Fenster schwiegen urplötzlich und knallten, vom Schrecken gelähmt, tot auf das Pflaster. Ein Erdbeben! Ich verließ mein Haus fluchtartig. In der Neuen Mitte der Stadt, wo ich Zuflucht finden wollte, gähnte jäh ein tiefes Loch. Das gab es gestern noch nicht! Das City-Kino, der Metzgerladen, Benetton, der nette Straßenkreuzerverkäufer und vieles mehr – alles, alles war verschwunden. Ein Weltuntergang! Ein kleiner, lokaler Weltuntergang! Offen lag der Bauch von Fürth, waidwund, eine klaffende Wunde. In den Eingeweiden wühlten wimmelnd freundliche Archäologen. Was suchten die da? Suchten sie etwa dort unten nach dem Königshof, der geheimnisvollen Wurzel Fürths? Eine kleine, trauernde Gruppe von Altstadtfreaks stand nicht weit vom Abgrund und hielt verzweifelt eine Mahnwache ab. Hat also dieser portugiesische In-
vestor doch über Nacht zugeschlagen und vollendete Tatsachen geschaffen?! So nicht! Ach dieses ewige Spurensuchen! Sind denn tausend Jahre noch nicht genug? Müssen wir, wollen wir Nürnberg noch weiter demütigen? Wir steigen auf, in die Erste Liga, in den Glanz des Karolingischen Frankenreiches, die Nürnberger bleiben im Dunkel des ewig Zweiten. Ich stöhne, mein Kopf schmerzt. In meinem Alter sollte man klüger sein. Wird Fürth klüger, wenn es zweihundert Jahre älter ist? Ein Königshof, in diesen Gründen gefunden, wird vielleicht auch gleich das Ende Fürths sein. Fürth gräbt und gräbt und alles rutscht nach. Schon wackelt der Rathausturm. Das Erdbeben. Mein Haus. Mein immer noch schmerzender Schädel! Und doch – ein Quäntchen Wahrheit mag wohl sein in diesem „K a rol i ngerge s ch ma rri“. Vielleicht findet man in den tiefsten Tiefen der Stadt ein Elefantengerippe. Den gab es wirklich, den weißen Elefanten, er
hieß Abulabaz und er war ein Geschenk des Kalifen Harun al Raschid an Kaiser Karl den Großen. Ach, dieser Kalif liebte Märchen und schöne Frauen und er hasste die Langeweile. Wer ihn langweilte, den brachte er um. Er liebte auch seinen weißen Elefanten, ein schönes Tier mit vergoldeten Stoßzähnen und besonders großen Ohren. Mit denen fächelte er seinem Herren Luft zu. Kühlung! (Die bräuchte ich jetzt auch, ich strecke meinen Fuß unter der Bettdecke hervor). Bagdad kann sehr heiß sein. Fürth auch, wenn man verkatert ist. Vielleicht hat auch Abulabaz seinen Herren irgendwann einmal gelangweilt. Dauernd ein Elefant neben dem Bett, ist das denn normal? Harun al Raschid richtete sich auf auf seinem Lager. „Der Elefant muss weg! Aber als Geschenk vom Obersten aller Moslems zum Größten aller Franken ist er geeignet. Hier langweilt er, dort mag er ein Event sein!“ Also trat Abulabaz, geschmückt und aufgezäumt, seine lange
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