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rung der Anwohner erhalten hatte. Der Ausdruck „Uberfahrt“ wurde von Martin Zeiller gebraucht ohne nachträglich sagen zu können, ob es sich um ein direktes Zitat Wurfbains gehandelt hat oder eine Vermischung der Begriffe für die normale Flusspassage bzw. sonst eines Gewässers vorlag. Der Damm des Stausees zur Bewässerung der Weiherkette wird jedenfalls hochmittelalterlich datiert und damit ca. 400 Jahre jünger als Karls Bauprojekt angesetzt. Wenn überhaupt ein Zeltlager Karls existiert hat, dann offensichtlich an dieser Stelle, denn den Angaben der „Einhardsannalen“ zufolge soll der König den ganzen Herbst beim Kanalbau zugebracht haben. Man erkennt sehr deutlich wie sich Überlegungen zur Unterkunft des Königs bei diesem historischen Bauprojekt legendär auf die „Furt-Orte“ – der Bezeichnung wegen – übertragen haben könnten. Man könnte sogar soweit gehen, dass man durch die Datierung dieses Dammes und die sich daraus ergebene Funktionstauglichkeit des Karlsgrabens die Entstehungszeit dieser Legendenbildung vermuten dürfte. Wollte man unser Fürth an der Rednitz als fränkische Gründung oder speziell als Gründung Karls des Großen begreifen, musste die Entstehung auf der damals anderen Seite des Flusses zu suchen sein, denn die Rednitz bildete die Grenze zum bayerischen Nordgau,
Abb. 3: Boeners Kapellenruine von 1705�
der vom fränkischen Rangau zu unterscheiden war. Dabei kam es nicht darauf an, eine genaue Rekonstruktion der Ortsgeschichte zu beschreiben, sondern als Fürther fühlte man sich ähnlich wie die Nürnberger dem fränkischen Kulturkreis zugehörig und nicht dem bayerischen. Wichtig war, dass die Wiesen in der Rednitzaue zum gemeindlichen Grundeigentum gehörten und damit alle erkennbaren Relikte für eine frühe Ansiedlung gleichberechtigt in Frage kamen. Nicht die exakten architektonischen Merkmale an der Ruine spielten hier eine Rolle, sondern die kommunale, damals bekannte bauliche Infrastruktur. Danach kamen nur Gotteshäuser wie auf dem Kirchenplatz als die aus Stein errichteten Gebäude des Mittelalters in Frage, alle anderen profanen Steingebäude waren eindeutig jünger und gehörten – wenn nicht nur die Sichtfassaden mit Sandstein verkleidet waren – vorwiegend in die Zeit des zeitgenössi-
Repro Werner
Abb. 4: Verlandeter Karlsgraben östlich der Bahnlinie Weißen burg-Treuchtlingen� Foto Werner
schen Barock. Das wusste im wieder aufgebauten Fürth jeder. Mit diesen zusammengeführten Beobachtungen war man nun in der Lage, die Legende über Karl den Großen und seiner Kapellengründung ohne weiteres auf Fürth zu beziehen oder so dastehen zu lassen, als gehörte sie hierher. Man ging später sogar so weit, dass die Inschrift des Denkmals: „Zum Andenken an die einst hier gestandene, von Kaiser Karl dem Großen errichtete Kapelle des heiligen Martin, errichtet 1855“ nach Vorschlag des Historischen Vereins Mit-
telfranken nicht mit den Worten „der Sage nach“ ergänzt werden sollte, weil dieser Verein den geforderten Gegenbeweis nicht erbringen konnten. Ob Johann Alexander Boener letztlich mit seinen Überlegungen auch in Nürnberg viele Freunde gewinnen konnte, soll hier nicht weiter diskutiert werden, dem Sonderdruck hätte ein Auszug aus den Annalen Müllners von 1623 aber besser zu Gesicht gestanden und damit die Nachricht über eine Kapelle im Wiesengrund in die Zeit um 1597 vorverlegen können.
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