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„ecclesiis“ (Kirchen) unter den Ausstattungsmerkmalen der Heinrichsurkunde von 1007 im Plural aufgeführt und bereits Erich von Guttenberg hat darauf hingewiesen, dass das kein Topos der Urkundenformel sein muss. Es scheint also in Fürth und seinen Zubehörgütern mehrere Kirchen gegeben zu haben, deren Patrozinien leider nicht bekannt sind. Man kann aber mit großer Wahrscheinlichkeit voraussetzen, dass aufgrund der historischen Zeitfenster mindestens die Kirchen in Burgfarrnbach und Fürth bereits existiert haben. Weil Heinrich II. aus seinem Eigenbesitz Fürth mit Zubehör 1007 nach Bamberg verschenkt hat, lässt sich der Schluss ziehen, dass die Kirche in Fürth zu diesem Zeitpunkt eine Eigenkirche des ottonischen Herrschers war. Will man diese nun älter als Heinrichs Königtum machen, das heißt älter als 1002, muss man doch davon ausgehen, dass die Kirche in Fürth eigentlich eine Eigenkirche des bayerischen Herzogs war, denn dieses Amt bekleidete Heinrich bevor er König wurde und eine vorausgehende Besitzübertragung ist nicht bekannt. Nur wie käme der bayerische Herzog dazu, seine Eigenkirche mit einem Martinpatrozinium zu versehen, vorausgesetzt das Patrozinium ließe sich genauso zurück schreiben wie das Eigentum? Um diese Möglichkeit zu erörtern, muss man in die Familiengeschichte der liudolfingi-
schen Vorfahren Heinrichs zurückblicken. Der Stammvater der Ottonen war der sächsische Graf Liudolf († 866), der im westlichen Harzvorland und im thüringischen Eichsfeld begütert war und als Parteigänger Karls des Großen in den Sachsenkriegen auf konfisziertem Grundbesitz im Leinetal angesiedelt wurde. In Bezug auf seine Güter im thüringischen Eichsfeld lagen diese in dem von Bonifatius gegründeten Bistum Erfurt, das wahrscheinlich bei dessen Ernennung zum Bischof von Mainz mit dieser Diözese verschmolzen ist. Das heißt, dass mit der Missionierung von Thüringern und Sachsen die neuen Kirchen in dieser Region als eine Art Filiation zur Mainzer Domkirche St. Martin mit dem Martinspatrozinium ausgestattet gewesen sein könnten. Immerhin ist der heilige Martin in Thüringen kein Fremder gewesen, denn das Christentum der heiligen Radegunde reicht bis in die Bekehrungszeiten der merowingischen Könige zurück. Diese Tradition wäre dann von den sächsischen Herzögen in Bayern aus ihrem Stammland mitgebracht und im bayerischen Ausbaugebiet, dem Nordgau, auf ihren Allodialgütern – so auch in Fürth – weiter geführt worden. Es ist also erstens nicht auszuschließen, dass das Martinpatrozinium in Fürth mit den sächsischen Herzögen in Bayern und ihrer Herkunft aus dem thüringischen Eichsfeld in Zusammen-
hang stehen könnte. Gleiches würde übrigens auch für die ottonischen Könige gelten, wenn man Fürth dem ottonischen Fiskalgut zurechnet. Auf andere aber ähnliche Weise könnte Fürth zu seinem Martinpatrozinium gekommen sein, wenn es wie der Chronist Fronmüller schreibt dem Bistum Eichstätt zugeordnet war, denn dieses Bistum gehörte ebenso zur Diözese Mainz. Dabei wäre zu bedenken, dass der heilige Martin der Schutzpatron von Soldaten, Händlern und einer ganzen Reihe von Handwerkern ist, die damals zu einer Bevölkerungsstruktur gehörten wie sie in einer Urkunde von 1062 in Fürth beobachtet werden kann, was ja im Bereich der Missionierung in den Schichten unterhalb des Adels von besonderer Bedeutung gewesen sein muss. Zeitlich zurückgerechnet wäre das aber nur möglich solange Engildeo Vogt des Eichstätter Bischofs gewesen ist, denn mehr gibt die aufgefundene Keramik in Fürth im Idealfall für eine Datierung nicht her. Eine namenkundliche Untersuchung könnte darauf hindeuten, dass Engildeo (abgelauteter germanischer Personenname zusammengesetzt aus Angil und thiot = das Volk, wobei th > d) dem Namen nach vom Volk der thüringischen Angeln abstammen könnte und damit schon vor den sächsischen Herzögen in Bayern ein Thüringer die weltliche Macht im
Bistum Eichstätt und auf dem Nordgau – zumindest dem südlichen Teil – besessen hätte. Darüber hinaus wäre die Frage zu klären, ob Engildeos Herkunft (das thüringische Engilin?) als territorialer Nachbar zum sächsischen Grafen Liudolf in Betracht zu ziehen wäre und dabei altgermanische Gefolgschaften zur Geltung kämen, von denen wir heute noch gar nichts wissen. Mit Engildeos Absetzung 895 ging die Macht an die luitpoldingischen Herzöge in Bayern über, den direkten Vorgängern der ottonischen Heinriche. Auch hier wäre ein Rückgriff des Eichstätter Bischofs auf den heiligen Martin im Rahmen seiner Missionstätigkeit und dem Bereich der Mainzer Domkirche nicht weiter überraschend. Und dann gibt es da noch eine weitere Möglichkeit wie Fürth ohne fränkischen König zu seinem Martinpatrozinium gekommen sein kann. Diese Möglichkeit wird hier nach hinten gestellt, weil der direkte Zusammenhang mit Fürth selbst im dunkeln bleibt. Schaut man sich aber die Ortsnamen an, die bei der Gründung des Bistums Bamberg in den Urkunden Heinrichs II. genannt werden und zwischen Forchheim und der Pegnitz östlich der Regnitz liegen, lässt sich unter den Namen der Ortsgründer feststellen, dass es sich dabei nicht um Herrschaften aus ostfränkischem sondern aus bajuwarischem Adel gehandelt 41