52 – 18/19� Altstadtverein Fürth
worbenen Mitarbeiter als entscheidenden Standortfaktor zu schätzen wissen. Die urbanen Qualitäten Fürths erschließen sich nicht sofort und stehen (leider noch immer) im Gegensatz zum Ruf der Stadt in der überregionalen Wahrnehmung. Fürth gilt bestenfalls als „Geheimtipp“ und darf das gerne auch bleiben, wenn es nach der Meinung vieler Fürther geht. So lebt es sich vermutlich angenehmer als in einer angesagten „Boomtown“. Im Gegensatz zu Nürnberg ist Fürth städtebaulich gar nicht so leicht „zu fassen“. Die Stadt wuchs historisch eher an Achsen und durch Quartiersbildung, denn konzentrisch in Ringen. So dominieren heute die einzelnen Stadtteile, die alle höchst unterschiedlich geprägt sind. Ein Neubürger brachte dies treffend auf den Punkt: „Fürth überrascht ständig und es gibt immer Neues zu entdecken!“. In der „Großstadt“ Fürth ist gerade im Vergleich zum nahen Nürnberg, mit dem Fürth de facto zusammengewachsen ist, alles etwas kleiner, positiv ausgedrückt: bescheidener. Dies erzeugt bei den meisten Fürthern ein angenehmes Grundlebensgefühl, bei einigen wenigen aber auch die Sehnsucht nach Größe. Dabei schießt Fürth gerne mal übers Ziel hinaus. Der monströse und für jeden erkennbar viel zu groß geratene Neubau des LudwigErhard-Zentrums hinter dem Rathaus oder der Gott sei Dank nicht gänzlich realisierte Vorschlag für einen überdimensionalen „Schnabuliermarkt“ auf dem Gelände der bisherigen Grünfläche „Konrad-Adenauer-Anlage“ sind hierfür aktuelle Beispiele. Beide Vorhaben sind nicht aus der Stadtverwaltung, sondern aus der Privatwirtschaft initiiert worden, wurden von den Stadtentscheidern zunächst allerdings wohlwollend aufgenommen. Hier zeigt sich eine in Fürth verbreitete Haltung. Man reagiert lieber, als dass man agiert. Zukunftsvisionen, langfristig angelegte Pläne oder die Erarbeitung von Zielen, nach denen sich Fürth entwickeln sollte, werden in Fürth eher skeptisch beurteilt bzw. scheinen den Stadtentscheidern suspekt. Für eine Stadt dieser Größe erstaunt ein solche Einstellung zunächst. Vermutlich ist diese Haltung aber aus den negativen Erfahrungen mit großspurigen Entwicklungsplänen Ende der 60er Jahren erwachsen. Damals existierten im Rahmen der Flächensanierung Gänsberg utopische Pläne, eine „Zukunfts-City“ entstehen zu lassen. Richtplan war ein Entwurf des Münchner Architekturbüros Freiherr von Branca, der 1966 einen beschränkten städtebaulichen Wettbewerb zur Neubebauung des Gänsbergs gewonnen hatte. Für diese „Jahrhundert-Planung“ fanden sich jedoch weder private Bauträger, noch hatte die Stadt selbst genügend Mittel, den Plan Realität werden zu lassen. Die Planung musste nach einer langen und lähmenden Hängepartie zu Grabe getragen werden. Die Fürther Nachrichten beschrieben 1975 die Situation als „eine harte Bruchlandung aus dem idealen, aber letztendlich utopischen Höhenflug des Sanierungs-
Innenstadtprägende historische Fassadenfronten
Großflächig intakte Straßenzüge aus der Blütezeit Fürths
modells, zu dem der Münchner Architekt von Branca animiert hatte“. Nach diesen katastrophalen Erfahrungen ist Skepsis gegenüber langfristig angelegten Plänen durchaus verständlich. Das Resultat scheint ein bei den Stadtentscheidern bis heute vorherrschender Pragmatismus zu sein, der mitunter durchaus positive Ergebnisse zeitigt. So herrschte in Fürth in den letzten Jahren ein äußerst investorenfreundliches Klima, ohne das sich die Stadt in vielen Teilen vermutlich nicht so positiv hätte entwickeln können. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Musste z. B. ein Bauträger bis zur Jahrtausendwende in Fürth noch wirklich hohe Wohnqualität abliefern, um geschäftlich erfolgreich zu sein, so sinkt das Niveau 27