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Die katholische Kirche „Unsere Liebe Frau“ ist 190 Jahre alt geworden Am vergangenen 6. Oktober vor 190 Jahren ist die erste katholische Kirche in Fürth nach der Reformation feierlich von Erzbischof Frauenberg geweiht worden. Nun ist solch ein „kleines“ Jubiläum kein Grund für große Feierlichkeiten, doch betrachten wir einmal die Zeit heute vor gut zweihundert Jahren. Im 18. Jahrhundert erlebte Fürth einen anhaltenden Bevölkerungsanstieg. Auch Katholiken zog es hierher, wo Arbeit und Brot zu finden war. Für sie alle war der evangelische Pfarrer zuständig, also auch für die Katholiken: Er spendete die Taufe, bekundete Eheschließungen und begrub die Toten. 1806 hatte Napoleon Bayern zum Königreich erhoben und ihm Franken einverleibt. Wie Akten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München zu entnehmen ist, hatten die Fürther Katholiken 1809 ein Gesuch an den König gerichtet, um eine eigene Gemeinde errichten zu dürfen. Dazu legten sie eine Namensliste von 136 katholischen Haushalten bei. Über drei lange Jahre hinweg kam jedoch keine Antwort, bis sie schließlich ein alleruntertänigstes Erinnerungsgesuch wagten. Sie führen auf, dass wirklich alle Bedingungen zur Gründung einer Pfarrei erfüllt seien. Mit der Heilig-Grab-Kapelle stünde ein Gotteshaus zur Verfügung und auch die notwendigen finanziellen Mit20

Kirche „Unsere Liebe Frau“ 1851 (oben) und heute tel zur Erweiterung dieser Kapelle seien vorhanden. Aus katholischer Sicht gehörte diese Kapelle dem Bistum Bamberg, wenn auch die evangelische Gemeinde über die Jahrhunderte hinweg ihre Hand darauf gelegt hatte. Doch bevor noch die königliche Erweiterungsgenehmigung in Fürth eintraf, war die Kapelle abgebrochen worden. Nun war man ratlos. Eine Gemeinde brauchte ein Gotteshaus und ohne Gotteshaus konnte man keine Gemeinde bilden. So jedenfalls besagte es eine königliche Verordnung. Der Vorschlag der königlischen Bezirksverwaltung, St. Michael auch für den katholischen

Gottesdienst zu verwenden, wurde weder von evangelischer, noch von katholischer Seite ernsthaft diskutiert. Allmählich konnten sich die Katholiken der evangelischen Vereinnahmung entziehen, die bei Taufe, Hochzeit und Begräbnis wirksam wurde. Der königliche Mautbeamte Freiherr von Nordegg zu Rabenau hatte dazu maßgebliche Impulse gesetzt. Letztlich war er auch die treibende Kraft, die den König ersuchte, den Mautgarten als Grundstück für den Bau einer neuen katholischen Kirche zur Verfügung zu stellen, was dieser 1820 auch großmütig gewähr-

te. Das Mautamt hatte damals die Funktion des Finanzamtes und befand sich dort, wo heute das Amtsgericht ist. Der dazu gehörende Garten erstreckte sich zwischen Alexander- und Königstraße in Richtung Nürnberg. Er stellte einen ausgezeichneten Bauplatz am damaligen Ortsrand dar. Die Kirche würde ein Blickfang werden. Ein ganzes Feuerwerk verschiedenster Entwürfe wurde in den folgenden Jahren für die neue Kirche skizziert, aus denen sich schließlich der Plan des königlichen Bauinspektors Brüger aus Nürnberg herauskristallisierte. Diesen legte Hofarchitekt Leo von Klenze dem König vor, der im Mai 1824 seine Zustimmung erteilte. Nach Fünf Jahren Bauzeit konnte Erzbischof Joseph Maria Freiherr von Frauenberg die feierliche Weihe der neuen Kirche am 6. Oktober 1829 vornehmen. Der Tag war ein Festtag für ganz Fürth. Auch der evangelische Pfarrer Fronmüller ließ die Glocken läuten. Zur Finanzierung war in ganz Bayern gesammelt worden. Die jüdische Bevölkerung Fürths hatte ebenfalls eifrig gespendet und auch die evangelische Kirche, obwohl sie zeitgleich an der Nürnberger Straße die Auferstehungskirche baute. Sie ist ebenfalls von Brüger geplant worden und ist demnach eine Art Schwesterkirche Unserer Lieben Frau. Hans-Otto Schmitz