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Nachwort ihm damals den Weg dahin erklärt. »Da gehst du gleich fort über die lange steinerne Brücke in die Erlangerstraße und weiter außen mußt du dich nochmals zurecht Alfred Hierer, geboren am 14. Juli 1926, ist der Grund, fragen.« Meine Adresse hatte er vergessen, aber jener warum die »Lebenslinien« zu lesen sind. Seit einem Weisung erinnerte er sich noch. So frug er auf dem Weg knappen Jahrzehnt trägt er dazu bei, das Lebenswerk vom Bahnhof einen Mann – zufällig geriet er an einen seines Großvaters zu sammeln und zu publizieren, wie Kriminaler in Zivil – wo denn der Fritz Oerter wohne. es sich seine Mutter Babette Hierer gewünscht hat. Seine Wohnung müsse in der Nähe von der großen steiEr verbrachte viel Zeit mit Fritz Oerter auf dessen nernen Brücke sein, die zur Pulverfabrik führe. Der KriSofa in der ärmlichen, aber dennoch gemütlichen Dachminaler hörte den Namen Oerter, große steinerne Brügeschoßwohnung, die noch nicht einmal eine eigene cke, Pulverfabrik und sah sich den Mann genau an: ein Eingangstür hatte. Der kleine Alfred mußte in den zweigroßer, langer Kerl mit einem riesigen Schlapphut, eiten Stock laufen, zu einer Gittertür, und bei der Nachner hellgrünen, fast weißen Hose, dazu ein roter Lederbarin klingeln. »Die Großmutter kam dann herunter«, so gürtel, weißes Hemd, kurz: der Mensch Hierer, »öfffnete die Gittertür und ich bin sah aus wie ein bunter Vogel und erhinauf in die obere Wohnung.« Hierer beSuch lieber Freund suchte seinen Großvater vor allem, wenn schien sehr verdächtig. Außerdem trug er ein in große Leinwand eingemummseine Eltern das Kino besuchten, dann dein Glück nicht tes Etwas mit sich, das sich später zwar leisteten sie sich ab und zu ein Scheibanderwärts! als eine harmlose Mandoline entpuppchen Nugat, das sorgfältig geteilt wurDein einz’ger Quell de. Und weiter erinnert sich der heute te, in der Fantasie des Kriminalers jedoch ebenso gut eine Bombe oder Höllen95-jährige Enkel: »Dort habe ich manchdas ist dein Herz. maschine sein konnte. Aber es war Pfimal ein Messer gekriegt und durfte PaFritz Oerter ingstsonntag, er hatte dienstfrei, ganz pier aufschneiden, auf ein bestimmtes sicher war er überdies seiner Annahme Format, gefaltetes, entweder beschrieauch nicht, so tat er das Mindeste, was ben oder blanko, vielleicht sogar Zeituner für seine Pflicht hielt: Er ging zur nächsten Polizeiwagen, die als Klopapier verwendet wurden. Der Großvache und gab an, daß ich von einem höchst verdächtiter war ein ruhiger Mensch, überhaupt nicht aufbraugen Menschen besucht würde. Daher diese Haupt- und send. Bei seinen Arbeiten, wenn er seine Tusche herStaatsaktion, bei der die Polizei sich übrigens blamierte, stellte oder auf die Steine mit der bunten Farbe zeichdenn die Papiere des jungen Genossen waren vollkomnete, redete er meist nicht viel. Er erklärte mir, daß die men in Ordnung. Der gute Junge aus Schwaben hatte, Bilder, die er zeichnet, verschiedenfarbig sind und auf nachdem sie ihn in die Kaserne gesteckt hatten, mit soljeden Stein, um sie später drucken zu können, nur eine cher Intensität den Geisteskranken gespielt, daß er beiFarbe gezeichnet wird. Die Großmutter transportiernahe wirklich verrückt geworden war. Ein bißchen exte die Steine dann mit einem Leiterwagen nach Nürnzentrisch und abnormal ist er übrigens geblieben, aber berg, zur Spielwarenfiirma Kohler nach Muggenhof, er hatte ein natürliches Musiktalent. In den Tagen seiweil der Großvater das mit seinem Leistenbruch nicht nes Besuchs spielte er uns sein ganzes Repertoire, das mehr konnte. Oft saß er auch zeitungslesend auf seihauptsächlich alle revolutionären Lieder umfaßte, vor. nem Platz vor dem Bücherregal.« Fritz Oerter, geboren 1869 in Straubing, gestorben 1935 in Fürth, war Lithograph, Schriftsteller und Buchhändler. Zunächst Sozialdemokrat, begeisterte er sich bereits mit Anfang 20 für den gewaltfreien Anarchismus. Er war Zeit seines Lebens politisch aktiv und beteiligte sich etwa an der vier Tage währenden Fürther Räterepublik nach dem Ersten Weltkrieg. Danach eröfffnete er eine Leihbücherei, leitete die Redaktion von »Der Syndikalist« und war laut Rudolf Rocker einer »der begabtesten Schriftsteller der anarchistischen Bewegung«. Von Fritz Oerter als Lithograf gestaltete Ansichtskarte anlässlich der Eröffnung des neuen Stadttheaters 1902 18

Altstadtverein Fürth

Nr. 56 – 2023