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1. Totschlag des Wolf-Balthasar von Wolfsthal an seinem ehemaligen Diener am 22.4.1598 auf dem Kieselbühl zwischen Fürth und Burgfarrnbach
In einem Schreiben an seine Verwandten, die Reichs-Erbmarschölle von Pappenheim, die er um Asyl in Pappenheim anfleht, stellt Wolfsthal den Sachverhalt so dar:
Wolgeborne und edle Herren, denselben sind meine unterdenich freundtvetterliche dinst eußersten Vermögens zuvor, insonders gunstige libe herren vettern.
Denselbigen kann ich aus hochbetruebten hertzen und gemuet folgenden meinen clöglichen unfall vertraulich zu entdecken, nicht verhalten, dienstlich pittend mich deßhalben unbeschwert günstig zu vernehmen.
Und hat sich nemblich den 22. negstverschienenen monats Aprilis begeben, daB.ich meinen freundlich lieben bruder Wolf-Michaeln von Nolffsthal zu Fürth besuchen von Burgfahrenbach aus allein, ohne einige bei mir gehabten diener, gleichwol aller bezecht, reithen wollen. Ist mir zu allem unglück underwegen ein laggey, so vor diesem mein jung gewesen und mir ungevehr bei die zehen oder zwolff gulden wehrt, untreulich entragen, uffgestoßen. Den habe ich deßhalb, wie wohl zu erachten, etwas mit ungeduld angeredt. Und als er sich darauff gegen mir gantz trutzig erzeigt und wenig guett worth ausgelassen, ich auch nicht gewußt, ob er und wo er izo wieder in diensten, bin ich aus zorn und trunckenheit so weit Ubereilt worden, das ich mit gezucktem rappier einen straich uff ihne gefuhrt; aber seine anfangs gefehlt, allein meinen klepper hefftig ans knihe verwundt. Do ich nun solches gesehen und noch mehr zu zorn bewegt worden, und vermeint, ihme mit dem kurtzen rohr etlich trockene straich zu geben, geht mir leider das selbige ungewarnter sachen loß, vermeine aber nicht, daß ich ihne troffen, sondern weil er mir entlauffen will, eil ich ihme ferner nach, gibe ihme auch einen streich mit dem rappier ins haupt, haue ime erst ein stückh von dem Kopff heraus.
Da ich wieder von meinem bruder nach Hauß zu reihten willens, wurdt mir angezeigt, wie die sachen des laggeien halber gar übel stehen, so hab ich mich alsbald uß dem ort gethan. Deß andern tags hat der amptmann von Charlspurg dem befehl nach das schloß lassen einnemen, alle gemach verpetschieren, und daß man mir bei tag und nacht nachstellen thue, drei soldaten darein gelegt.
Wann ich dann leider bekennen muß, daß ich den sachen aus unbedacht mehr als zuviel gethan und dahero zuvorderst in gottes ungnad und dann in des durchleuchtigsten hochgebornen fürsten und herren herrn Georgen Friderichen marggrafen zu Brandenbg., zu Pommern und Schlesien, zu Jögerndorff xx hertzog, burckgraff zu Nurnberck und fürst zu Rügen,