Und auch der Herr Evora kann - Uns nur sehr wenig nützen! - Er will ja nur aus Eitelkeit - Ein Volksmandat besitzen! Und sag' ich etwas über Kahl, - So brauch ich nicht viel Worte. - Er ist, wie allgemein bekannt, - Ein Volksfeind schlimmster Sorte. Wir drohen mit Kanonen nicht, - Mit Schießgewehr und Säbel, - Wir drohen bloß mit uns'rer Zahl, D'rum wählet August Bebel! März 1890 (1.) Reichstagswahl: 19.761 Personen = 82 Prozent haben gewählt. Von 19.717 gültigen Stimmen erhielt v. Stauffenberg 11.059, A. Bebel 8658. (3.) Die Rednitz ist von der unteren Mühle bis zur Dambacher Mühle zugefroren. (26.) Von den 1812 hiesigen Wohnhäusern sind bis jetzt 1190 an die Wasserleitung angeschlossen. (28.) Nach einer Statistik über die Bewegung im Wirtschaftsgewerbe und den Kleinhandel mit Branntwein pro 1889 nimmt in Bezug auf Letzteren Fürth eine nicht beneidenswerte hervorragende Stelle ein. Im ganzen Königreich haben sich in 1889 die Wirtschaften um 68 vermehrt, während in den Branntweinausschankstellen eine Minderung um 107 eingetreten ist. In Mittelfranken haben sich die Branntweinschenken um 38 vermehrt, hiervon kommen auf Fürth 35!!, auf Nürnberg zwei. Zuwachs an Wirtschaften hatte Fürth 19 und Nürnberg 72. April 1890 (7.) Heute fand die Grundsteinlegung des Freimaurerlogengebäudes an der Dambacher Straße statt. (28). Der Streik in der Schaller'schen Fabrik ist zu Ende, ohne dass die Arbeiter einen Erfolg hatten. (29.) Straßenbahn: Personalstand: 1 Direktor, 1 Buchhalter, 1 Inspektor, 1 Billetteur, 1 Kommis, 4 Kontrolleure, 3 Stallmeister, 1 Futtermeister, 31 Kondukteure, 31 Kutscher, 18 Stallwärter, 6 Vorspannjungen, 2 Wegmacher, 1 Vorarbeiter, 4 Hilfsarbeiter, 8 Gleisleger, 2 Wagenwäscher, 1 Sicherheitsposten, 3 Schmiede, 1 Schlosser, 1 Schreiner, 1 Sattler und 1 Flaschner = 124 Personen. Der Pferdebestand war am 31. Dezember 1889 170 Stück. Jedes Pferd kostete pro Tag 2,348 Mark, hievon 1,716 Fourage. Der Wagenbestand besteht aus 65 Personenwagen mit 1.052 Sitz- und 780 Stehplätzen, 4 Salzwagen, 5 kl. Gepäckwagen, 4 Sprengwagen, 14 Arbeitswagen, 5 Schneepflügen, 1 Phaeton und 1 Schlitten. Dividende 4 Prozent. Wegen event. Einführung des elektrischen Betriebes sind Verhandlungen im Gange. Mai 1890 (7.) Heute abend zwischen 7 und 8 Uhr brach in den Industriewerkstätten von Ammersdörfer u. Haas in der Nordstraße Großfeuer aus, das riesige Dimensionen annahm und wobei der Drechslermeister und Obersteiger Gg. Gießwein in den Flammen umkam; derselbe ist verheiratet, 33 Jahre alt und Vater von 5 Kindern. Im Verlauf von 2 ½ Stunden waren zwei große dreistöckige Fabrikgebäude total ausgebrannt. Von Nürnberg und vielen umliegenden Ortschaften waren Feuerwehren zu Hilfe geeilt. Dank der herrschenden Windstille blieb das Feuer auf seinen Herd beschränkt. (9.) Heute früh gegen ½ 2 Uhr wurde abermals Feueralarm geblasen; die nördlich der abgebrannten 2 Häuser der Industriewerkstätten gelegenen Gebäudetrakte standen in hellen Flammen und brannten auch bis auf die Umfassungsmauern nieder; wie das Feuer sich so entwickeln konnte, ist unerklärlich, da die Feuerwehr bis Mitternacht mit Löschen der glimmenden Massen beschäftigt war; allerdings war in dieser Nacht ein starker Südwind eingetreten. Dieses Feuer war noch intensiver als das vom Mittwoch. Abermals waren Feuerwehren von Nürnberg und den umliegenden Ortschaften da. Der Schaden für die Besitzer A. u. H. sowie für viele Industrielle, welche in diesen Räumen ihre Geschäfte ausübten, ist groß; ca. 200 Arbeiter sind dadurch beschäftigungslos geworden. Auf dem alten Friedhof waren bei beiden Veranlassungen Tausende Zuschauer des grässlich-schönen Schauspiels. (11.) Heute früh gegen 8 Uhr musste die Feuerwehr abermals in Tätigkeit treten, indem die glimmenden Trümmerhaufen in hellen Brand gerieten; war bald gedämpft. - Im Laufe des gestrigen Nachmittags wurde der Fabrikbesitzer Fr. Haas, welcher behufs Erwerbung von leer stehenden Arbeitsräumen in der Mühlgasse sich auch in der Werkstätte des verunglückten Gießwein befand, von einem dort arbeitenden Drechsler mit einem Konsolefuß am Kopf schwer verletzt, weil er nach dessen Meinung am Tod des Meisters schuld sei. In der Nähe arbeitende Pflasterer mussten Haas gegen weitere Beschädigungen zu Hilfe kommen. (Erhielt am 25.6.90 6 Monate Gefängnis unter Abrechnung der Untersuchungshaft). Auch der Geschäftsinhaber Ammersdörfer hat sich durch Einstoßen eines rostigen Nagels in die große Zehe eine schwere Verwundung zugezogen. Die Überreste des verunglückten Obersteigers Gießwein wurden heute nachmittags auf dem neuen Friedhof zu Grabe gebracht. Deputationen der städtischen Behörden, Feuerwehren usw. wie auch Tausende von Personen waren zugegen. Juni 1890 16
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/16
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