März 1892 (17.) Eine geplante Aufhebung der Rathausturmwache kommt zunächst noch nicht zur Ausführung, nachdem die Feuerlöschkommission mit allen gegen eine Stimme begutachtete, dass es dermalen noch unzulässig sei. (22.) Das Gemeindekollegium richtet das Ansuchen an den Magistrat, die Schutzmänner zu nummerieren. (28.) Dem vom Gemeindekollegium ausgedrückten Wunsch, die Schutzmänner zu nummerieren, wurde vom Magistrat nicht stattgegeben, nachdem es zur Zeit 162 Mark Kosten verursachen würde und ein besonderer Kredit notwendig wäre. Die Schutzmänner sind gehalten, auf Befragen ihre Namen zu nennen. - Die öffentlichen Pissoirs sollen mit „in Pausen tätigen Wasserspülapparaten“, wie ein solcher bereits mit Erfolg tätig ist, versehen werden. Die alten Spülvorrichtungen sollen trotzdem als event. Ersatz beibehalten werden. Preis pro Apparat 30 Mark. (31.) Die bisher im Rathaus befindliche Freibank für minderwertiges Fleisch wird in das Haus Königstraße 103 verlegt. Gebühren werden erhoben für Großvieh 2 Mark, Schweine 1 Mark, Kälber, Schafe, Ziegen je 50 Pfennige per Stück. - Für Dienstleistungen von Schutzmännern bei privaten Anlässen (wie Hochzeiten, Bällen, Beerdigungen) werden in Anrechnung gebracht als niedrigster Satz 3 Mark bei einer Dienstleistung bis zu 2 Stunden, darüber 60 Pfennige für jede angefangene Stunde vor Mitternacht und 1 Mark nach Mitternacht. Die Beträge bilden ein Nebeneinkommen für die betr. Schutzmänner, nachdem dieselben solche Verrichtungen in dienstfreier Zeit versehen. April 1892 (1.) Mit Einführung der mitteleuropäischen Einheitszeit auf den Eisenbahnen wurden heute alle öffentlichen Uhren um 13 Minuten vorgerückt. (26.) Heute Nachmittag 3 ¾ Uhr entstand in einem Stadel des Gasthauses zum Schwane am Markt Großfeuer, was, durch starken Wind begünstigt, rasch um sich griff und sich auf mehrere angrenzende Städel und Hinterhäuser (11 Objekte) ausdehnte. Nach ca. 2 Stunden war man des Feuers Herr. Es kamen 1.500 Meter Schläuche zur Verwendung. Die Pflichtfeuerwehr fehlte bis auf die Chargierten. (27.) Heute wurde der doppelgleisige Betrieb auf der Strecke Fürth-Bamberg mit dem mittags von Bamberg kommenden Postzug Nr. 8 eröffnet, nachdem 2 Tage vorher die Probefahrt stattfand; da gestern auch auf der Strecke Lichtenfels-Hof der doppelgleisige Betrieb eröffnet wurde, so ist derselbe nun zwischen Fürth-Hof durchgeführt. Mai 1892 (1.) + 3 Grad, Schneefall. (4.) Seit einigen Wochen wird in den Zeitungen Propaganda gemacht, um das Kirchenbaucomité zu veranlassen, im südwestlichen Stadtteil einen Betsaal zu errichten, da der Bau der Kirche wahrscheinlich in diesem Jahrhundert aus Mangel an Mitteln doch nicht begonnen werden kann und eine große Anzahl Protestanten wegen zu großer Entfernung der beiden Kirchen kaum in der Lage seien, dem Gottesdienst anzuwohnen. Von gegnerischer Seite wird erwähnt, dass die Dorfbewohner sehr häufig noch viel weitere Wege machen müssen, um zur Kirche zu kommen. (12.) Bei der heurigen Rekrutenmusterung ist der Prozentsatz gegen das Vorjahr bei den unbedingt und bedingt Tauglichen um einige Prozent zurückgeblieben. Auffallend viele Fehler an Augen und Ohren. In Bezug auf die Ohrenleiden wurde auf Befragen dahin Auskunft gegeben, dass solche bei vielen infolge erhaltener Ohrfeigen während der Lehrlingszeit veranlasst wurden!! (16.) Leserbriefe an Zeitungen betreffs des Gesetzes zur Sonntagsruhe sind sich... so ziemlich alle einig, dass das Offenhalten der Läden in der Zeit von vormittags 11 Uhr bis nachmittags 2 Uhr statthaben soll. Ein Biedermann (?) ist überhaupt gegen Ladenschluss, „weil er sonst genötigt sein würde, Sonntag nachmittags seine bessere Hälfte auszuführen!“ (26.) Heute Nachmittag gegen 5 Uhr brach in der Fabrik von J. W. Spear und Söhne, Königswarterstraße 26, Feuer aus, das erst gegen 9 Uhr abends bewältigt werden konnte. Das dreistöckige Gebäude ist ausgebrannt. (1600 Meter Schläuche, 850 Cubikmeter Wasser, 6 Hydranten). 5 Feuerwehrleute wurden durch die Hitze krank. Juni 1892 (4.) Der Justizminister Frhr. v, Leonrod besichtigte heute das Amtsgerichtsgebäude, sowie mehrere für einen Amtsgerichtsneubau geeignete Anwesen. (18.) Nachmittags traf der Erzbischof Dr. Josef v. Schork aus Bamberg ein, um morgen vormittags die Firmung in der kathol. Stadtpfarrkirche vorzunehmen. Zur Begrüßung am Bahnhof hatten sich die Vertreter aller Behörden eingefunden, der Stadtpfarrer Sprecher mit beiden Kaplänen und eine Anzahl weißgekleideter Mädchen (Es ist das erste Mal, dass dahier eine Firmung vorgenommen wird; 21
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/21
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