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(14.) Der Magistrat genehmigte zum Etat 1895 die Aufstellung eines Polizeiassistenten und weiterer 10 Schutzleute. Zur Zeit gibt es 4 Polizeiwachtmeister, 1 Vizewachtmeister, 40 Schutzleute und 6 Amtsboten. Von den 40 Schutzleuten sind für die Nachtpatrouillen in der ganzen Stadt nur 8 verfügbar; durch die vermehrte Schutzmannschaft sollen die Patrouillen auf 10 gebracht werden. (20.) Die hiesigen Bäcker haben seit einer Reihe von Jahren eine starke Konkurrenz seitens auswärtiger Landbäcker bekommen, die ihnen tatsächlich den Nahrungsstand sehr beeinträchtigen. Die hiesigen Bäcker wenden sich an das Publikum mit dem Ersuchen, doch bei ihnen zu kaufen, da sie ja ebenso gutes und billiges Brot verkaufen. Die Landbäcker bestreiten das und es entwickelt sich ein heftiger Zeitungskampf, wobei es an Vorwürfen beiderseits nicht fehlt... - Nach dem neuen Adreßbuch gibt es hier 8 politische und 543 sonstige Vereine. Januar 1895 (2.) Im Friedhof wurden eine Anzahl Grabsteine umgeworfen. (17.) Die hiesige Bäckerinnung beantragte beim Magistrat Einschreitung gegen die Landbäcker insofern, als dieselben ungesundes Brunnenwasser zur Brotbereitung verwenden. Es soll ein amtsärztliches Gutachten eingeholt werden. (23.) Durch Einverleibung des Infanteriekasernements aus der Gemeinde Höfen in den Gemeindebezirk Fürth erhielt die Stadt einen Zuwachs von 5 Hektar 26 Ar. (31.) Nachdem der 26. Januar mit 3 Grad Kälte einsetzte, war am 27. 6 Grad, am 28. 13 Grad, am 29. 20 Grad, am 30. 10 Grad und heute 15 Grad Kälte. - Heute früh wurde das „Gasthaus zum Bären“ in Burgfarrnbach durch Feuer zerstört. Ein Teil der hiesigen Feuerwehr leistete Hilfe. Februar 1895 (2.) 14 Grad Kälte. - Heute früh 7 Uhr waren Arbeiter der Latrinenreinigungsanstalt mit dem Auftauen von mit Fäkalien gefüllten Gefäßen beschäftigt, als eine Explosion erfolgte, die den mit ca. 30 Schrauben befestigten Deckel mit großer Gewalt abrissen, wodurch mehrere Arbeiter schwer verletzt wurden. (8.) 24 Grad Kälte. (15.) Die Influenza tritt z. Zt. ziemlich heftig auf, sämtliche (125) Betten im Krankenhaus sind belegt. (16.) Die Stadtgemeinde hat in den letzten 7 Wochen für Schneeräumen 5777 Mark verausgabt. (21.) Der Partiewarenverkäufer Weinheber, welcher wie er in den Zeitungen anzeigt, ein großes Schuhwarenlager en bloc sehr billig erworben hat und dasselbe dem Verkauf unterstellt, teilt in einer Nachschrift mit, dass mehrere Körbe mit Ausschuss von Schuhwaren täglich von 6-7 Uhr abends an Unbemittelte umsonst abgegeben werden. Es haben sich nun so viele „Unbemittelte“ eingefunden, dass der Vorrat von ca. 200 Schuhen an einem Abend aufgebraucht wurde. Des anderen Abends erschienen Massen von Leuten, die auch von dieser billigen Quelle beziehen wollten; nachdem dieselbe aber bereits versiegt war, gingen sie mit Drohungen gegen W. vor, so dass dieser seinen Laden schließen musste. W. veröffentlicht in den Zeitungen, dass er so was nie wieder tun will, nachdem Undank der Welt Lohn ist. März 1895 (13.) Nachdem seit dem 27. Dezember letzten Jahres eingetretenen Schneefall durch immer hinzukommenden Schnee eine permanente Schneelage sich gebildet hat, ist letztere nunmehr aus der Stadt ganz, und von den Wiesen und Feldern größtenteils verschwunden. Seit 27. Dezember schneite es an 32 Tagen, leichteren Schneefall nicht gerechnet. Trotz dieser enormen Schneemassen bewahrheitete sich das Sprichwort: „Großer Schnee, kleine Wasser.“ Die Flüsse traten nicht über die Ufer. (20.) Rednitz- und Pegnitzwiesen sind überschwemmt. (27.) Der Bürgerverein hat gestern nachstehendes Telegramm an den deutschen Kaiser abgesandt: „Sr. Majestät Kaiser und König Wilhelm II. ehrfurchtvollsten Dank für die jedem deutschen Herzen wohltuenden Worte, die Ew. Majestät an den Fürsten Bismarck gefunden, gegenüber der undeutschen Haltung des Reichstages. In alleruntertänigster Ehrfurcht und Treue der nationalliberale Bürgerverein Fürth.“ (28.) Die hiesige Bäckerinnung beantragt beim Magistrat, dass eine ortspolizeiliche Vorschrift dahin erlassen werden, dass nur solche auswärtigen Bäcker Brot einbringen dürfen, wo der amtliche Nachweis erbracht ist, dass zur Brotbereitung nur chemisch reines Wasser benützt wird. Wurde vom Magistrat abgelehnt, weil gesetzlich nicht zulässig, den Bestimmungen der Gewerbeordnung widersprechen würde und die auswärtigen Bäcker ebenfalls auf Grund der Vorschriften des Nahrungsmittelgesetzes verpflichtet sind, gesundheitsunschädliches Brot zu backen. (29.) Der Magistrat hat es mit 7 gegen 6 Stimmen abgelehnt, anlässlich des 80. Geburtstages des Fürsten Bismarck ein Glückwunschtelegramm an denselben abzusenden... (30.) Bismarckfeier im Bürgerverein... 29