(2.) Eine auf heute angekündigte Arbeiterinnenversammlung, in welcher Frau Steinbach aus Hamburg sprechen sollte, wurde polizeilich verboten. (30.) Um eine Schulpedellstelle haben sich 103 Bewerber gemeldet!! - Beginn des Volksfestes auf der kleinen Hardt, aus Anlaß des 25. Jahrestages von Sedan. Fast alle Häuser waren dekoriert und beflaggt, die Altäre in den Kirchen gärtnerisch geschmückt. ¼-stündiges Geläute aller Kirchen- und Turmglocken mittags um 1 Uhr. Die an den Schulfeiern in den Turnsälen teilnehmenden Schüler erhalten seitens der Stadt eine Erinnerungsgabe, bestehend in einer von Schulrat Dr. Bauer verfaßten Gedächtnisschrift der glorreichen Tage von 1870/71. September 1895 (1.) Früh Choral vom Rathausturm geblasen. Tagreveille der Musikkorps. Festgottesdienst in den Kirchen. Vormittag 11 Uhr Zug der Veteranen zum Kriegergrab nach dem alten Friedhof; Gedächtnisfeier daselbst. Ovation vor dem Kriegerdenkmal. Vor dem Rathaus Festrede des Landgerichtsrats Krieger. Gedenktafel daselbst dekoriert. Nachmittags 2 ½ Uhr historischer Festzug vom Bahnhofsplatz zur Hardt; daselbst Volksfest mit volkstümlichem Turnen. Abend Feuerwerk. (2.) Nachmittags alle Geschäfte geschlossen. Am Abend Festvorstellung im Theater mit lebenden Bildern durch Dilettanten und Künstler. 6 Gesangvereine brachten „Das deutsche Lied und Siegesgesang der Deutschen und der Hermansschlacht“ zum Vortrag. Freudenfeuer auf der Hardt... (3.) Ein Antrag der Wirte auf dem Festplatz, das Fest um 2 Tage zu verlängern, wurde vom Magistrat nicht genehmigt. Während der 3 Festtage wurden auf dem Festplatz der Hardt 380 Hektoliter Bier verzapft. Die Festvorstellung im Theater ergab 316 Mark. Der Glückshafen netto 3086 Mark; ferner andere festliche Veranstaltungen einen Überschuss von 1170 Mark. Beide erste Posten zur Unterstützung hilfsbedürftiger Hinterbliebener von Veteranen. Der Überschuss zur Unterstützung hilfsbedürftiger Veteranen von 1866 und 1870/71. (16.) Eine auf heute Abend einberufene öffentliche Versammlung „aller in der Papierindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen“ wurde nicht abgehalten, weil der überwachende Beamte auf bezirksamtlichen Auftrag die Entfernung der Frauen und Minderjährigen forderte, worauf man jedoch nicht eingehen wollte. Unter Absingung der Arbeitermarseillaise wurde das Lokal geräumt. (21.) Die „Fürther Volkszeitung“ erscheint seit heute unter dem Titel „Nordbayerische Zeitung (Fürther Volkszeitung)“. Oktober 1895 (12.) Nach 9 Uhr abends brach im israelitischen Krankenhaus Feuer aus, wodurch der Dachstuhl und der 2. Stock vollständig vernichtet wurden. Es herrschte Sturmwind. (14.) Mit dem vormittags um 10 Uhr in Nürnberg abgelassenen Zug der Ludwigsbahn wurde die Haltestelle „Fürth-Ost“ eröffnet... (30.) Der Verein der Niederbronner Schwestern für Krankenpflege hat seine Tätigkeit dahier zunächst mit 3 Schwestern begonnen. November 1895 (14.) Auf Anregung des Gemeindekollegiums wurde im Laufe dieses Jahres beschlossen, eine gemischte gemeindliche Kommission niederzusetzen, um zu prüfen, ob nicht eine Überteuerung der Fleischpreise bestehe. Es wurde zu diesem Zweck eine Enquete veranstaltet, um festzustellen, ob ein Mißverhältnis zwischen Vieheinkaufspreisen und Fleichverkaufspreisen bestehe. Umfragen in vielen Städten haben ergeben, dass Differenzen in keinen höheren Ziffern bestehen als hier. An die Metzger wurde das Ansinnen gestellt, das Ochsenfleisch um 5 Pfennige, das Schweinefleisch um 2 Pfennige billiger abzugeben, worauf sie jedoch nicht eingingen, da sie z. B. bei 75 Pfennigen für 1 Pfund Ochsenfleisch keinen Nutzen, sondern Schaden haben. Der Reingewinn bei einem Ochsen betrage im günstigsten Fall 32 Mark 10 Pfennige. Die Kommission überzeugte sich, dass die Metzger zwar einen Gewinn, aber keinen verhältnismäßig hohen haben und sonach soll von Gemeindewegen nicht vorgegangen werden... (21.) Nachdem der Theaterkritiker des hiesigen „Central-Anzeigers“ die gestrige Aufführung „Wohltätige Frauen“ einer ziemlich tadelnden Kritik unterzog, wurde ihm der Freiplatz für den Kritiker unterzogen. (Abfällige Kritiken brachten auch das „Fürther Tagblatt“ und die „Nordbayerische Zeitung“). (29.) Förster Brütting legte dem Magistrat einen Plan über den gegenwärtigen Stand des im heurigen Jahre durch den Kiefernspanner befallenen Stadtwaldes vor. Danach sind 25 Hektar ganz kahl; 76 Lichtfraß, 38 Halbfraß und 36 Nachfraß. Fraßfrei nur 51 Hektar. - Nachdem das Gasglühlicht sich für die Straßenbeleuchtung in Bezug auf Ersparnis sowohl als auch auf größere Leuchtkraft bewährt hat, wird dasselbe allmählich in der ganzen Stadt eingeführt. Dezember 1895 31
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/31
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