(16.) Heute begannen im Walde (Gelände) zwischen Oberfürberg, Burgfarrnbach, Hiltmannsdorf, Egersdorf und Weiherhof bei dem 14. Infanterieregiment Schießübungen mit scharfer Munition, nördlich der Bahnlinie Fürth-Cadolzburg. Schusslinie nach Westen. Januar 1896 (1.) Früh gegen 4 Uhr wollte eine Polizeipatrouille in einer Wirtschaft der Flößaustraße Ruhe schaffen, fand aber seitens der dort verkehrenden Gäste Widerstand, auch wurde mit Revolvern geschossen. Trotz erhaltenen Sukkurses [Unterstützung] mussten sich die Polizeimänner in das Wachlokal der Jakobinenstraße zurückziehen, woselbst sie längere Zeit belagert wurden. Die betreffende Wirtschaft wurde unter längere Polizeiaufsicht gestellt. (17.) Nachdem der Waldbestand auf dem von der Stadtgemeinde aufgekauften Areal von 5,315 Hektar behufs Erweiterung des Friedhofs an der Erlanger Straße bereits voriges Jahr zur Hälfte abgeholzt wurde, verschwand nun auch die andere Hälfte durch Säge und Axt. Die Gemeinde Ronhof, bisherige Eigentümerin, hatte sich das Recht auf das Holz ausbedungen. (30.) Der seit 10 Jahren bestehende Eisklub hat 800 Mitglieder. Februar 1896 (1.) Heute erfolgte der Einmarsch der 1. Eskadron des 1. Chev.-Regiments unter den Klängen der Regimentsmusik... - Auf der Staatsbahnstrecke Nürnberg-Fürth ist seit heute die elektrische Streckenblockierung mit 4 Blockstationen in Betrieb. (12.) Frau Regina Morgenstern hat mit einem Kapital von 10.000 Mark eine Stiftung errichtet... Nach dem Jahre 1906 sollen die Zinsen ausschließlich zwei bedürftigen, mit Kindern gesegneten und hier wohnhaften Witwen, von denen die eine der christlichen, die andere der jüdischen Konfession angehören soll, ausbezahlt werden. (15.) Mit heutigem wurde das östlich gelegene Trottoir des Tunnels Schwabacher Straße dem Verkehr übergeben und es findet sonach ein Übergang über die Gleise nicht mehr statt. (19.) Beim Geismann'schen Saalbau wurde der Maurerlehrling Schmauß von Unterfarrnbach von einer Transmission erfaßt und sofort getötet. März 1896 (1.) Heute begann der Salvatorausschank im neuerbauten Saal der Brauerei Geismann in der Schirmstraße. Großer Verkehr. Schlägerei zwischen Zivil und Militär, weshalb über das Lokal Militärverbot verhängt wurde. (11.) In heutiger Sitzung der Abgeordneten wurde die Errichtung eines humanistischen Gymnasiums genehmigt. - In 6 Werkstätten der Bau- und Möbelschreiner sind die Arbeiter heute in den Ausstand getreten. Ein Generalstreik wurde wegen der großen Kosten von der Versammlung der Holzarbeiter mit allen gegen 3 Stimmen abgelehnt. (12.) Der Eintrieb auf den seit 1. Oktober 1895 eröffneten Viehmarkt blieb hinter allen Erwartungen. Im letzten Quartal 1895 wurden nur 139 Stück Großvieh, 121 Kälber und 127 Schafe zugetrieben. Der Grund ist wohl in der Nähe Nürnbergs zu suchen. (16.) In den Werkstätten der Bau- und Möbelschreiner wurde die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem die Arbeitgeber wegen der bevorstehenden Ausstellung in Nürnberg Verpflichtungen übernommen hatten, die sie zum Nachgeben bestimmten. Dagegen hat der Streik der Holzarbeiter an Umfang zugenommen... Es streiken auch die Glasarbeiter in verschiedenen Betrieben und die Steindrucker der lithografischen Anstalt von Josef Hesse. Die Arbeit ist z. Zt. in 25 Betrieben eingestellt und dabei ca. 1300 bis 1400 Arbeiter beteiligt. Die Fabriken sind von Streikposten blockiert. (20.) Von heute an verkehren Fuhrwerke aller Art durch den Tunnel in der Schwabacher Straße. (23.) Gestern abend fand ein Dammbruch des Donau-Main-Kanals bei Schleuse 81 nahe Kronach statt, wodurch Felder usw. auf weite Strecken überschwemmt wurden; das Wasser an dortiger Stelle im Kanal sank um 1 Meter. Man nimmt an, dass der Bruch durch Feldmäuse, welche den Damm unterwühlten, herbeigeführt wurde. Auf den Wiesen lagen Hunderte von toten Fischen. April 1896 (2.) Dr. Jakob Frank wurde zum Assistenzarzt im hiesigen Krankenhaus gewählt. (16.) In den Facettenschleifereien haben gestern die Glasarbeiter die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem seitens der Fabrikbesitzer eine fünfviertelstündige Mittagspause freiwillig gewährt wurde. Die Holzarbeiterkommission hat beschlossen, mit den einzelnen Fabrikbesitzern in Unterhandlung zu treten. - Gestern Abend haben sich die Ansammlungen Streikender und Neugieriger wiederholt. Regierungsassessor Müller als Regierungskommissär ist hier eingetroffen; ebenso Gendarmerieoberstlieutnant v. Reck (Ansbach) mit 12 Gendarmen, die im Laufe des Tages durch Zuzug auf 35 gebracht wurden. Dieselben nahmen abends in Gemeinschaft mit den Schutzleuten 32
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/32
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