Handwerkerkörperschaften; 5. Gruppe: Einzug des Königs Wilhelm III. von Preußen mit Gemahlin Luise (1805) usw. Es beteiligten sich 90 Vereine, 4 Festwagen, kostümierte Fußtruppen, alte Landwehr, markgräfliche Soldaten usw. Auf dem Festplatz turnerische Vorführung mit Preisverleihung... (26.) Mit Rücksicht auf die ungünstige Witterung und auf das am 29. beginnende Volksfest in Nürnberg sind die meisten Schausteller vom hiesigen Volksfestplatz abgezogen. (31.) Heute kamen dahier 4 Generale, das Infanterie-Leibregiment, das 1. und 2. Infanterieregiment und 1 Artillerieabteilung ins Quartier. Die Artillerie und 1. Infanterieregiment kamen in die (leeren) Kasernen, alle übrigen Mannschaften in Massenquartiere der Volksschulhäuser und Turnsäle. Die in letzteren Quartieren untergebrachten Mannschaften erhielten von Gemeindewegen pro Mann und Tag 30 Pfennige Biergeld. Ein ungenannt sein wollender Bürger übergab dem Bürgermeister 1.000 Mark um den Soldaten noch ein extra bene zu tun; in Folge dessen bekommt am 2. September nach stattgefundener Parade [in Nürnberg in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II.] ein jeder Soldat zum Essen 1 Liter Bier. September 1897 (1.) Heute fand der 1. Spatenstich zum Bau der 3. protestantischen Kirche statt. (4.) In Folge des Dingley Tarifs, welcher den Export nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika für verschiedene Artikel geradezu unmöglich macht, sehen sich die Fabrikanten gezwungen, die Löhne zu reduzieren. Eine Glasarbeiterversammlung hat sich damit einverstanden erklärt, dass der Tarif bei großem Glas um 15 Prozent herabgesetzt werde. (10.) [Ausführlicher Artikel über die Wohnungsnot und die Errichtung billiger Wohnungen in der Badstraße]. (26.) Der Konsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Charles Erdmann, hat seine Funktion dahier übernommen und zwar als selbständiger Konsul, vom Präsidenten direkt ernannt und vom Senat bestätigt. Fürth ist nunmehr Konsulat, nicht mehr Agentur. (Die Freude war kurz.) Oktober 1897 (1.) Amtsgerichts- und Rentamtsneubau. Wie bereits konstatiert, sind im Staatsbudget pro 1898 und 1899 die Mittel eingesetzt... Das Rentamtsgebäude in Fürth genügt in keiner Weise mehr den durch das Aufblühen der Stadt gesteigerten Bedürfnissen des Dienstes... Dasselbe wurde in den Jahren 1621 und 1622 mit der Zweckbestimmung eines Markgräflich-Ansbachischen Geleithauses erbaut und im Jahr 1809 vom Staat übernommen... [Ausführliche Schilderungen über Nutzung und Zustand der Innenräume] (8.) Export nach Nordamerika 3. Quartal 354.324 Dollars = 1.505.590 Mark (-873.403 Mark). (31.) Kirchliche Feier der Grundsteinlegung der 3. protestantischen Kirche in Fürth, nachmittags 3 ½ Uhr... Der festliche Akt ging unter lebhafter Anteilnahme aller Kreise der Bevölkerung vor sich... [Ausführliche Schilderung]. November 1897 (17.) Die Uhr der katholischen Kirche, welche seit dem Absturz des Uhrmachergehilfen Klein, der sich im Turm erschoss, nicht mehr richtig funktionierte, erfordert für Reparatur eine Ausgabe von mehreren hundert Mark. Die katholische Kirchengemeinde wünscht einen erheblichen Zuschuss mit Rücksicht darauf, dass die Uhr im gewissen Sinne eine öffentliche (Gemeinde-) Uhr ist. Es wird dieser Auffassung im Magistrat entgegengetreten mit der Betonung, dass bei der Nähe der Rathausuhr ein öffentliches Interesse nicht anerkannt zu werden vermag. (18.) Nach einem Bericht der Versorgungshauskommission gestalten sich die Kostverhältnisse im Versorgungshaus folgendermaßen: Morgens pro Person ¼ Liter Milchkaffee, 90 gr. weißes Brot.... Vormittags: 9 Uhr ¼ Liter Bier oder ¼ Liter Milch, 250 gr. schwarzes Brot oder 140 gr. römisch (Kipf). Mittags: In der Regel: Sonntag: 200 gr. (rohes Gewicht) Schweins- oder Kalbsbraten mit Salat oder Salzkartoffeln. Montag: Nudel- oder Gerstelsuppe (selbst hergestellt); 70-75 gr. beinloses Ochsenfleisch und Zulage. Dienstag: Linsen mit je 2 geräucherten Bratwürsten oder 2 Knackwürsten; Suppe an jeden, wenn verlangt... Mittwoch: Sauerkraut und Schweinefleisch... Donnerstag und Freitag: Suppe, Fleisch, Zulage. Samstag: Gries- oder Melbersgerstlsuppe, Fleisch, Zulage. Nachmittags: ¼ Liter Kaffee oder Milch und 70 gr. römisch Brot (Kipf). Abends: In der Regel: Sonntag: Kaffee und 90 gr. Weißbrot. Montag: Griessuppe. Dienstag: Zwiebelsuppe. Mittwoch: Brennsuppe. Donnerstag: Kartoffelsuppe. Freitag: Kaffee und 90 gr. Weißbrot. Samstag: Milchsuppe... Magistrat und Gemeindekollegium finden die so geschilderte Verpflegung nicht nur ausreichend, sondern auch abwechslungsreich. Dezember 1897 (9.) Die Gehaltsbezüge für Lehrerinnen sind für die ersten 3 Dienstjahre 1260 Mark; vom 4-6 Jahr 1380 Mark; vom 7-10 Jahr 1500 Mark; vom 11-15 Jahr 1620 Mark; über 16 Dienstjahre 1740 Mark... 37
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/37
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