Verhaftet ist der Schnäbele, - Wohl schreit darob der Pöbele Und möchte nach Berlin – Die Deutschen zu vermöbele, Doch lässt man schreien ihn. Verhaftet ist der Schnäbele, Es kommt wohl ein Erdbebele, - Man hört es murmeln schon. Doch Moltkes Generalstäbele, - Lacht über all das Droh’n. Verhaftet ist der Schnäbele,- Man wird das kecke Knäbele, Bald wieder lassen frei; - Dann ist verscheucht das Rebele Und alles ist vorbei“.Mai 1887 (1.) Wegen Milchpanscherei wurde die Oekonomenfrau B. V. von W. zu 14 Tagen Gefängnis und 75 Mark Geldstrafe verurteilt. Dieses Muster von einer Bäuerin hat öfters der Milch Spülwasser aus dem Schwankkessel eines Wirts beigesetzt und diese so getaufte (appetitliche) Milch zugestandenermaßen an einen Bäcker verkauft. Diese Person war schon vor einem Jahr wegen gleicher Tat in Untersuchung, diese wurde jedoch wieder eingestellt. (5.) Der Edisongesellschaft in Berlin wird auf deren Zuschrift, die Einrichtung elektrischer Beleuchtung dahier betreff, erwidert, dass vorerst keine Veranlassung bestehe, diese Frage in Instruktion zu ziehen und falls das einmal der Fall sein sollte, die Stadt den Betrieb selbst in die Hand nehmen wird. (11.) Die Reichsbank ermäßigt ihren Satz für Wechseldiskont auf 3, Lombard auf 3 ½ resp. 4 %. In Handelskreisen wird diese Herabsetzung nach doppelter Richtung hin günstig aufgefasst; einmal sah man darin die offizielle Anerkennung der auch in Deutschland herrschenden Goldfülle, und dann glaubte man die Maßregel des Reichsbankdirektoriums auch als Symptom für eine Besserung der politischen Lage betrachten zu dürfen, zumal die Diskontermäßigung gleich um ein volles Prozent erfolgte. (12.) Der Bau des Postgebäudes wurde bei 5 ½ % Abgebot dem Baumeister B. Hoffmann in Nürnberg übertragen. (15.) Verstorben Dr. Wilhelm Königswarter, Ehrenbürger der Stadt Fürth, (geb. am 4. März 1809 dahier) in Meran. (18.) Heute wurde der eiserne Steg auf der alten Veste einer Belastungsprobe unterworfen und sodann dem Verkehr übergeben. Die Aktienbrauerei Zirndorf ließ denselben auf ihre Kosten herstellen und gab ihm den Namen „Schwedensteg“. (20.) In heutiger Magistratssitzung ergriff Herr Bürgermeister Langhans das Wort, um sich wie folgt zu äußern: „Der erste Tag dieser Woche hat Fürth in schwere Trauer versetzt. Der langjährige Wohltäter und Ehrenbürger unserer Stadt, Dr. W. Königswarter ist Sonntag mittags 11 ½ Uhr aus dem Leben geschieden. Der Verlebte war ein edler Mann in des Wortes vollster Bedeutung, dessen Sinnen und trachten einzig darauf gerichtet war, die den Armen auferlegte Bürde zu erleichtern, für gute Erziehung und wahrhafte Bildung zu wirken, das Schöne und Gute unablässig zu fördern. Den Ausfluss dieses idealen Strebens hat in hervorragender Weise Fürth genossen, aber auch in anderen Städten, die der Entschlafene mit Stiftungen bedachte, wird der Name Königswarter mit hoher Verehrung genannt. Besonderer Beschlussfassung bleibe vorbehalten, in welcher Weise die Stadt ihren tiefgefühlten Dank zum Ausdruck bringen will, Sie aber, meine Herren, bitte ich, zum Zeichen ihrer gerechten Trauer und wahren Verehrung, sich von den Sitzen erheben zu wollen.“ (Was geschieht). (22.) Heute war im entsprechend dekorierten Rathaussaal Trauerfeier für den verstorbenen Ehrenbürger Dr. Königswarter. Die Asche des in Gotha verbrannten Leichnams wurde von einem Verwandten desselben in einer Urne hierhergebracht. Bürgermeister Langhans betonte in seiner Rede die Verdienste des Verstorbenen um die hiesige Stadt und drückte namens der städtischen Kollegien Dank dafür aus. Es sprachen noch Rektor Brunotte für den Gewerbeverein, Sekretär Hellerich für den westlichen Vorstadtverein, Dr. Schmidt für den Jugendhort, Ph. Engelhadrt für den Kunstverein. Vor und nach der Feier sang ein dreifaches Quartett des Lehrergesangvereins. Die Urne wurde sodann in Begleitung eines Teils der Trauerversammlung nach dem israelitischen Friedhof überführt und in einem Schrank bis zur Fertigstellung eines Denkmals aufbewahrt. Kränze wurden in großer Zahl gespendet. (23.) Beginn der Arbeiten zum Bau des Post- und Telegraphengebäudes. (24.) Eine Neuerung, bei Prüfung der Heimatrechtsgesuche der Armenpflege Fragebogen über die Gesuchsteller zur Beantwortung vorzulegen, will G.-B Zick als eine reaktionäre (?) Maßregel, hauptsächlich den Minderbemittelten gegenüber, wieder beseitigt wissen. Geht an eine Kommission, die sich anderwärts zu erkundigen hat, wie es dort gehalten wird. - In der Simon- und Amalienstraße wurden Akazienbäume gepflanzt. - Am Cadolzburger Wege werden 2 und am Vacher Wege 3 Gaslaternen aufgestellt. Letztere bedingen durch die Verlängerung der Rohrleitung bis zum Endpunkt des Heckengässchens eine Ausgabe von 2500 Mark. Die Amalienstraße muss sich bezüglich Anbringung von Laternen noch gedulden. - Vom königlichen Staatsministerium werden Erhebungen darüber gepflogen, welche Maßregeln zur Bekämpfung des Missbrauchs geistiger Getränke geeignet erscheinen. Der Magistrat befürwortet 1. dass Branntwein im Kleinen nur gegen Bezahlung abgegeben werden darf, 2. dass gegen notorische Trunkenbolde von Fall zu Fall strafrechtlich vorgegangen evtl. 4
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/4
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