Sachverständiger gilt, besah sich heute mehrere für einen Theaterneubau in Aussicht genommene Plätze und bezeichnete als passendsten die Anlage am Ludwigsbahnhof (!). (25.) Im neuen Friedhof nehmen die Maulwürfe sehr überhand und schädigen Wege und Gräber, nachdem jedoch laut Gutachten dieselben mehr nützen als schaden, soll von einer Verfolgung von Gemeindewegen Umgang genommen werden. (26.) Die Firma S. Bendit und Söhne, Spiegel und Fensterglasfabrik und Beleganstalt begeht ihr 100jähriges Geschäftsjubiläum. Die Beamten und Arbeiter wurden mit entsprechenden Geschenken bedacht. Die Teilhaber Lippmann und Karl Bendit errichteten aus diesem Anlass mit einem Kapital von 100.000 Mark eine L. und C. Bendit'sche Stiftung... September 1898 (7.) Die Abrechnung des 9. Fränkischen Sängerbundfestes ergab 43.696 Mark Einnahmen, denen 47.404 Mark Ausgaben gegenüberstehen. Nachdem somit ein Defizit von 3707 Mark zu decken ist, sind die Garantiefondszeichner mit 6,55 Prozent heranzuziehen. Festhalle 23.127 Mark; Podium und Einplankung 2570 Mark; Musiken 4315 Mark; Beleuchtung 4852 Mark; Druckkosten Festzeitung usw. 3750 Mark; Pläne für Festhalle 1000 Mark; Dekoration 2715 Mark; Assekuranz 340 Mark; Wachen 127 Mark; Löhne, Porti, Fest- und Eintrittskarten, Festzeichen usw. 3513 Mark. An Wohltätigkeitsanstalten 25 Prozent aus dem Erlös des Glückshafens 615 Mark usw. Unter den Einnahmen figurieren u. A.: Bundeszuschuss 6000 Mark; Beiträge von 4792 Sängern 9584 Mark; Eintrittsgelder 15.752 Mark; Glückshafen 2459 Mark; Festkarten, Programme 890 Mark; Festpostkarten, Platzmiete usw. 2337 Mark. Zum Gelingen des Festes waren alle Vorbedingungen gegeben, anhaltendes, wunderbar schönes Wetter, infolgedessen großartige Beteiligung auswärtiger Sänger und sonstiger Fremder. Dazu die Nähe Nürnbergs, welches gewaltige Menschenmassen brachte, nicht minder auch die Umgegend und entferntere Städte. Trotz alledem ergab sich ein Defizit. Man schmeichelte sich, den Bundeszuschuss nicht zu benötigen. Wie soll da bei gleich günstigen Umständen eine gleiche Stadt, oder gar noch eine kleinere, isolierte Stadt abschließen. Und wie erst bei ungünstiger Witterung? Es werden eben die teuren Festhallen wegfallen müssen und ambulante Hallen, welche auf dem jeweiligen Festplatz aufzustellen sind, in Verwendung kommen. (18.) Seit einiger Zeit ist wieder eine Bewegung der Holzarbeiter im Gange zur Erzielung 56stündiger Arbeitszeit und 1 ½ stündiger Mittagspause; ca. 100 Mitarbeiter der Hausel'schen Rahmenfabrik legten die Arbeit nieder. (19.) Protestversammlung im Geismannsaal der hiesigen Sozialdemokraten gegen die in der Oynhausener Kaiserrede angekündigte Streikgesetzvorlage (Referent Dr. Südekum). (23.) Seit gestern ist das hiesige Gymnasium ein Vollgymnasium und es befinden sich zur Zeit daselbst 245 Schüler (am Schluss des Schuljahres 200). (29.) Eröffnung des städtischen Volksbades in der Hirschenstraße. (30.) Das hiesige Vereinigte Staaten-Konsulat wurde mit heutigem wieder aufgehoben. Oktober 1898 (1.) Die Uhr der katholischen Kirche, welche seinerzeit, als Uhrmachergehilfe Meier im Turm daselbst sich erschoss und durch dessen Fall auf das Gestänge schadhaft wurde, wird zugleich mit den Zifferblättern renoviert und wieder in den Stand gesetzt. (6.) Infolge einer Eingabe des nordöstlichen Vorstadtvereins vom 15. September, der Magistrat wolle einen Teil oder auch den ganzen Gemeindebezirk Poppenreuth in Fürth einverleiben, beschloss derselbe in Verhandlungen einzutreten und Poppenreuth zu einer Erklärungsabgabe zu veranlassen. Die Gemeindeverwaltung Poppenreuth hat sich am 1. einstimmig dahin erklärt, es sei die Einverleibung der ganzen Gemeinde anzustreben. Die Angelegenheit geht an die gemischte gemeindliche Kommission, welche sich mit der Aufteilung der Gemeinde Höfen beschäftigt. (8.) Richtfeier der St. Paulus-Kirche (Verursachte Kosten 436 Mark). (10.) In der Hemmersbach'schen Spiegel- und Möbelfabrik hat heute der größte Teil der Arbeiter die Arbeit niedergelegt. (11.) Die gestrigen Verhandlungen der Lohnkommission der Arbeiter mit Fabrikbesitzer Hemmersbach führten zu einem Ausgleich dahin gehend, dass bei 1 ½ stündiger Mittagspause, 57 Stunden Wochenarbeitszeit stattfindet. Unter denselben Bedingungen wird auch in den anderen im Ausstand sich befindlichen Fabriken die Arbeit wieder aufgenommen. Es sollen nun andere Fabrikbesitzer zu gleichen Zugeständnissen veranlasst werden, wie überhaupt die Lohnkommission die 56stündige Arbeitszeit herbeizuführen, im Auge behalten soll. (26.) Für Trottoirrandsteinlegung haben die betreffenden Hausbesitzer ab 1. Januar 1898 per laufenden Meter 5 Mark zu bezahlen. Der Selbstkostenpreis der Gemeinde beträgt 5 Mark 80 Pfennige. (29.) Das Königsabzeichen für die beste Gesamtleistung im Schießen während des Übungsjahres 1898 für das 2. bayer. Armeekorps wurde der 1. Kompagnie des 21. Infanterieregiments dahier, Hauptmann Streitel, verliehen; vor 2 Jahren erhielt die Kompagnie des 14. Infanterieregiments unter Hauptmann Streitel dieselbe Auszeichnung. 40
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/40
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