Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/42

Aus FürthWiki

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

(9.) Das seit 1. März 1889 von dem Besitzer A. Knuß betriebene Wilhelmsbad verabreichte während dieser Zeit folgende Arten von Bädern: 525.627 Wannenbäder 1., 2. und 3. Kl., 151.216 Brausebäder à 10 Pfennige, 143.710 Schwimmbäder für Knaben und Mädchen, 33.986 Kasten- und Volldampfbäder, 312 Bäder außerhalb der Anstalt. (13.) Der Salvatorausschank im Geismann'schen Saale dauerte 12 Tage, an welchen 630 Hektoliter verzapft wurden bei einem Besuch von 42.000 Eintritt zahlenden Personen. - Nach einer heute in Berlin stattgehabten Gerichtsverhandlung steht der Brauerei Schmederer in München das alleinige Recht zu, ihr diesbezügliches Gebräu [als] Salvator zu bezeichnen. Die Gebrüder Geismann haben infolgedessen ihr Salvator genanntes Bier in den lieblich klingenden Namen „Frühlingsdoppelbier“ umgetauft, wobei es aber niemandem einfällt, eine Maß „Frühlingsdoppelbier“ zu verlangen, da der Name doch etwas zu länglich ist. (18.) Die Influenza ist seit einigen Wochen dahier epidemisch, so dass es des Öfteren vorkommt, dass 2-4 Angehörige einer Familie gleichzeitig krank darnieder liegen. Diese Krankheit beeinFlusst auch alle Krankenkassen in so ferne, als unverhältnismäßig viel Krankengelder auszuzahlen sind. April 1899 (2.) Eröffnung des Droschkenbetriebes, Inhaber Engel aus Wien. (9.) Hier und in Schwabach streiken seit gestern 75 Gehilfen und 170 Beschneiderinnen auf Silber; desgleichen streiken die Dachdecker dahier und in Nürnberg, wie auch die Arbeiter einiger Rahmenund Silberfabriken dahier. - Ein Maurer, welcher von einem Neubau fiel, war sofort tot; desgleichen ein 21jähriger Bäcker von hier, welcher im Bahnhof Vach von einem Eisenbahnzug überfahren wurde. (20.) Haus Nr. 84 der Königsstraße von der Stadtgemeinde zur Erweiterung des Rathauses angekauft, [es] ist so baufällig, dass es geboten erscheint, dasselbe sofort zu räumen und abzubrechen. Allerdings sollte dasselbe vertragsgemäß erst nach dem Ableben der jetzigen Besitzerin Frau Hirschmann in das Eigentum der Stadt übergehen. Mai 1899 (1.) Heute wurde der letzte Stein auf den Turm der im Bau begriffenen Pauluskirche gezogen. (14.) Heute fand im Hotel Kütt der 2. freiwillige Sanitätskolonnenführer- und Ärztetag Mittelfrankens statt. Nachmittags 3 Uhr wurde von der Kolonne dahier eine Übung zu Wasser und zu Lande vorgenommen, wozu 32 Infanteristen, welche als Verwundete zu gelten hatten, kommandiert waren. Übungsorte waren der Ludwigskanal bei Ronhof und ein Platz nördlich des städtischen Friedhofs. (15.) Bei der heute stattgefundenen Maifeier der Sozialdemokraten wurden 85 Hektoliter Bier verzapft!! (30.) Der Magistrat hat neuerdings 5000 Mark Zuschuss zur Eröffnung der Angerstraße genehmigt, wozu das Gemeindekollegium seine Zustimmung erteilte unter der Bedingung, dass die Steigungsverhältnisse der Straße sich so gestalten werden, dass dieselbe von Anspannfuhrwerken befahren werden kann. Juni 1899 (5.) Mit der provisorischen Eröffnung der Angerstraße durch den Unternehmer Baumeister Kißkalt wurde begonnen. (10.) Die Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation verteilt keine Dividende, nachdem sich in 1898 abermals ein Betriebsverlust von 21.380 Mark ergeben hat; dadurch steigt die Unterbilanz des Betriebskapitals auf 11 Prozent = 56.919 Mark. (15.) In der Fabrik von R. Hemmersbach legten die Bildhauer die Arbeit nieder, wegen Lohndifferenzen. - Die Vergoldergehilfen erhielten von den Meistern 10 Prozent Lohnerhöhung und 1 ½ stündige Mittagspause bewilligt. (23.) Die Spinnerei- und Webereifabriken der Firma Weber und Ott wurden mit einem Kapital von 4 Millionen Mark in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der Inhaber der bisherigen Firma, Kommerzienrat Heinrich Hornschuch errichtete aus diesem Anlaß seinen Arbeitern eine Stiftung von 200.000 Mark. (26.) Die neuen 4achsigen Motorwagen der Straßenbahn wurden heute in Betrieb genommen. Der Preis eines solchen Wagens beträgt 17.500 Mark. (28.) Durch die Einverleibung eines Teils von Höfen und der Gemeinde Weikershof sind dem Stadtbezirk zugegangen 916 Tagwerk, 14 Dezimalen (1Tagwerk = 34 Ar, 7 qm). Der Grundbesitz der Gemeinde hat sich um 33 Tagwerk, 57 Dez. vermehrt; davon jedoch nur 9 Tagwerk 57 Dez. nutzbare Grundstücke. Juli 1899 (1.) Nach 12wöchiger Dauer endete heute der Streik der Silberschläger. Die Arbeiter gingen um 1 Pfennig von ihren Forderungen zurück und zwar von nun an für Schlagen und Zurichten 34 Pfennige und für Beschneiden 24 Pfennige. 42