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(11.) Das hiesige Gymnasium ist nunmehr Vollgymnasium und [es] unterzogen sich an der Oberklasse 23 Schüler der Absolutorialprüfung, von denen 22 bestanden. Am Jahresschluss waren es 230 Schüler (+ 30 gegen das Vorjahr). (14.) Ein Komitee hat sich gebildet, welches die Mittel für die Herstellung eines Steges über den Staatsbahnhof aufbringen will. (19.) Mit Genehmigung der k. Regierung erhält die 3. protestantische Kirche den Namen „Paulskirche“. Nachdem in den nächsten Tagen das vergoldete Kreuz auf den Turm verbracht wird, bekommt Letzterer dadurch eine Höhe von 70 Metern. August 1899 (2.) Heute wurde auf dem Turm der Paulskirche das Kreuz angebracht; dasselbe hat 2,85 Meter Durchmesser. (23.) Kaufmann Samuel Rosenblüth auch Richmond in Amerika hat gelegentlich eines Besuchs der hiesigen israelitischen Waisenanstalt dem Anstaltsdirektor für Zwecke dieser Institution 18.000 Mark überreicht. September 1899 (1.) Eröffnung eines neuen Volksschulhauses in der Pfisterstraße mit zunächst 12 Klassen. (2.) Eröffnung des Saalbaus in der Pfisterstraße. (4.) Ein in der Berg'schen Menagerie auf dem Volksfest in Nürnberg verendeter Elefant (derselbe soll einen Kübel Ölfarbe ausgefressen haben) wurde in die hiesige Wasenmeisterei am Vacher Weg (unweit Bremenstall) verbracht. Der Körper wog 67 Zentner. Die Haut wurde um 300 Mark nach Berlin verkauft. Das Gerippe kommt in die Anatomie nach München. (6.) Heute hat die Straßenbahn den direkten Verkehr Holzstraße-Maxbrücke eröffnet bei einem Betrieb von 10 Minuten. (26.) Heute Nachmittag 4 Uhr erfolgte der Umzug der 4 neuen Glocken für die Paulskirche auf 2 geschmückten Wagen, von je 4 Pferden gezogen. Das Gewicht derselben, welches auf der hiesigen Stadtwage festgestellt wurde, beträgt 38 (des), 20 (fes), 14 (ges) und 10 (as) Zentner. Die Glocken des Rathauses, der Kirchen, des Schrannengebäudes und des städtischen Krankenhauses läuteten zum Gruße. Die Glocken, welche in Apolda hergestellt wurden, kosteten 8165 Mark; der Glockenstuhl 1520 Mark. Die Privatier Johann Michael Fröhlich'schen Eheleute bestritten die Anschaffungskosten. (30.) Heute Mittag um 1 Uhr wurden sämtliche Glocken der Paulskirche zum erstenmale geläutet. Oktober 1899 (1.) Kirchweihsonntag. Die Straßenbahn ließ 35 Motorwagen mit je einem Anhängewagen verkehren. (7.) Der Sprengstoffabrik Stadeln wird der Pulvertransport durch die Stadt verboten und solcher auf den Weg Gebersdorf, Höfen, Höfener Weg, Doos, Poppenreuth zur Fabrik verwiesen. Die Transporte kommen von Schwabach. (17.) In heutiger gemeinschaftlicher Sitzung beider städtischer Kollegien, welche anlässlich der Beheizungsangelegenheit des Rathausbaues stattfand, stimmte der Magistrat mit allen gegen eine Stimme für Verwendung von Gas; das Gemeindekollegium dagegen einstimmig für Niederdruckdampfheizung. Um die Sache nicht länger hinauszuziehen, beschloss sodann auf Antrag des Bürgermeisters der Magistrat mit Mehrheit, dem Verlangen des Gemeindekollegiums stattzugeben. (28.) Auf Antrag des Magistratsrats Käppner wird die Aufforderung, „dass die Pflichtfeuerwehr bei ausbrechenden Bränden Dienst zu leisten hat“, nicht mehr ausgeschrieben, womit diese seit 26. November 1873 bestehende Einrichtung, die eigentlich nur auf dem Papier stand, gefallen ist. Außer den Chargierten kam doch niemand. In den 70er Jahren wurde diese Abteilung noch zu den Feuerwehrübungen (einmal im Jahr) herbeigezogen und zwar an Sonntagen. Da kamen die Pflichtigen (wer eben gerade wollte) in ihrem Sonntagsstaat angeturnt, viele mit Sonnenschirmen, damit sie ja keinem Hitzschlag ausgesetzt seien. Eigentlich standen sie der Feuerwehr auch mehr im Wege und im Ernstfalle würde mancher Hühneraugenbesitzer unliebsame Erfahrungen gesammelt haben. Nachdem man die Biedermänner einigemal hin und her marschieren ließ, durften dieselben noch durch Pumpen Übungen an der Spritze machen und konnten dann im Bewusstsein ihrer Pflichterfüllung ihrem wohlverdienten Sonntagsbraten zusteuern. Da man sich auch durch einen Ersatzmann von dieser angenehmen (?) Pflicht befreien konnte, schickten gar manche Bürger, z. B. aus dem Kaufmannsstand, ihre Ausgeher, welche sie durch Geld entschädigten. November 1899 (1.) Der Direktor der israelitischen Bürgerschule Dr. Stern erhielt einen Ruf als Professor der Geschichte (für die Wissenschaft des Judentums) an die Hochschule in Berlin. 43