(30.) Nach einem Antrag des Gemeindekollegiums sollen wegen der Arbeitslosigkeit für den kommenden Winter Notstandsarbeiten vorbereitet werden. August 1901 (13.) Das Gemeindekollegium beschließt, dass die Bürgermeisterstelle zur Bewerbung ausgeschrieben werde und es sollen Bewerber aus allen Berufszweigen, welche jedoch akademische Bildung haben müssen, zugelassen werden. Jahresgehalt 10.000 Mark. (28.) Nachdem der Magistrat beschloss, dass die erledigte Bürgermeisterstelle zur Ausschreibung für einen Juristen gelange, beschließt dagegen das Gemeindekollegium mit 19 gegen 11 Stimmen, dass auch akademisch gebildete Nichtjuristen zugelassen sein sollen. September 1901 (10.) Der Magistrat hat heute den neuen Sitzungssaal der gemeindlichen Kollegien [im Rathaus] in Benützung genommen... (13.) Dambach wird mit Fürth telefonisch verbunden. (19.) Erste Trauung in der Paulskirche, vollzogen durch Dekan R. Schmidt. Getraut wurden Frl. M. L. W. Hornschuch, Tochter des Kommerzienrats Heinrich Hornschuch mit Dr. phil. C. S. D. Soldan, Apotheker und Besitzer der Medizinal-Drogerie Wittelsbach in Nürnberg. (29.) Kirchweihsonntag, schön. - Die Schaubuden, Fahrgeschäfte usw. befinden sich auf dem Schießanger, die Messbuden in der Königsstraße vom Gymnasium bis zum Königsplatz, auf dem Königsplatz und in der Gustavstraße. Der Geschirrmarkt auf dem Löwenplatz, Emailgeschirr hinter der katholischen Kirche, die Heringsbrater auf dem Schießanger. Oktober 1901 (2.) Trotz des schönen Wetters klagen die Geschäftsleute, Messfieranten, Schausteller, die Wirte und Cigarrenhändler im oberen Stadtteil über schlechte Geschäfte. Es zeigt sich jetzt schon, dass die Verlegung der Kirchweih verfehlt ist. Die Nürnberger besehen sich die Sache, die ihnen gar nicht imponiert und fahren nach kurzem Aufenthalt wieder nach Nürnberg zurück. (5.) Acht hiesige freiwillige Chinakrieger sind gestern zurückgekehrt. (9.) Regenstürme, Gewitter. Bäume wurden entwurzelt; auf der Kirchweih (Schießanger) war ein gräuliches Durcheinander und alles in Auflösung. [Die Bürger sammeln Unterschriften, die Kirchweih wieder an den alten Platz zu verlegen.] (15.) Heute schied der Bürgermeister Geheimer Hofrat Ritter von Langhans aus dem Dienst der Stadt... (26.) In heutiger Magistratssitzung wurde mit 11 gegen 3 Stimmen beschlossen, dass die Kirchweih für die Folge wieder wie sonst in der Stadt abgehalten werde. (31.) Eine dieser Tage bei dem Kultusminister v. Landmann vorstellig gewordene Deputation, welche um Anstellung eines Pfarrers an der Paulskirche ersuchte, musste unverrichteter Dinge wieder zurückkehren, „indem keine Mittel da seien; die protestantische Gemeinde in Fürth sei wohl auch finanziell so günstig gestellt, dass sie aus eigenen Mitteln einen Pfarrer bezahlen kann!!“ November 1901 (1.) Unter den bayerischen Staatsbahnhöfen steht nach der Größe der Gesamttransporteinnahmen Fürth mit 2.009.357 Mark an 8. Stelle... (5.) Anlässlich des Streiks in der Glasschleiferei Reger spielten sich am Abend des 18. April gegen die sogenannten Streikbrecher turbulente Szenen ab. Infolgedessen hatten sich vorgestern beim hiesigen Landgericht 5 Glasschleifer zu verantworten. Dieselben wurden wegen Landfriedensbruchs verurteilt und es erhielten 3 je 3 ½ Monate und 2 je 3 Monate Gefängnis. (6.) Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten wählte in heutiger, nicht öffentlicher Sitzung, zu welcher 34 Mitglieder erschienen sind, einstimmig zum ersten Bürgermeister Theodor Kutzer in Düsseldorf und zum zweiten Bürgermeister Rechtsrat Ernst Beeg. Wahlkommissar war Regierungsrat Weigand von Ansbach. (15.) Ärztliche Hilfe zur Nachtzeit. Schon in früheren Jahren wurden Klagen laut, dass bei plötzlichen Erkrankungen zur Nachtzeit und besonders in Geburtsfällen ärztliche Hilfe trotz aller Bemühungen der Beteiligten nicht zu erlangen war... Seitens der Ärzte wird geltend gemacht die Ermüdung durch den anstrengenden Beruf bei Tage und die Unsicherheit, das entsprechende Honorar zu erhalten... Seit 1891 sind eine Anzahl Ärzte verpflichtet, die zur Nachtzeit bei Erkrankungen und Unfällen aller Art auf Anrufen der Polizei Hilfe leisten, wofür ihnen 5 Mark garantiert werden. (30.) Morgens gegen 3 Uhr ist der pensionierte Bürgermeister Geheimer Hofrat Friedrich Ritter von Langhans aus dem Leben geschieden... Dezember 1901 49
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/49
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