(30.) Theater: „Der Talismann“. Mit Epilog, verfasst und gesprochen von Gustav Kirchner. Letzte Vorstellung im alten Theater, Ecke der Rosen- und Theaterstraße. Der „Fürther Central-Anzeiger“ berichtet: Den Beschluss der Theatersaison machte das dramatische Märchen von Ludwig Fulda „Der Talismann“, und damit nahmen Publikum und Theaterpersonal Abschied von dem alten Hause, das drei Generationen hat kommen und gehen sehen und Vielen, Vielen Stunden ungetrübten Genusses gewährt hat. Es hat Zeiten gegeben - freilich ist dies schon lange her - da war man stolz auf das Theater, und Ausdrücke wie Bude, Scheune, alter Kasten hätte man da sehr übel vermerkt. War es doch ein Fest für ganz Fürth, als am 7. Mai 1816 mit großer Feierlichkeit der Grundstein gelegt wurde... - Die vereinigten Brauereien Nürnberg-Fürth und Umgebung verweigern die Freigabe des Nachmittags am 1. Mai für ihre Arbeiter. Mai 1902 (7.) Das Gemeindekollegium genehmigt 350 Mark zur Anschaffung einer (ersten) Schreibmaschine für die städtische Kanzlei. (11.) Heute tagte im großen Rathaussaal die 12. Versammlung der Mitglieder für Fluss- und Kanalschiffahrt bei Anwesenheit des Protektors des Prinzen Ludwig von Bayern. Nachmittags war gemeinschaftlicher Ausflug nach Cadolzburg. Vorher war Diner im Saale des Hotels National, ca. 300 Gedecke. (12.) Prinz Ludwig folgte einer Einladung der königlich privilegierten Schützengesellschaft und gab einen Schuss ab... Abends Serenade sämtlicher Gesangsvereine vor dem Rathaus; Illumination der meisten Häuser der Stadt. Ansprache des Prinzen vom Balkon an das Publikum, ausklingend in einem Hoch auf den Prinzregenten Luitpold. Militärvereine, Turner und Feuerwehr mit 20 Fahnen, Fackeln. (14.) Der israelitische Friedhof an der Erlanger Straße ist nunmehr fertiggestellt und eine Benützungsdauer von 200 Jahren vorgesehenen. Die Kosten incl. Areal belaufen sich auf ca. 120.000 Mark. Größe des Friedhofs 6 Tagwerk. (15.) In heutiger Magistratssitzung wurde an eine Frauensperson von auswärts das Bürgerrecht erteilt; es ist dies der erste Fall dahier. (25.) Ökonom K. Pfann von Poppenreuth, welcher heute Abend gegen 12 Uhr mit seinem Veloziped von Zirndorf nach Hause fahren wollte, wurde in der Nähe der Alten Veste tot aufgefunden. Er fuhr an einen Baum bei dem abschüssigen Weg und hat sich erstürzt. Juni 1902 (3.) In heutiger Generalversammlung des katholischen Kirchenbauvereins wurden die Jahresbeiträge von ca. 220 Mitgliedern mit 1.400 Mark bezeichnet... (14.) Der Ausstand der Arbeiter in den Fabriken von J. C. Otto ist seit vorgestern, nachdem durch den 1. Bürgermeister von Nürnberg Verhandlungen eingeleitet wurden, die zur Beseitigung der Differenzen führten, beendet. (15.) Die Festlichkeiten anlässlich des 50jährigen Bestehens des Germanischen Museums in Nürnberg veranlasste eine große Völkerwanderung von hier nach Nürnberg. (25.) Heute wurden 5 Oberklässler des Gymnasiums wegen verbotenen Kneipens dimittiert; dieselben hatten schon die schriftliche Prüfung hinter sich. (27.) In heutiger Magistratssitzung wurden folgende Straßenbenennungen beschlossen: Artillerie-, Balbierer-, Ronhofer-, Eisen-, Schreiber-, Segitz-, Kiderlin-, Hätzner-, Landmann-, Billing-, Humbser-, Fronmüller-, Berlin-, Ost-, Richard Wagner-, Mozart- und Lehmusstraße. Alle diese Straßen sind zunächst noch unbebaut. (28.) Die 5 vom hiesigen Gymnasium wegen Zugehörigkeit zu einer Froschverbindung (Consuffia) dimittierten Oberklässer sind zur Ablegung des Absolutoriums an beiden Nürnberger, Bayreuther, Ansbacher und Erlanger Gymnasien zugelassen worden. Juli 1902 (1.) Der Blitz schlug gestern mehrfach ein und verbreitete unter den Obstverkäuferinnen einen gewaltigen Schrecken, nachdem er in den Draht der elektrischen Straßenbahn am Obstmarkt fuhr und am dortigen eisernen Ständer endigte. In Stadeln und Mannhof verübte er allerhand Unfug, ohne zu zünden. In ersterem Ort tötete er einen Storch. Der Telefonverkehr mit dem Friedhof wurde unterbrochen. (8.) Der Schah von Persien traf heute Nachmittag auf der Reise von Karlsbad nach Ostende mit Sonderzug im hiesigen Bahnhof ein und hatte 33 Minuten Aufenthalt, um den Schnellzug KarlsbadFrankfurt/M. vorfahren zu lassen. Der Schah saß am geöffneten Fenster und soll eine photographische Aufnahme des Bahnhofs gemacht haben. (25.) Nach MagistratsBeschluss soll ab 1. Januar 1903 für Automobile der gleiche [Pflaster-] Zoll wie in Nürnberg erhoben werden. 40 Pfennige für Wagen unter und 80 Pfennige für Wagen über 1500 Kilo Gewicht. Hiesige Besitzer werden mit 30 bzw. 60 Mark Aversum angelegt. 51
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/51
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