(12.) Ein Teil des Gerüsts für die Herstellung des eisernen Steges über den Staatsbahnhof stürzte heute vormittag ein, wodurch 3 Arbeiter verletzt wurden. (14.) [Die Stadt gewinnt einen Prozess gegen die Straßenbahngesellschaft. Diese muss ihren Betrieb auf der Linie Plärrer-Fürth-Schwabacher Straße fortsetzen]. (19.) Am 16. November wurde der aktive Vizewachtmeister Bonfet vom 6. Feldartillerie-Regiment im hiesigen israelitischen Friedhof beerdigt und von seinen Kameraden zu Grabe getragen. Die Regimentskapelle hatte außerhalb des Friedhofes in der Nähe des Grabes Aufstellung genommen. Rabbiner Dr. Neubürger betonte, besondere Umstände brächten es mit sich, dass jüdische Glaubensgenossen selten als Berufssoldaten dienten, deswegen stellen aber die Israeliten doch ihren Mann, wenn das Vaterland in Gefahr ist, was sie im Krieg von 1870/71 bewiesen hätten. Dezember 1902 (1.) Mit heutigem wurden 3 Telefonautomaten dahier aufgestellt. (4.) Nach der nunmehr erfolgten Abrechnung über den Theaterneubau stellen sich die Kosten desselben auf 796.000 Mark incl. Dekoration von 36.000 Mark und ercl. Beitrag der Zeichner von 286.000 Mark. Für Grunderwerbungen waren 312.000 Mark aufzuwenden. Circa 85.000 Mark wurden eingespart. (15.) Rednitz zum großen Teil zugefroren. (17.) Bisher war es üblich, dass an den Vorabenden von Weihnachten, Ostern und Pfingsten, wie auch in der Sylvesternacht die Glocken des Rathausturmes geläutet wurden... Vom Bauamt wurde in einer der letzten Magistratssitzungen darauf hingewiesen, dass man das Läuten überhaupt einstellen solle, da, wie neuerliche Risse zeigen, der Turm immer noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Es wurde beschlossen, das Läuten ganz einzustellen... - Im großen Rathaussaal sind vorgestern Teile des Plafonds herabgefallen und es muss die ganze Decke mit großen Kosten neu hergestellt werden. (21.) Das transferierte Zollhaus an der Würzburger Straße wurde in Betrieb genommen. (27.) Sämtliche Bader und Friseure Fürths geben einem „verehrten Gesamtpublikum“ bekannt, dass sie, veranlasst durch die oberpolizeilichen Vorschriften, gezwungen sind, ab 1. Januar den MindestRasierpreis auf 15 Pfennige festzusetzen. Januar 1903 (3.) Der Telefonverkehr zwischen Nürnberg und Fürth ist innerhalb von 4 Jahren fast um das Dreifache gestiegen (1902: 917.868 telefonische Gespräche). - Seit 1. Januar wird für die Benützung der Rednitzbrücke Fürth-Dambach kein Brückenzoll mehr erhoben... (5.) Gestern fand eine stark besuchte Versammlung des hiesigen Metallarbeiterverbandes statt, in welcher mit Bezug auf das Metallschlägergewerbe beschlossen wurde, angesichts der traurigen Geschäftslage bis auf Weiteres die 48stündige Wochenarbeitszeit beizubehalten, da ein Streik wohl aussichtslos sei... (12.) Heute wurde der Steg über den Staatsbahnhof dem Verkehr freigegeben. (21.) Die hiesige Sektion des Alpenvereins veranstaltete gestern im Saal des Weißengarten ein alpines Fest, „die Eröffnung der Fürther Hütte auf dem Gänsbichljoch“. (23.) Im städtischen Gaswerk wird seit einigen Monaten den Arbeitern dortselbst während der Arbeitszeit Kaffee unentgeltlich verabreicht, um den Biergenuss zu reduzieren. Die Kosten hierfür belaufen sich auf ca. 1200 Mark pro Jahr. (29.) Durch die Einverleibung von Kleinreuth in die Stadtgemeinde Nürnberg kam die Straße von Nürnberg bis zur Fernabrücke in dieses Gebiet, wodurch ein Teil der nach Schwabach führenden Straße inbegriffen ist. Nürnberg ließ nun hart östlich der Fernabrücke ein Zollhaus errichten und es müssen seitdem sämtliche Fuhrwerke, welche nach Fürth gelangen wollen und diese kaum 120 Meter betragende Strecke passieren, Pflasterzoll bezahlen... - Im Sommerfahrplan für 1903 sind zwei neue Schnellzüge vorgesehen, welche eine vorzügliche Verbindung zwischen München und Berlin vermitteln und die dritte Wagenklasse mit sich führen. Dieselben sollen jedoch in Fürth nicht anhalten... Februar 1903 (3.) In einer Restauration wurde dieser Tage eine regelmäßige Schlacht geschlagen, bei der es durch Stiche usw. Verwundete gab, von denen drei in das Krankenhaus verbracht wurden. (5.) Eine Probe Schwarzbrot, welche Kartoffel enthalten soll, kam zur Untersuchung. Es konnte aber weder chemisch noch mikroskopisch nachgewiesen werden. Dagegen wurden viele Bakterienstäbchen gefunden, die entweder vom Sauerteig oder von unreinem Wasser herrühren. Der betreffende Bäcker wurde verwarnt. (8.) Das neue Theater hatte bisher immer ein gut besetztes Haus und war oft sogar ausverkauft, weshalb an den Vormittagen, an welchen die Eintrittskarten abgegeben wurden, ein großes, oft mehrere Stunden andauerndes Gedränge stattfand. Dieser Umstand veranlaßte einen nicht genannten Poeten zu nachfolgendem Gedicht in Fürther Mundart, „Schlachtgemälde“ überschrieben: „Froih, wenn no ka Lad‘n off‘n - Werd scho zon Theater g'loffn, 53
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/53
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