Kosten von 7500 Mark wurde in der Rednitzstraße ein neuer Kanal gelegt, der sich in das große Kullmannsche Entwässerungsprojekt eingliedert, um jetzt schon die dortselbst hervorgetretenen Übelstände zu beseitigen. (24.) Der Antrag der Heringsbrater und sonstiger Interessenten, die sog. Schießhauskirchweih zu verlängern, wurde vom Magistrat einstimmig abgelehnt. (28.) Das Gewerkschaftskartell Fürth ersucht die städt. Kollegien, möglichst sofort Mittel bereit zu stellen, um Notstandsarbeiten zu beschaffen, da z. Zt. 7 bis 800 Arbeiter (darunter viele Familienväter) arbeitslos sind. Juli 1909 (1.) Die Anträge des Schulrats Dr. Lauer zur Bekämpfung der Schundliteratur und die Verteilung von Flugblättern „Eltern schützet Euere Kinder“ wurden vom Magistrat einstimmig gutgeheißen. (14.) Die größeren Restaurants haben die Preise für Kaffee, Tee, Schokolade und Kuchen um je 5 Pfennige erhöht. (15.) Über den Bahnhofsteg durften bisher Kinderwagen nicht geschafft werden. Die Eisenbahndirektion Nürnberg hat nun hierzu die Erlaubnis gegeben, doch dürfen die Kinderwagen nicht längere Zeit auf dem Steg stehen bleiben. – Das städtische Krankenhaus erforderte nach der Rechnung für 1908 in diesem Jahr nur einen Zuschuss von 15 900 Mark gegen 33 300 Mark im Voranschlag. Der Verpflegungstag für den einzelnen Kranken stellte sich auf 3 Mark 12 Pfennige, während der Tarif nur 3 Mark ist. (22.) Die Einführung eines Abonnententarifs und die Aufstellung von Selbstverkäufern (Automaten) durch das Elektrizitätswerk ist vom Magistrat nach den Beschlüssen des Verwaltungsrates genehmigt worden. – Die städtische Leihanstaltsverwaltung wird angewiesen, von schulpflichtigen Kindern bis zum vollendeten 14. Lebensjahr Gegenstände zum Versetzen nicht mehr anzunehmen, wenn sie keinen Ausweis von Vater, Mutter oder Vormund haben. (26.) Die in den hiesigen Spiegel- und Spiegelglasgeschäften tätigen Magazin- und Lagerarbeiter haben in einer Versammlung beschlossen, den betreffenden Geschäftsinhabern die Wünsche auf 57stündige Arbeitszeit einschl. der Frühstücks- und Mittagspausen, Erteilung von Urlaub auf 3 Tage für solche, die über 1 Jahr in Arbeit stehen und 6 Tage für solche über 3 Jahre und darüber bei Weiterzahlung des Lohns, sowie Einführung der vollständigen Sonntagsruhe, zu unterbreiten. (29.) Zwei Automobildroschkenbesitzer werden vorerst auf die Dauer eines Jahres zum öffentlichen Fuhrwerk zugelassen. Standplätze sind der Bahnhofplatz und in der Friedrichstraße gegenüber dem Hotel National. Der Tarif ist 50 Pfennige für jeden angefangenen Kilometer... August 1909 (9.) Bei Burgfarrnbach ist ein im Fahren begriffener Fürther Kraftwagen in Brand geraten und dadurch zerstört worden. (15.) Die freie Vereinigung der Hafnermeister Fürth, Erlangen und Umgebung bringt dem ... Publikum eine 20%ige Preiserhöhung auf alle vorkommenden Hafnerarbeiten zur gefälligen Kenntnis. (16.) Ein Metallschläger leistete sich einen Spaß, in dem er ein 5jähriges Mädchen mit den Worten: „Göih her Klane, ih louß di schern“, von der Straße weg zu einem Bader führte, der auf sein Geheiß den Kopf des Kindes mit der Maschine ganz kahl scherte. Der Spaßvogel (?) schickte dann das ganz entstellte Kind nach Hause. (17.) Der Magistrat hat beschlossen, an ein Konsortium, an dessen Spitze 2 sozialdemokratische Gemeindebevollmächtigte stehen, ein gemeindliches Grundstück am Scherbsgraben um 10 Pfennige den Quadratfuß zu verkaufen, um auf diesem Gelände den Bau von Einfamilienhäusern zu fördern. Um zu verhindern, dass mit den Häusern einmal Spekulation getrieben werden kann, hat sich die Stadt das Vorkaufsrecht auf 100 Jahre gesichert. Die Kosten der Gas- und Wasserzuführung zu dem ziemlich abgelegenen Grundstück haben die Erbauer mit 8 Prozent zu verzinsen, ebenso liegt ihnen die Herstellung, Unterhalt und Beleuchtung der Zufahrtsstraßen ob... (21.) Ab heute wird der neue Güterbahnhof in Betrieb genommen. Er schließt sich unmittelbar an das Ostende der bisherigen Bahnhofsanlage an... Durch die nun eintretende erhebliche Entlastung des Personenbahnhofs wird die Inangriffnahme ... der Arbeiten für die Erstellung der unterirdischen Bahnsteigverbindungen [möglich]. September 1909 (...) Durch einen Polizeihund in Fürth wurde ein Felddieb gestellt. Er suchte durch den Ludwigskanal zu entkommen, der Hund folgte ihm jedoch durch das Wasser und hielt ihn am jenseitigen Ufer so lange fest, bis der Schutzmann nach weitem Umweg über die Kanalbrücke das treue Tier entlasten konnte. – Für den Umbau der Telefonanlage im Rathause werden 4000 Mark aus dem Reservefonds bewilligt. Bis jetzt steht außer einer mangelhaften privaten Telefonanlage nur eine einzige staatliche Telefonlinie zur Verfügung, an die in der Stadt 26 Nebenstellen angeschlossen sind. Nun erhalten alle 73
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/73
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