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(4.) Die Baugenossenschaft „Eigenes Heim“ hat für ihre an der Vacher Straße zu errichtenden Häuser um die Zuführung von Gas und Wasser gebeten... – Referate des Herrn Oberbürgermeisters Kutzer. Speisung armer Volksschulkinder. Der Referent verweist auf die im letzten Winter erfolgte Abgabe von 20.600 Portionen Suppe an arme Volksschulkinder... (15.) Heute wurde im Verwaltungsgebäude des früheren Gaswerks an der Theresienstraße eine Poliklinik für volksschulpflichtige Kinder minderbemittelter hier beheimateter Eltern eröffnet. Die Kinder werden, soweit die Mittel reichen, wegen aller, eine Bettruhe nicht erfordernden Krankheiten unentgeltlich Beratung finden. Mitglieder des ärztlichen Bezirksvereins halten Sprechstunden ab, ohne Honorar zu beanspruchen. (25.) Der Betrieb von Musikautomaten in Wirtschaften ist nun allgemein geregelt worden. Es darf ein Instrument nicht vor 10 Uhr morgens und nicht über 10 Uhr abends in Betrieb gesetzt werden. Sittlich oder sonst anstößige Musikstücke sind verboten... – Ehrenbürger Rechtsanwalt Alfred Nathan hat 1000 Mark zur Speisung armer Schulkinder und 1000 Mark als Beitrag zur Beschaffung eines Sanitätsautos geschenkt. Zu letzterem Zweck sind von anderer Seite noch 3800 Mark auf Anregung durch RA. Nathan gegeben worden. Man hofft, dass der Restbetrag für das Auto auch baldigst geschenkt werde. (29.) Eröffnung des Nathanstifts am 28. November – Oberbürgermeister Kutzer eröffnete vor zahlreichen Ehrengästen das von Rechtsanwalt und Ehrenbürger Alfred Nathan gestiftete Entbindungs- und Säuglingsheim. Nathan selbst konnte wegen einer Krankheit nicht an der Feier teilnehmen. Nach den Festansprachen und einem Rundgang folgte ein Festmahl für 100 geladene Gäste im Hotel National, ebenfalls gespendet von Alfred Nathan. – Eine Völkerwanderung zum Nathanstift kann man es nennen, in so dichten Scharen ging es gestern Nachmittag die Straßen zum Wöchnerinnen- und Säuglingsheim hinan. Nicht bloß die Fürther Bevölkerung, auch aus Nürnberg, Schwabach und weiterher waren Tausende gekommen, das wunderbare Werk sich zu beschauen. Im Innern des Hauses stauten sich die Besucher... Dezember 1909 (2.) Unter dem Titel „Stiftung eines Fürther Bürgers“ hat ein ungenannt sein Wollender 20.000 Mark für eine örtliche Wohltätigkeitsstiftung überwiesen. – Nachdem im Laufe dieses Jahres Klagen einliefen, dass von der Schießstätte am Schießanger Kugeln abirren, haben genaue Erhebungen ergeben, dass die Möglichkeit für den Schießstand auf 175 m gegeben sei. Das Schießen auf diesem Stand wurde eingestellt und für die übrigen Stände auf 130 m und 300 m Entfernung erhöhte Sicherheitsbestimmungen getroffen. (6.) Das Offizierskasino des Trainbataillons wurde am 2. Dezember offiziell eröffnet in Gegenwart des Oberbürgermeisters Kutzer und des Vorstands des Gemeindekollegiums Hofrat Dr. W. Mayer, welche namens der Stadt einen silbernen Tafelaufsatz überreichten. (12.) In dem erst gestern neu eröffneten Kinomatographentheater, Königstraße 102, geriet heute abend 9 Uhr während einer Vorführung ein Film in Brand, worauf eine große Panik entstand, um so mehr, als die Beleuchtung erlosch. Alles stürzte nach dem Ausgang, über viele auf dem Boden Liegende hinweg. Dichter Qualm durchzog den Raum und eine aus dem Apparat kommende Stichflamme schlug bis auf die Straße hinaus. Die Schaufenster wurden von außen, um Ausgänge zu schaffen, eingeschlagen, wobei sich ein Mann, der mit dem Stiefel arbeitete, diesen und den Fuß zerschnitt. Die erschienene Feuerwehr hatte, da ein Brand nicht ausbrach, nichts zu retten. Mehrere Besucher und der Besitzer erlitten leichte Brandwunden. (16.) Der Magistrat hat eine allgemeine Verlängerung der Polizeistunde für Kaffeewirtschaften von 2 auf 3 ½ Uhr nachts mit Rücksicht auf die Folgen grundsätzlich abgelehnt. (22.) Magistratsrat Paul Käppner hat dem städtischen Archiv 2 von ihm selbst gezeichnete Ansichten des in 1887/88 abgebrochenen Anwesens des Gasthauses zum braunen Hirschen übergeben und gleichzeitig angeregt, dass des Öfteren Ausschreiben erlassen werde, dahingehend, allenfalls dahier in Privatbesitz befindliche Urkunden, Gegenstände usw., die sich auf die Geschichte Fürths beziehen, dem Archiv zu überlassen; der Magistrat gab seine Zustimmung. Das Archiv enthält z. Zt. nur 57 Nummern. (26.) Die hiesige Freimaurerloge kleidet aus eigenen Mitteln 42 Konfirmanden, auch hat sie 125 Arme durch Geldgeschenke von je 3 bis 5 Mark erfreut. (28.) Zur Zeit gibt es dahier einen Verein „Brieftaubensektion Fauna Fürth“ mit 10 Mitgliedern und 303 Tauben, den „Brieftaubenklub Ornis“ mit 26 Mitgliedern und 1140 Tauben. Diese Tauben genießen den Schutz des Gesetzes vom 28. Mai 1894 und sind als Militärbrieftauben durch Stempelung an der Innenseite beider Flügel kenntlich gemacht. [Statistiken zum Jahresende, aus später erschienenen Zeitungsausschnitten: Städtisches Arbeitsnachweis-Amt: Im ganzen Jahr 1909 waren es in der männlichen Abteilung 4431 Stellengesuche, 2305 Stellenangebote, 1810 vermittelte Stellen, in der weiblichen Abteilung 1578 Stellengesuche, 1905 Stellenangebote und 960 vermittelte Stellen... Ein wesentlich ungünstigeres Bild ergibt sich, wenn man in der weiblichen Abteilung die Dienstmädchen herausnimmt; es sind hier 455 Stellengesuche, 1169 Stellenangebote und 351 vermittelte Stellen. 75