(22.) Der am 24.12.1909 verstorbene Rentner Emil Landmann hat der Stadt letztwillig 50.000 Mark als Zustiftung zu der bereits bestehenden August und Maria Landmann’schen Stiftung für den gleichen Zweck zugeordnet... (27.) ...Insbesondere weist die Kindersterblichkeit im Jahre 1909 einen bemerkenswerten Rückgang auf; es treffen auf 100 Lebendgeborene 19,9 im 1. Lebensjahr Gestorbene (gegen 22,7 in den Jahren 1908 und 1907)... Neben den günstigen klimatischen Ursachen – der Sommer 1909 war ungewöhnlich kühl und niederschlagsreich – sind an dem auffallenden Rückgang der Säuglingssterblichkeit nach der Ansicht des kgl. Bezirksarztes die Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Säuglingssterblichkeit mitwirkend, die im Jahre 1909 mit Energie durchgeführt wurden... (29.) Für das Gebiet der Pegnitz und das sich anschließende der Regnitz ist von der kgl. Meteorologischen Zentralstation in Verbindung mit der Stadt Nürnberg versuchsweise ein Hochwasserwarnungsdienst eingerichtet worden... Die täglichen telegraphischen Wettervorhersagen, die von der Meteorologischen Zentralstation gegen Mittag an alle bayerischen Postanstalten behufs sofortigen Aushanges gelangen, sollen in Zeiten von Hochwassergefahr zu Hochwasserwarnungen benützt werden... Es wird deshalb empfohlen, die bei den Postanstalten ausgehängten Wettervorhersagen beachten zu wollen, besonders dann, wenn Hochwasser als Folge von Schneeschmelze mit Regen droht. Februar 1910 (3.) Der Magistrat genehmigte die Urlaubsordnung für die städtischen Beamten, die in den Hauptsachen den Bestimmungen für die staatlichen Beamten angepaßt wurde. Es erhalten Urlaub die Beamten: der 3.-6. Kl. 1 Monat, nach vollendetem 50. Lebensjahre 5 Wochen, der Kl. 3 und 4 nach 9 Dienstjahren 6 Wochen, der 7. Kl. 4 Wochen, der 8. Kl. 3 Wochen, nach vollendetem 50. Lebensjahre 4 Wochen, der 11., 12. und 13. Kl. 2 Wo-chen, der 9. und 10. Kl. nach vollendetem 40. Lebensjahre 3 Wochen, der Kl. 14 und 15 (Schutzleute) 1 Woche, nach vollendetem 40. Lebensjahre 10 Tage... (4.) Der Verein zur Unterstützung Geisteskranker hat z. Zt. 4019 Mitglieder... (5.) In der Nacht von gestern auf heute hielten eine Kompanie des 14. Infanterie Regiments und eine Batterie des 8. Feldartillerie Regiments eine Übung und feuerten hierbei aus Feuerstellungen südlich Burgfarrnbachs am Nordrand des Fürther Stadtwaldes und auf dem Exerzierplatz Platzpatronen und Manöverkartuschen. (8.) Faschingsdienstag - Viel Volk auf den Straßen wegen Faschingstreiben. (10.) Ortspolizeiliche Vorschrift über Starkstromanlagen. Es befinden sich in hiesiger Stadt ca. 50 Anlagen, die nicht an das städtische Elektrizitätswerk angeschlossen und daher auch amtlich noch nicht geprüft worden sind. Auf dem Wege privaten Abkommens haben einzelne Besitzer ihre Anlagen prüfen lassen und sind in diesen direkt feuer- und sicherheitsgefährliche Zustände bereits entdeckt und beseitigt worden... (15.) Der Magistrat hatte es abgelehnt, einem Wunsche des Gemeindekollegiums und der Schutzmannschaft zu entsprechen, die über 10 Jahre im Dienst befindlichen Schutzleute zu "TitulaturSergeanten" zu ernennen. Der Titel könnte in den Inhabern häufig den Anspruch erwecken, Vorgesetzter der nicht mit dem Knopf geschmückten Schutzleute zu sein, was zu Mißhelligkeiten führen könnte... (16.) Der Begräbnisverein für das Personal der Staats-, Lokal- und Ludwigseisenbahn zu Fürth hat z. Zt. 544 Mitglieder... (17.) Durch das neue Lehrprogramm für Physik und Chemie an den k. Realschulen werden praktische Schülerübungen vorgeschrieben. Hierfür müssen an der hiesigen Realschule Mobilien und Apparate im Kostenbetrage von 8108 Mark beschafft werden... (18.) Die Spielvereinigung, Vorstand Oberingenieur Kraus, hat im Romhofer Gebiet ein 10 1/2 Tagwerk großes Areal um 33.000 Mark angekauft. (24.) Abfuhr von Pferdedung. Nach der neuen Straßenpolizeiordnung ist es verboten, Dung während der Tageszeit zu fahren. Es hat sich nun gezeigt, dass sich hierbei Schwierigkeiten ergeben bei der Abfuhr des Dunges aus den Kasernen. Das 6. Feldartillerie Regiment hat am 15. Februar das Gesuch gestellt, die Abfuhr trockenen Pferdedüngers auch bei Tage wieder zu gestatten. Ökonom Gg. Romming in Boxdorf, welcher die Abfuhr des Dunges aus dem Artilleriekasernement besorgt, und Distrikts-Vorsteher Pfann in Poppenreuth, der Abnehmer des Dunges im Trainkasernement ist, haben das gleiche Gesuch eingereicht. Der Referent befürwortet, in widerruflicher Weise für beide Kasernements die Erlaubnis zu erteilen, dass auch tagsüber trockener Pferdedünger abgefahren werden darf, jedoch muss er bedeckt sein. Magistratsrat Roßteuscher sieht nicht ein, warum nur für das Militär eine Ausnahme gemacht werden soll und beantragt diese Erlaubnis allen Geschäftsleuten, die Pferdestallungen haben, zu gestatten. In Nürnberg darf auch den ganzen Tag Pferdedung abgefahren werden. Die Magistratsräte Scheidig, Hunger und Friedrich unterstützen den Antrag Roßteuscher. Die Angelegenheit wird schließlich zur nochmaligen Beratung an den Bau- und Verwaltungsausschuss verwiesen. März 1910 77
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/77
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