(1.) Auf dem Fabrikkamin des Hauses Gustavstraße 16 hat sich heute bereits ein Storch gezeigt; auch Staare sind bereits eingetroffen. Infolge der milden Witterung fangen verschiedene Bäume und Sträucher an auszuschlagen. (13.) Pflasterzoll auf Automobile. In Nürnberg hat der Magistrat den Pflasterzoll für Last- und Personenautomobile beschlossen. Fremde Personenautomobile sind vom Pflasterzoll befreit mit Ausnahme derjenigen von Fürth, welche zum Bauschpflasterzoll gleichwie die Nürnberger Autos auf Ersuchen zugelassen werden. – Eine Pfändung hat die Stadt bei einem Soldaten vornehmen lassen, weil dieser mit 3,20 Mark Umlagen im Rückstande war. Das Regiment nahm die Pfändung vor. Das Resultat war ein klägliches. Außer einer Schirmmütze, einer Unterhose und einigen Kleinigkeiten war nichts zum Pfänden vorhanden. Der Gesamtwert der gepfändeten Gegenstände betrug höchstens 3 Mark. Der Magistrat hatte Erbarmen mit dem Sünder und beschloss, von einer Versteigerung dieser Gegenstände abzusehen. Die gepfändeten Sachen sollen dem Soldaten wieder zurückgegeben werden. Die 3,20 Mark werden abgeschrieben. (24.) Die Jagd im Fürther Stadtwald wurde heute ... um 1010 Mark von Rittmeister v. Ziegler vom Train-Bat. gesteigert. Der bisherige Pachtpreis betrug 400 Mark. (25.) Bildhauer Professor Johannes Götz in Berlin hat vom deutschen Kaiser für die vorzügliche Ausführung der Achilles-Statue in Corfu den Kronenorden 3. Kl. erhalten. (31.) Der Stadtmagistrat hat unterm 20. Januar 1910 beschlossen, den genehmigten, jedoch seit mehreren Jahren außer Erhebung gelassenen Pflasterzoll für die mit Gummireifen versehenen Motorfahrzeuge wieder zu erheben und zwar den Bauschpflasterzoll vom 1. Januar laufenden Jahres an, den Einzelpflasterzoll aber von dem gleichen Tage an wie in Nürnberg... Der Einzelpflasterzoll beträgt sowohl für Personen als auch für Lastfahrzeuge 40 Pfennige bei einem Gesamtgewicht bis 1500 Kilogramm und 80 Pfennige bei einem Gesamtgewicht von mehr als 1500 Kilogramm, das jährliche Pflasterzollaversum (Bauschzoll) 30 Mark oder 60 Mark je nach dem Gewicht der Fahrzeuge bis zu 1500 Kliogramm oder darüber. – Heute abend wurde auf der Bismarcksäule auf Kosten des Bürgermeisters ein weithin sichtbares Feuer entzündet. April 1910 (1.) Eine wissenschaftliche Ausstellung – Tierreich, Pflanzenreich, Mineralreich – findet vom 1. mit 6. April im Geismannsaale dahier statt. (3.) Anlässlich einer öffentlichen Tanzmusik ist zwischen Zivil- und Militärpersonen eine größere Schlägerei entstanden, wobei mehrere verletzt wurden. (7.) Die Tapeziergehilfen haben heute die Arbeit wieder aufgenommen; es wurden 5 % Lohnerhöhung = 3 Pfennige pro Arbeitsstunde gewährt, dagegen Arbeitszeit von 54 Stunden pro Woche nicht verkürzt. (8.) Haus Nr. 41 der Gustavstraße „Zum gelben Löwen“ wurde abgebrochen und wird durch einen Neubau ersetzt. (12.) Die Regierung hat mitgeteilt, dass Räume der kgl. Realschule und Lehrpersonal dieser Anstalt nicht mehr für die städtische Untersuchungsanstalt zur Verfügung gestellt werden könne. Da ein gesondertes gemeindliches Institut jährlich 10-20 000 Mark Betriebskosten verursachen würde, dermalen auch keine gemeindlichen Räume verfügbar sind, wird mit der kgl. Untersuchungsanstalt Erlangen ein Vertrag abgeschlossen, wonach diese ab 1. Oktober 1910 die in Fürth anfallenden Untersuchungen bei Nahrungs- und Genussmitteln und Gebrauchsgegenständen gegen eine Jahresgebühr von 3450 Mark (850 Mark mehr als der bisherige Aufwand) übernimmt... – Die Kistenschreinerbewegung ist beendet, nachdem die Arbeitgeber ab 4. April 1910 5 % Zulagen und weitere 5 % vom 1. März 1911 zugestanden haben. – Nunmehr ist auch die Sternstraße elektrisch beleuchtet. – Die Tunnelierung der Geleise im Staatsbahnhofe ist soweit fortgeschritten, dass heute der Zugang zu den Zügen durch die Perrontunnels erfolgte. (13.) Dem Schächter Ph. Heimann dahier wurde eine Erfindung zum Umlegen und Drehen der zum Schächten bestimmten Tiere patentiert; im Interesse des Tierschutzes wird diese Erfindung zur Einführung durch die Allgemeine Fleischer-Zeitung empfohlen. (15.) Am Sonntag, den 17. des laufenden Monats, treten die neuen Bestimmungen über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe erstmals in Geltung. Es dürfen hienach die Kleinhandels- und Ladengeschäfte nur in der Zeit von 10 ½ Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet sein. Die Verkaufszeiten für die Handelsgeschäfte mit Ess- und Trinkwaren, Tabak und Zigarren werden hierdurch vorerst nicht berührt... (21.) Der Magistrat beschließt, dass auf der Flutbrücke über die Rednitz an der Würzburger Straße rechts gegangen werde. – Der gleiche Erlaß ergeht bezüglich der Max- und der Ludwigbrücke. (25.) Oberstleutnant Hoffmann, Kommandeur des 3. Trainbataillons, wurde auf Ersuchen mit der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den bestimmungsgemäßen Abzeichen zur Disposition gestellt und Major v. Petz beim Stabe des 2. Trainbataillons zum Kommandeur des 3. Trainbataillons ernannt. (29.) Ladenfleischpreise für das Pfund in Pfennigen: Ochse 85, Stier 75, Kuh 75, Jungrind 70, feinstes Saugkalb 90, mittleres Saugkalb 85, geringes Saugkalb 80, Lamm- und Hammelfleisch 80, Schaffleisch 75, Schweinefleisch frisch 85, Schweinefleisch geräuchert 100. 78
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/78
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