verschiedener Ladenbesitzer dortiger Gegend Folge gebend, beschließt der Magistrat, alle derartigen Gewerbetreibenden auf den eigentlichen Trödelmarkt Mohrenstraße, Lilienstraße zu verweisen. (23.) Der Magistrat beschließt, für die in diesem Jahr auszuführenden Trottoirs wiederum Asphalt zu wählen, „indem dieses Material bei richtiger Zusammensetzung noch immer die größte Haltbarkeit besitzen dürfte.“ Es werden demzufolge 2-3000 Quadratmeter Trottoirfläche öffentlich zur Submission ausgeschrieben und dahier verlangt: 10jährige Garantie... (26.) Heute wurde mit dem Ausschank des Geismann‘schen Salvatorbieres begonnen. In der Brauerei selbst wurden 37 Hektoliter vertilgt, an anderen Stellen hier 70 Hektoliter. Gebraut wurden 510 Hektoliter (17 Sud à 30 Hektoliter). März 1888 (5.) Der Polizeibericht meldet: „Von gestern Nachmittag auf heute fanden mehrfache grobe Ausschreitungen statt, bei welchen Menschen und Sachen zum Teil schwer beschädigt wurden. Die Verwundungen eines Mannes, verursacht durch Messerstiche, sind nicht unbedenklich.“ (Salvator?). (6.) Von 1.400 Häusern hiesiger Stadt sind bereits 1.200 in den Bereich der Wasserleitung gezogen. (9.) Die Nachricht von dem heute vormittags 8 ½ Uhr erfolgten Hinscheiden des Kaisers Wilhelm wurde durch Extrablätter der hiesigen Zeitungen noch im Laufe des Vormittags (Central-Anzeiger um 11 Uhr) verbreitet. Alsbald wurden auf dem Rathaus zwei deutsche Fahnen mit Trauerflor gehisst. (12.) In der Wiederer‘schen Facettenschleiferei ist ein Streik der Tafelglasarbeiter ausgebrochen: Ursache: Angebliche 20prozentige Lohnminderung. Wiederer bringt in einem Ausschreiben zur Kenntnis, dass die Entfernung dreier Agitatoren aus der Fabrik die Veranlassung war. Außer den Ledigen streiken 67 Familienväter im Besitze von 131 Kindern. (14.) Gestern fand im Saale „Zum Grünen Baum“ eine allgemeine Glasarbeiter-Versammlung statt, woselbst der Streik in der Wiederer‘schen Fabrik besprochen wurde. Die Redner Klemens, Schäfer, Feder äußerten sich alle zu Gunsten der Streikenden. Die Bedingungen der Arbeiter, unter welchen sie die Arbeit wieder aufnehmen wollen, lauten: 1. Ein Arbeiter darf nicht unter 6 Monaten entlassen werden, sofern er sich nicht gegen die Fabrikordnung vergeht. 2. Die Arbeitszeit darf sich nur auf die Zeit von früh 6 Uhr bis abends 7 Uhr erstrecken. 3. Überstunden dürfen keine gemacht werden. 4. Frauen und Mädchen dürfen nicht mehr neu eingestellt und an direkten Werkzeugen beschäftigt werden. Bereits in der Fabrik befindliche sollen jedoch an ihren Plätzen bleiben. 5. Die Arbeiter müssen wieder an ihren Werkzeugen beschäftigt werden. (15.) Magistratssitzung: Bürgermeister Langhans gedachte in einer Ansprache, welche die Mitglieder stehend anhörten, des verstorbenen Kaisers Wilhelm sowie des jetzigen Kaisers Friedrich III. und schloss mit dem Wunsche: „Gott schütze den Kaiser, Gott schütze auch unser deutsches Volk“. (16.) Viele Häuser der Stadt, städtische und staatliche Gebäude, waren heute anlässlich der Bestattung Kaiser Wilhelms mit schwarzen und umflorten deutschen Fahnen beflaggt; in den Kirchen beider christlichen Konfessionen sowie in der Synagoge fanden Trauergottesdienste statt. Zwischen 12 und 1 Uhr mittags waren alle Läden geschlossen, wie auch zur nämlichen Zeit Trauergeläute stattfand. Seit Bekanntwerden des Todes war das Theater geschlossen, wie auch keinerlei öffentliche Vergnügungen stattfanden. (21.) In einer gestern im „Grünen Baum“ stattgehabten Glasarbeiterversammlung wurde vom Streikkomitee mitgeteilt, dass der Streik in der Wiederer‘schen Fabrik durch das Nichtausdauern, sowie der Feigheit und Bruch des gegebenen Ehrenwortes seitens eines großen Teiles der Arbeiter gescheitert sei; infolgedessen seien jetzt 28 Arbeiter, meist Familienväter arbeitslos und unterstützungsbedürftig. Es wurde folgende Resolution beschlossen: „Die Glasarbeiterversammlung erklärt den Streik als misslungen durch das Nichtausdauern eines großen Teils der Arbeiter. Die noch im Streik stehenden Arbeiter sind ihres Ehrenwortes entbunden und sollen die noch ausgesperrten Arbeiter, welche sich rege der Dache angenommen haben, nach Kräften unterstützt werden.“ April 1888 (8.) Die Störche sind angekommen, Haus Nr. 36 in der Königstraße. (12.) Resultat der Frühjahrsmusterung der hiesigen 390 Militärpflichtigen aus dem Jahrgang 1868: 149 Mann tauglich, 188 Mann zeitig untauglich, 25 Mann dauernd untauglich; der Rest wurde teils für den Landsturm, teils für Ersatzreserve zur Überweisung in Vorschlag gebracht. (20.) Aus dem Jahresbericht der Fabrikinspektoren für Mittelfranken ist in Bezug auf die Gesundheitsverhältnisse der Arbeiter in den Quecksilberbelegen zu entnehmen, dass dieselben eine weitere namhafte Besserung erfuhren, „in welcher sich in erfreulicher Weise die Wirkung der vom Glasbelegerhilfsverein getroffenen Maßregeln bemerkbar macht;“ jede beschäftigte Person wird dazu angehalten, alle 8 Tage ein warmes Bad zu nehmen. Für den Stand von 178 in allen Belegen beschäftigten Personen, wovon etwa ein Drittel Männer, entfielen während des Jahres 1887 im Ganzen 1388 Krankentage durch Merkuralismus, gegenüber 5464 Krankentagen des Jahres 1886 bei geringerer Personenzahl. Von dem in 1887 sich ergebenden Krankentagen entfallen 198 oder 14 Prozent auf die Männer und 1190 oder 86 Prozent auf die Frauen. Durchschnittliche Arbeit pro Tag 6-8 Stunden. - Der von Nürnberg um 6 ½ Uhr abends abgegangene Ludwigsbahnzug musste bei der 8
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/8
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