(13.) In einer vom demokratischen Verein Fürth veranstalteten Volksversammlung sprach heute Dr. R Breitscheid, Berlin, über „Kaiser und Volk“, die jüngste Rede des Kaisers in Königsberg betreffend. – Eine Firma Berghaus, welche den Generalvertrieb eines Monoplans hat, will hier Flüge vorführen, wenn die Stadt für eine Mindesteinnahme von 4500 Mark garantiert. Das Anerbieten dient lediglich zur Kenntnis. (16.) In einer allgemeinen Wirteversammlung wurden heute folgende Beschlüsse gefaßt: Preisaufschlag für warme Speisen 10-15 Prozent, für Preßsack und Bratwurst Mindestpreis 15 Pfennige ohne Brot, für Backsteinkäse Mindestpreis 10 Pfennige ohne Brot. (18.) In vergangener Nacht wurden aus dem Rechnungsbureau des hiesigen Artilleriekasinos 4000 Mark in Wertpapieren und 1000 Mark in Bargeld samt der eisernen Kassette, worin sich die Wertpapiere befanden, gestohlen. (19.) Verstorben Fabrikbesitzer und Handelsrichter Kommerzienrat Bernh. Löwensohn, 61 Jahre. Für gemeinnützige und soziale Zwecke spendete er größere Summen. (21.) Polizeistation I, bisher Nürnberger Straße 84, seit vorgestern in das Stationsgebäude Fürth-Ost der Ludwigsbahn verlegt. (22.) Die Vereinigung Fürther und Schwabacher Silberschläger hat zum Zweck besserer Preisbildung eine Verkaufsgenossenschaft GmbH gegründet. – Nachdem auch das Gemeindekollegium das Projekt für die Umgestaltung des alten Friedhofs in eine Anlage mit kleinen Abstrichen genehmigte, kann nunmehr mit den Arbeiten begonnen werden... (23.) Fahndung nach einem Wüstling. Der Polizeibericht gibt bekannt: Im Hausgange eines Wirtschaftsanwesens in der Amalienstraße wurde gestern Nachmittag an zwei 5- und 9jährigen Mädchen von einer Mannsperson unsittliche Handlungen vorgenommen. Die Mannsperson wird beschrieben: 1,70 Meter groß, 30 bis 32 Jahre alt, schmächtige Gestalt, schwarzes Haar, solchen Schnurrbart, trug grauschwarzen Wetterkragen und steifen Filzhut. – Der Polizeibericht teilt mit: Gestern nachmittag 2 ¾ Uhr scheuten in der Gartenstraße zwei vor einem Güterwagen gespannte Pferde und rannten über den Kohlenmarkt bis in die Schirmstraße. Am Kohlenmarkt kam das Handpferd zu Fall und wurde bis in die Schirmstraße geschleift. Vor einem Kleidergeschäft daselbst fiel die Ladung des Wagens auf Straße und Trottoir. Das gestürzte Pferd erlitt ziemlich erhebliche Hautabschürfungen an den Vorder- und Hinterbeinen. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt. (27.) Die... Einführung der Fernzündung für die in den Straßen der Stadt aufgestellten Gaslaternen wurde auch vom Gemeindekollegium einstimmig genehmigt. (29.) Sonntagsruhe im photographischen Gewerbe. Vor 2 Jahren wurde auf Ansuchen der photographischen Gesellschaft Nürnberg für Nürnberg und Fürth festgesetzt, dass an Sonn- und Feiertagen, die hohen Feiertage ausgenommen, wo überhaupt kein Betrieb stattfinden darf, in den Ateliers von 9 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags gearbeitet werden darf. Der Magistrat hatte damals begutachtet, dass diese Regelung der Sonntagsruhe mit den Bedürfnissen des Publikums vereinbar ist. Nun liegt ein Gesuch der hiesigen Photographen vor dahin, die Geschäftszeit auf 11-4 Uhr abzuändern, da inzwischen sich gezeigt hat, dass die Photographen sehr geschädigt wurden, weil in Fürth an Sonntagen vorwiegend mit Arbeitern und Soldaten-Kundschaft zu rechnen ist, die erst nach 1 Uhr mittags abkommen können. Der Referent beantragt, das frühere Gutachten des Magistrats vom 18. August 1908, dass die Geschäftszeit von 9 bis 2 Uhr sich mit den Bedürfnissen des Publikums deckt, aufrecht zu halten, was auch mit 9 gegen 8 Stimmen beschlossen wird. (30.) Fuhrverkehr während der Fürther Kirchweih. Der Polizeibericht ordnet an: Chaisen, welche während der Kirchweihmesse Personen vom Theater abzuholen haben, können kurz vor Schluss der jeweiligen Theateraufführung auf der nördlichen Seite der Königstraße vom Eisenhändler Farnbacher’schen Haus bis zur Sonnenapotheke mit der Spitze des Gefährts gegen das Pfarrhaus Aufstellung nehmen, jedoch derart, dass zwischen den einzelnen Chaisen soviel Abstand bleibt, dass das Publikum ungehindert durchpassieren kann. Oktober 1910 (9.) Beim diesjährigen Preisschießen für Offiziere der bayerischen Armee hat sich im 3. Armeekorps Hauptmann Amthor des 21. Infanterieregiments einen Ehrensäbel errungen. (10.) Durch Raufhändel wurden in vergangener Nacht eine große Anzahl Personen verletzt, so dass vielfache Überführungen in das Krankenhaus erfolgten. – Taschendiebstähle und Diebstähle in [Kirchweih-]Messbuden kamen ziemlich häufig vor, trotzdem zur Bewachung der Letzteren nachts 18 Wächter, in zwei Schichten verteilt, aufgestellt sind. (13.) Kommerzienrat Theod. Löwensohn hat zu den von ihm bereits gestifteten 10.000 Mark für Errichtung einer Waldschule weitere 50 000 Mark gegeben, von denen 15.000 Mark als Beitrag zur Errichtung des Hauses, die anderen 35 000 Mark als Betriebsfonds zu verwenden sind. (15.) Jagdreiten der Offiziere der Garnisonen Fürth und Nürnberg nördlich von Unterfarrnbach. (16.) Bei Anwesenheit von ca. 1000 Personen wurden heute auf dem alten Sportplatz an der Vacher Straße 6 Polizeihunde vorgeführt, von denen die Hündin des hiesigen Schutzmanns Michel mit dem 1. Preis bedacht wurde. Einige Hunde, die sonst Vorzügliches leisteten, haben teilweise, einer sogar ganz versagt. 82
Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/82
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