betriebene Fürther Stadttheater, dessen finanzielle Mittel man um ein Drittel kürzte. Die zahlreichen Fürther Chorvereinigungen und Privatorchester sahen sich nur noch selten imstande, ein Konzert finanziell zu stemmen. Aus wirtschaftlicher Not heraus wurden zahlreiche Gesellschaftsbälle abgesagt. Eintrittsfreie Standkonzerte mit Kapellen, die Militärmärsche spielten, erzeugten dagegen Beifallsstürme. Zwangsläufig verbrachten viele Fürther Zeit und Urlaub im Fürther Flussbad, das vom 4. Mai bis 12. September geöffnet hielt. Das Tragen von Badehosen ohne Beinansatz war dort verboten! Ansonsten spielten die Kinder in den leeren Straßen Fußball und auf den Gehsteigen wurde "gekreiselt" und "geschussert". Frohe Stunden verbrachten die Fürther beim "Poculator" im Geismannsaal im März, auf der "Schießhauskirchweih" im Juni und auf der "Michaeliskirchweih" im Oktober. Freitag, 2. Januar 1931 Der Silvestertag hatte sich den Fürthern recht regnerisch gezeigt. Um Mitternacht stiegen verhältnismäßig wenig Raketen in die dunkle Nacht. In der Hauptsache waren es Knallfrösche, Schwärmer und Knallbomben. Es wurde gespart. In den Lokalen feierte man bis um 3 Uhr morgens (Polizeistunde). Die letzten Straßenbahnen in Richtung Nürnberg waren voll besetzt, da etliche Nürnberger zum Feiern nach Fürth fuhren. Den Neujahrsspaziergang beeinträchtigte wieder aufkommender Regen, doch Vereinsfeiern fanden am Neujahrsabend noch zahlreich statt. Das Fürther Stadttheater wartete an Neujahr bei mäßigem Besuch mit der Operette "Das Veilchen von Montmartre" auf. Samstag, 3. Januar 1931 Am Silvesterabend kurz vor Mitternacht kam es in der Theaterstraße in Höhe des israelischen Krankenhauses zu einer Schlägerei zwischen Wirtschaftsbesuchern und zwei Polizisten in Zivil, die schließlich von der Schusswaffe Gebrauch machen mussten. Es gab zwei Schussverletzte, die ins Fürther Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Kurrende sang an diesem Samstag um 15 Uhr im Bereich Wasser-, Garten-, Rosen- und Julienstraße. Der Straßengesang zur Weihnacht vor einer Woche hatte dem Waisenhaus 96 RM gebracht. Zusätzlich waren die jungen Sänger ins Fürther Stadttheater zu einer Märchenvorstellung eingeladen worden. Die Stadt Fürth begann mit Nürnberg die Verhandlungen um verminderte Zahlungen an den gemeinsamen Theaterbetrieb. Man wollte die Theaterehe Nürnberg-Fürth angesichts von 80.000 Fürther Einwohnern weiter erhalten, allerdings nicht um jeden Preis. Montag, 5. Januar 1931 Zum Jahresende 1930 war im Willmy-Verlag (Geschäftsstelle Fürth, Königstraße 3) das neue "Fürther Adressbuch 1931" erschienen. Das Buch kostete 10,50 RM. Auf einem Bild in der NZ waren vier amerikanische Mannequins zu sehen, die die neuesten Strumpfneuheiten zeigten. NZ: "... nur hoffen, dass sie auf Amerika beschränkt bleiben und nicht auch in Europa Anklang finden." Die SpVgg hatte sich für die Runde der Meister zur "Süddeutschen Meisterschaft" qualifiziert. Bei ihrem Heimspiel im Ronhof vor 5000 Zuschauern besiegte die SpVgg den FK Pirmasens mit 2:1. Tore für Fürth durch Franz und Faust. Fürth spielte damals wie folgt: Neger; Krauß I, Zeiß; Krauß II, Leinberger, Hagen; Kießling, Frank, Faust, Franz und Full. Es war dies das erste Spiel der Endrunde. Dienstag, 6. Januar 1931 Aufgrund der Notzeit erhöhte sich in Fürth der Druck zur Errichtung einer "Volksküche" für Bedürftige nach Nürnberger Vorbild. Dort wurden täglich bis zu 2000 Personen in den Räumen in der Flaschenhofstraße und am Sterntor mittags verpflegt. In Fürth hatte man die Gastronomie angesprochen, dort winkte man jedoch ab. Man sah den eigenen Betrieb durch derartige Sonderspeisungen beeinträchtigt. Vor Kurzem hatte man deshalb einen "Verein Fürther Nothilfe
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