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Gaststätten im Umfeld der Kirchweih gab es abends kaum einen freien Platz. Von den Harfenzupfern waren 50 Gruppen aus ganz Nordbayern und Thüringen anwesend. Sie gaben in den Gaststätten einander die Klinke in die Hand, waren aber mit ihren Einnahmen ebenfalls zufrieden. Zu den täglichen Bierkonzerten im Geismannsaal kamen täglich über 1000 Besucher. Nicht zufrieden war man mit der Gewerbeausstellung auf dem Lindenhain. Nur rund 30.000 Besucher hatten den Weg dorthin gefunden. Einen geradezu beispiellosen Erfolg erzielte der Glückshafen, der mehrere Fürther Sozialträger vertrat. Man verkaufte im Verlauf der 10 Tage 22 Serien mit 200.000 Losen zu je 25 Pfennigen. Stadttheater Fürth: „Die Neuberin“, Schauspiel von Förster und Munk. Montag, 14. Oktober 1935 Die Gaststätte Kornblume Ecke Ludwig- und Kornstraße wurde NSDAP-Lokal der Zelle 8. Die Einweihungsrede hielt Ortsgruppenleiter Lang. Wahlspruch: „Nichts für uns, alles für Deutschland! Alles für unseren Führer Adolf Hitler!“ Im Jahre 1900 wurde von Schülern des Humanistischen Gymnasiums der Philisterverband der Abituria ins Leben gerufen. Jetzt feierte man am Wochenende im Saal des Park-Hotels die 35-jährige Wiederkehr der Gründung. Den musikalischen Teil des Kommerses bestritt die Kapelle Drechsel. Wegen Straßenbauarbeiten blieb die Mathildenstraße zwischen Schiller- und Hirschenstraße auf die Dauer von 10 Tagen für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Zentral-Lichtspiele: „Der Zigeunerbaron“ mit Adolf Wohlbrück und Hansi Knotek. Alhambra: „Die Werft zum grauen Hecht“ mit Marianne Hoppe und Hermann Speelmans. Kristall-Palast: „Alles weg`n dem Hund“ mit Ferdl Weiß. Dienstag, 15. Oktober 1935 Nach kurzer Krankheit verschied am 6. Oktober OStD Roedel, der ein halbes Menschenalter an der Oberrealschule Fürth unterrichtete. Roedel leitete die Schule seit 1. Januar 1920. Unter seiner Führung wurde die einstige Realschule zur Oberrealschule ausgebaut. Er lebte seit Sommer 1933 im Ruhestand in Bad Reichenhall. Am Karlsteg, einem Übergang über die Pegnitz unterhalb des Fürther Stadttheaters, stand ein Schild mit der Aufschrift „Der Steg darf höchstens von 30 Personen gleichzeitig begangen werden!“ Man fürchtete die mangelnde Tragkraft. An normalen Tagen regelte sich diese Vorschrift von selbst, in der Zeit der Kirchweih verstärkte sich der Strom der Fußgänger zum Heringsdorf schon beängstigend, aber beim An- und Abmarsch der Anhänger zu Fußballspielen der SpVgg im Ronhof mussten zwei Polizisten an den Eingängen des Steges dafür sorgen, dass diese Vorschrift auch eingehalten wurde. Mittwoch, 16. Oktober 1935 Der Herbst zeigte sich an den in der Presse angekündigten Fisch- und Ganspartien der Fürther Gaststätten. Dazu konnten sich Nachbarschaft und Stammgäste bei der entsprechenden Gaststätte mit ihren Portionswünschen in eine Liste eintragen. Die jährlichen Fisch- und Ganspartien führten auch zur Gründung sogenannter „Fressvereine“. Dabei zahlte man das Jahr über Kleinbeträge in eine gemeinsame Kasse ein und erhielt dafür am Tag der Fisch- und Ganspartie in seinem Stammlokal einen halben Karpfen und ein Gansviertel, jeweils mit Beilagen und einigen Bieren. Auch Gaststätten der Fürther Vororte veranstalteten Fisch- und Ganspartien, zu denen die Fürther gerne pilgerten. Jetzt sah man wieder die Bauern mit ihren Gespannen im Fürther Stadtbild. Man belieferte die Bevölkerung mit Winterkartoffeln. Diese wurden eingekellert. Für die Einlagerung waren Kühle, Dunkel- und Trockenheit wichtig, damit die Kartoffeln nicht keimten oder fleckig wurden. Donnerstag, 17. Oktober 1935