Die NZ erinnerte in einem Artikel an zwei Fürther Originale, die Mitte der 1870-er Jahre das Zeitliche gesegnet haben dürften. Die „Hulzliesl“, wie sie genannt wurde, verdiente sich ihr tägliches Brot und ihre abendlichen drei Maß Bier dadurch, dass sie ihre Dienste anbot, sobald gekauftes Holz am Gehsteig abgeladen wurde. Für ein paar Pfennige schleppte sie das Brennholz auf die Dachböden. Der „Rainshanni“ (Johann Rain) sammelte täglich Almosen. Stiege für Stiege trippelte das zittrige dünne Männchen dafür bis in die obersten Stockwerke. Bei Beerdigungen kondolierte, bei Hochzeiten gratulierte er und ging nicht eher fort, bis er ordentlich satt war. Eingeladen war er nie. Zentral-Lichtspiele: „Der Herr ohne Wohnung“ mit Adele Sandrock und Paul Hörbiger. Lu-Li: „Mein Leben für Maria Isabell“ mit Maria Andergast und Viktor de Kowa. Freitag, 18. Oktober 1935 Für die in den nächsten Tagen anstehende „Woche des deutschen Weines“ wurden von der Fürther Spedition Schad 23 Fässer mit 8000 Litern des Patenweins „Sonne aus der Pfalz“ (mehrere Sorten) in Fürth angeliefert und bei der Weinhandlung Groß (Schwabacher Straße) abgeladen. Von dort aus wurden die Fässer an die weiteren Weinhandlungen Kölsch (Moststraße), Jost (Marienstraße), Fiedler (Dreikönigsplatz), zum Duckla (Mühlstraße) verteilt. Auch die großen Lebensmittelhändler Hegendörfer, Roth und Backofen/Dietz („Backdie“) nahmen einige Fässer ab, der Wein sollte in allen Filialen der Händler verkauft werden. Der Straßenbahnverkehr nach Nürnberg nahm zu. Die NZ berichtete von gut besuchten bzw. überfüllten Straßenbahnen in den Zeiten zwischen 6 und 8 Uhr und 17 bis 20 Uhr. Vier Straßenbahnlinien beförderten jährlich durchschnittlich sieben Millionen Fahrgäste nach Nürnberg. Unberücksichtigt blieb bei dieser Zahl eine weitere Million Fahrgäste während der Zeit der Reichsparteitage. Samstag, 19. Oktober 1935 Die katholische Südstadtgemeinde St. Heinrich feierte das 25-jährige Jubiläum ihrer Kirche. 1903 hatte man von der Stadt Fürth den Bauplatz an der Kaiserstraße zum Preis von 1,50 Mark pro qm erworben. Als das Grundkapital ausreichend war, konnte man 1908 mit dem Bau der Heinrichskirche beginnen. Durch Spenden, Kollekten, Wohltätigkeitskonzerte und Zuwendungen anderer katholischer Kirchen Bayerns konnte der Bau im September 1910 fertiggestellt werden. Die Konsekration wurde vom Erzbischof von Bamberg am 23. Oktober 1910 vorgenommen. An diesem Wochenende feierte man das Jubiläum mit einem Festgottesdienst. Alhambra: „Alles hört auf mein Kommando“ mit Marianne Hoppe und Wolfgang Liebeneiner. Stadttheater Fürth: „Marietta“, Operette von Kollo. Montag, 21. Oktober 1935 Über die Presse stimmte man die Fürther Bevölkerung auf eine große Luftschutzübung im Monat November ein. Alle Innenbeleuchtungen der Gebäude mussten so abgeblendet werden, dass kein Lichtstrahl nach außen drang. Die angebrachten Vorrichtungen mussten ab 15. November jederzeit betriebsbereit sein. Die spätere Luftschutzübung wurde von den Polizeiorganen überwacht. Straßenbahnen und Züge mussten mit Obenabschirmungen, Scheinwerfer von Autos mit Scheiben aus undurchsichtigem Material mit einem waagrechten Schlitz in der Größe von 8 x 1,5 cm versehen sein. Die SpVgg kam bei ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2000 Zuschauern zu einem 3:0-Erfolg gegen den FC München. Tore für Fürth durch Förster, Kraus I und Frank. Dienstag, 22. Oktober 1935 Das bei den Fürthern bekannte Lokal „Ronhofer Gärtla“ in der Alten Reutstraße warb in
Seite:Kuntermann 1935.pdf/61
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