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Aus: Fürth 1937 - Fürther Geschichtswerkstatt - Bearbeitet von Gert Kuntermann gekürzt von Bernd Jesussek für FürthWiki 23.10.2024 Vorwort Von der "roten Judenburg" zur wirtschaftlich gesunden Nazi-Musterstadt? 1937 war der Alltag der Fürther stramm nationalsozialistisch ausgerichtet. Fast 100 % der heimischen Schuljugend war in HJ oder BdM integriert. OB Jakob sprach in seinem Jahresrückblick zudem von einer "finanziellen Konsolidierung" der Stadt, was sich auch im Sparwillen der Bevölkerung zeigte. So verfügte die Stadtsparkasse Fürth Ende 1936 schon über eine Rücklage in Höhe von 647.000 RM, die Stadtwerke erzielten einen Reingewinn von 985.000 RM. In Fürth lebten Anfang 1937 insgesamt 78.237 Einwohner, im Jahr 1936 wurden 1326 Kinder hier geboren (Trend: Von der Hausgeburt zur Klinikentbindung). Zum Jahresbeginn registrierte das Fürther Wohlfahrtsamt nur noch etwa 1700 arbeitslose Unterstützungsempfänger: Vom Winterhilfswerk (WHW) wurden in der Kleeblattstadt 5.221 Haushalte mit 13.793 Personen unterstützt. In Fürth arbeiteten rund 40.000 Erwerbspersonen bei 1516 im Handelsregister eingetragenen Unternehmen. 4428 Kleingärtner und landwirtschaftliche Kleinbetriebe (bis 0,5 Hektar) lieferten einen wertvollen Beitrag zur hiesigen Volksernährung. Zum 1. Juli 1937 waren auf Fürther Stadtgebiet 1332 PKW und 446 LKW zugelassen. Bei der Stadt Fürth schafften zum Jahresbeginn 397 Beamte, 299 Angestellte und 535 Arbeiter. In städtischen Ämtern und Betrieben wurde an Samstagen immer noch von 7.00 bis 13.30 Uhr gearbeitet. Im Ortsnetz Nürnberg/Fürth zählte man schon 38.591 Telefonanschlüsse. Logistische Leistung: Für die Zeit der Reichsparteitage in Nürnberg nahm Fürth 36.000 Personen auf, mit Privatgästen beherbergte man über 40.000. Die "Kinderschule" am Kirchenplatz feierte ihren 100. Geburtstag. Der Kindergarten galt als der älteste in Deutschland. Am 12. April war allgemeiner Schuljahresbeginn. Der Durchschnitt der Klassenstärke an den Fürther Volksschulen lag bei 48,6 Schülern (177 Klassen). Von den "Erstklässlern" waren nur noch 15,7% schlecht ernährt. 8 Zahnärzte arbeiteten nebenher in der Fürther Schulzahnklinik und behandelten dabei 604 Kinder. An den höheren Schulen der Stadt wurden zum Schuljahresbeginn keine jüdischen Schüler mehr aufgenommen. Größere Wohnblöcke wurden 1937 im "Eigenen Heim" sowie zwischen Würzburger und Hardstraße gebaut. Allein im Jahr 1936 entstanden in Fürth 446 neue Gebäude! Als treibende Kraft entwickelte sich dabei die größte Fürther Baugenossenschaft "Eigenes Heim" mit 566 Mitgliedern. Durch den Wohnungsbau hatte sich die Zahl der Wasseranschlüsse auf 4476 erhöht. Vor den nun 3340 Fürther Anwesen standen rund 20.000 Mülleimer. Im März beschloss der Fürther Stadtrat den Abriss des Ludwigsbahnhofs an der heutigen Fürther Freiheit, im April den Abbruch des alten Restaurants im Stadtpark (dort heute Freilichtbühne). Immer mehr elektrische Lampen lösten die gasbetriebenen Kandelaber ab. Die Fahrbahn des Heiligenbergs wurde um einen Meter breiter, die Kurve am unteren Ende entschärft. Die Hallstraße nahe dem Stadttheater hatte man auf eine einheitliche Straßenflucht zurückgebaut. Die Häuser der Stadt mussten aufgrund behördlicher Anweisung am 30. Januar, 20. April, 1. Mai, für die Zeit der Landestagung der Kleingärtner, die Zeit der Reichsparteitage in Nürnberg und zum Gedenktag 9. November beflaggt werden. Das Fürther Stadttheater feierte nach seiner Selbständigkeit 1933 nun die 1000. Vorstellung. Mit 25 Uraufführungen in dieser Zeit stand man an der Spitze in Deutschland. Gauleiter und Frankenführer Streicher äußerte sich stets lobend über die Qualität der Fürther Aufführungen. OB Jakob hielt immer wieder "Kontakt zum Personal", besonders zum weiblichen. Auf den großen Bällen des Fürther Fasching herrschte "Visierzwang" bis 23 Uhr. Der Faschingshit hieß "Freut euch des Lebens", erlaubt waren jedoch keine ausländischen Tänze und gespielt wurde nur deutsche Musik. Der Geismannsaal war als übergroßer Luftschutzraum mit integriertem "Angsthasenstall" dekoriert. Der schwergewichtige Faschingsprinz 1937 hieß Paul I. An den Sonntagen bis zum Faschingsdienstag durften die