gefüllt, als der Redner die Verdienste Hitlers seit der Machtübernahme wie an der Perlenschnur aufgereiht präsentierte. Am Schluss sprach Schöller die Hoffnung aus, dass Fürth zu 100% mit JA stimme. Für Donnerstag war Ortsgruppenführer von Obernitz als Redner vorgesehen. Freitag, 8. April 1938 In den Straßen Fürths wurden "JA"-Plaketten verkauft. Man trug sie demonstrativ am Revers. Viele Fürther Schaufenster in der Innenstadt waren mit Hitler-Bildern und einem großen "JA" geschmückt. Am Donnerstagnachmittag fand für die Gesamtbelegschaft der Firma Schickedanz ein "Betriebsappell" statt. Für die Abstimmung am 10. April wurden die Beschäftigten vom stellvertretenden Gauleiter Karl Holz auf Vordermann gebracht. Dieser sprach über das "unselige Wirken des jüdischen Volkes" und warb um ein einstimmiges JA am Sonntag. In den letzten Tagen wechselten politische Kundgebungen, Propagandamärsche und Standkonzerte einander ab. Am Samstag hatten sämtliche Fabriken, Handels- und Handwerksbetriebe um 12 Uhr Betriebsschluss. Die Ladengeschäfte durften bis 18 Uhr offen halten. Um 19 Uhr hatten sich dann alle schaffenden Volksgenossen zu einer großen Schlusskundgebung auf dem Dreikönigsplatz zu versammeln. Samstag, 9. April 1938 Über die Presse forderte OB Jakob die Fürther Bevölkerung dazu auf, ihren Dank dem Führer gegenüber am Sonntag mit einem JA zu bekunden. Die Bürger wurden angewiesen, am Samstag ab 12 Uhr ihre Häuser zu beflaggen. Fürth sollte an diesem Wochenende ein einziges Fahnenmeer bilden. In Erwartung eines Fackelzuges am Abend des Sonntags wurden die Anwohner des Dreikönigsplatzes, Brandenburger, Schwabacher, Königs-, Hindenburg- und Bahnhofstraße aufgefordert, nach Einbruch der Dunkelheit ihre Fensterbrüstungen festlich zu illuminieren. Auf dem Gelände der SpVgg entstanden Tennisplätze. Dem Platz 1 (Meisterplatz) schlossen sich vier weitere Tennisplätze an. Einweihung der neuen Plätze sollte noch im April sein. Die NZ sprach von "einer Tennisplatzanlage, wie sie in Fürth bisher nicht vorhanden ist und wie sie selbst in anderen großen Städten nicht immer zu finden ist." Montag, 11. April 1938 In der Stadt Fürth votierten 99,71% für Hitler. Es gab ganze 159 Nein-Stimmen. Im heutigen Landkreis Fürth entschieden sich sogar 99,97% (!) für ein JA zu Hitler. Fürth versank an diesem Tag in einem Meer aus Fahnen und Wimpeln. Alle Fürther fühlten sich als Mitglieder eines neuen Großdeutschland. Weltspiegel: "Musik für Dich" mit Magda Schneider und Hans Söhnker. Alhambra: "Mutterlied" mit Maria Cebotari und Benjamino Gigli. Lu-Li: "Die Umwege des schönen Karl" mit Karin Hardt und Paul Westermeier. Dienstag, 12. April 1938 Zum bevorstehenden Osterfest teilte man über die Presse mit, dass die Volksspeisungsgaststätte in der Schwabacher Straße 96 sowie ihre Nebenabgabestelle in der Theaterstraße 7 vom Karfreitag an bis einschließlich Ostermontag geschlossen blieben. Die Nützlichkeit der Bienen wurde allgemein anerkannt. In Fürth warb man um eine Vermehrung der Bienenvölker im Stadtgebiet. Nach der letzten Zählung 1937 gab es im Stadtgebiet Fürth 606 Bienenstöcke, davon waren 78 mit unbeweglichen und 528 mit beweglichen Waben versehen. Für uns heute nicht vorstellbar: Der Postdienst während des kommenden Osterfestes blieb weitgehend aufrecht erhalten. Briefe und Pakete wurden z.B. auch am Karfreitag und Ostersonntag zugestellt. Am Ostersonntag war der Schalter 8 der Fürther Hauptpost am Bahnhofplatz von 8 bis 21 Uhr für den dringenden Postverkehr geöffnet. Zentral-Lichtspiele: "Patrioten" mit Lida Baarova und Mathias Wiemann. Mittwoch, 13. April 1938 1300 Personen waren zu dem Gemeinschaftskonzert der Luftwaffe und des Jungvolkes im Geismannsaal erschienen. Das Musikkorps der 1. Abteilung des Flak-Regiments Nr. 8 musizierte zusammen mit dem Jungvolk. Jung und Alt sang zusammen Soldaten- und Kampflieder. Die dabei entwickelte Begeisterung übertrug sich auf das Publikum, das immer wieder Zugaben erbettelte. 19
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