Mittwoch, 18. Mai 1938 Die in Fürth untergebrachten 50 österreichischen SA-Männer aus der Steiermark unternahmen einen gemeinsamen Ausflug nach Rothenburg. Da gleichzeitig eine Gruppe von Hamburger Mädchen in Rothenburg weilte, wurde rasch Freundschaft geschlossen und symbolisch die Verbrüderung von Ostund Nordmark vollzogen. Dem Vorstadtverein Fürth-Burgfarrnbach war es gelungen, eine weitere Zugverbindung in den Vorort zu bekommen. Ab 15. Mai fuhr ein Zug um 19.23 ab Burgfarrnbach in Richtung Fürth, das um 19.30 erreicht wurde. Die Burgfarrnbacher Bevölkerung wurde aufgerufen, von der neuen Verbindung rege Gebrauch zu machen. Es wurde wieder Zeit für die "Maikäfer-Bekämpfung". Dazu sollten die dicken Brummer in den Morgenstunden von den Bäumen geschüttelt, gesammelt und vernichtet werden. Stadttheater Fürth: "Lang, lang ist`s her", Operette von Stolz. Donnerstag, 19. Mai 1938 Aufgrund des österreichischen Anschlusses an Deutschland erließ Hitler zum 1. Mai eine Amnestie für kleinere Geld- und Gefängnisstrafen. Da viele Betroffene dies nicht mitbekamen, war u.a. auch der Kassier des Fürther Amtsgerichtes der Leidtragende. Er musste etliche überwiesene Geldstrafen wieder an die Absender zurückschicken. Als Begründung hieß es im Begleitschreiben, dass der Staat die Geldstrafe erlassen habe. Die Firma "Möbel-Georg-Scherer" hatte das Haus Friedrichstraße 10 völlig neu entstehen lassen. Das schmucke Haus zierten jetzt im Erdgeschoss durchgängig große Schaufenster. Die NZ sprach von einem "Beispiel fränkischer Hausbaukunst". Zentral-Lichtspiele: "La Habanera" mit Greta Garbo und Zarah Leander. Freitag, 20. Mai 1938 Keine leichte Aufgabe: Normalerweise sollte man alte Bäume nicht mehr verpflanzen, aber Fürths OB Jakob ordnete an, die 20 bis 40 Jahre alten Eichen rund um den Bismarckturm auf der Hardhöhe zu versetzen. Eine Spezialfirma wurde damit beauftragt. Ziel war das Entstehen einer Eichenallee auf dem Kurgelände am Espan. Die Spezialfirma verfrachtete die bis zu 200 Zentner schweren Eichen einzeln per Transportlader an ihre neuen Positionen und wässerte die Wurzelballen täglich. Man garantierte dafür, dass alle verpflanzten Eichen wieder angehen würden. Ein teurer Spaß, aber damit hatte man sich mindestens zwanzig Jahre Wachstum erspart. Samstag, 21. Mai 1938 An vielen Fürther Hausfassaden wurden derzeit unschöne Firmenbeschriftungen beseitigt und durch erhabene Goldbuchstaben ersetzt. Unter den Austauschschriften waren auch etliche Gaststättenbezeichnungen. Am Sonntag, 22. Mai trat der neue Sommerfahrplan der Straßenbahn in Kraft. Im Sommerhalbjahr wurde schneller gefahren. Die Stadt Fürth war mit Nürnberg im Sommer während der Hauptverkehrszeiten durch die Linien 1,11,21,31 und 41 verbunden. Zur Feier des 100-jährigen Bestehens des Turmes der Alten Veste fand am Sonntag ab 15 Uhr bei der Gaststätte "Zur Alten Veste" ein Militärkonzert statt. Es spielte die Kapelle des 21. Infanterie-Regiments. Die Alte Veste war bei den Fürthern ein beliebtes Ausflugsziel. Alhambra: "Der unmögliche Herr Pitt" mit Ursula Grabley und Harry Piel. Stadttheater Fürth: "Marguerite durch Drei", Lustspiel von Schwiefert. Montag, 23. Mai 1938 An diesem Montag begann der Abbruch des "Bismarckturmes" auf der Hardhöhe. Nachdem die letzten Eichen verpflanzt waren, rückten die Abrissbagger an. Vielen Fürthern fiel der Abschied von diesem Monument schwer. Dort wurde jedes Jahr am 31. März der Geburtstag des ehemaligen Reichskanzlers groß gefeiert. Nach Einbruch der Dunkelheit entzündete man dann an der Turmspitze das "Bismarckfeuer". Unter den Eichen bei einem Wirtschaftsgebäude am Fuß des Turmes saßen die Fürther insbesondere in den Sommermonaten an Wochenenden gerne gesellig zusammen. Eine größere Abordnung der Fürther HJ unter Leitung von Bannführer Heusinger fuhr am letzten Samstag nach Langenzenn, um der Grundsteinlegung für den Neubau eines HJ-Heimes beizuwohnen. 26
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