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In Leserbriefen mokierte man sich über die "nüchternen" beschrifteten Richtungspfeile im Fürther Stadtpark, die auf die nächste öffentliche Toilette hinwiesen. Die weiß gestrichenen einfachen Holzschilder trugen die Aufschrift "Pissort" oder "Zum Pissort". Die schwarzen Buchstaben schrien ihre Botschaft regelrecht in die wunderschöne Landschaft des Parks hinein. In der Fürther Lebküchnerei Tuffensamer in der Schwabacher Straße 39 war ein Brand ausgebrochen. Dort hatte der Raum mit den Backvorräten Feuer gefangen. Die Feuerwehr konnte den Brand innerhalb einer Stunde löschen. Brandursache war die vom angrenzenden Backofen ausstrahlende Wärme, die die hölzernen Abstellbretter in Brand setzte. Als neuer erster Kapellmeister wurde Operettenkapellmeister Friebe von den Städtischen Bühnen Breslau als erster Kapellmeister für die neue Spielzeit nach Fürth verpflichtet. Montag, 13. Juni 1938 Die Dynamit-AG in Stadeln unternahm am letzten Wochenende einen Betriebsausflug an den Bodensee. Von Friedrichshafen aus stachen die Fürther nach langer Zugfahrt und Mittagessen in See. Rund tausend Beteiligte der "Pulver" bevölkerten das Schiffsdeck. Auf der Insel Mainau fotografierte man sich gegenseitig unter Palmen. Nach Stationen in Konstanz und Lindau kehrte die Firmenfamilie wieder per Zug nach Fürth zurück. Ein nachträglicher Kameradschaftsabend zum 1. Mai führte die Fürther Lehrerschaft nach Forchheim, wo den Teilnehmern die Sehenswürdigkeiten der Stadt nahegebracht wurden. Anschließend wurde im versteckten Reders-Keller im Laubwald Gott Gambrinus reichlich Opfer gebracht. Am Abend fand dann der eigentliche Kameradschaftsabend im großen Saal des Gasthauses "Zum Hirschen" statt. Erst gegen Mitternacht kam der Zug mit den teilnehmenden Lehrern wieder in Fürth an. Dienstag, 14. Juni 1938 Georg Wölfel, bekannter Fürther Kaffeeröster, Konditor und Pralinenhersteller, eröffnete in der Hindenburgstraße 6 (heute Rudolf-Breitscheid-Straße) eine mit neuesten Maschinen bestückte Eisdiele. Bis weit in die 60er Jahre standen die Fürther im Sommer dort am geöffneten Schaufenster Schlange. Beim Stadttheater Fürth konnte man ab 1. Juni täglich von 9 bis 19 Uhr und an Sonntagen von 11 bis 13 Uhr seine Platzmiete erneuern oder für die kommende Saison neuer Abonnent werden. OB Jakob wollte unbedingt eine weitere Steigerung der Platzmieter sehen, wobei bei den städtischen Beschäftigten mitunter mit sanftem Druck nachgeholfen wurde. Ein Freundschaftsspiel am Samstag beim FC Herzogenaurach gewann die SpVgg standesgemäß mit 7:1. Das Spiel diente der Kontaktpflege zu kleinen Landvereinen. Mittwoch, 15. Juni 1938 Im Alter von 80 Jahren starb infolge eines Straßenbahnunfalls der ehemalige Fürther Polizeikommissär Balthasar Schoberth auf dem Transport ins Krankenhaus. In 42 Dienstjahren hatte sich Schoberth vom einfachen Schutzmann bis zum Chef der Fürther Polizei hochgearbeitet. 1925 war er in den Ruhestand getreten. Er war Beamter von altem Schrot und Korn gewesen. Jedermann in Fürth kannte den Mann, der in der Bevölkerung größtes Ansehen genoss. Schoberth wohnte über 40 Jahre im Gebäude des Jugendhortes an der Pegnitzstraße. Der "Reichsluftschutzbund" existierte nun schon seit fünf Jahren. In der Zeit vom 13. bis 19 Juni fand eine Werbewoche des "Reichsluftschutzbundes" statt. Dazu kam es am Mittwochabend um 20 Uhr am Dreikönigsplatz durch die Ortsgruppe Fürth zu praktischen Vorführungen von Brandbekämpfungen. Ziel war es u.a., die Bevölkerung auf einen möglichen Luftkrieg vorzubereiten. Donnerstag, 16. Juni 1938 Vom 17. bis 30. Juni mussten alle in Fürth wohnenden Sozialrentner in der Zeit von jeweils 7.30 bis 12 Uhr ihre "Lebensbescheinigung" beim Polizeiamt in der Nürnberger Straße 18, Erdgeschoss Zimmer 51, abholen. Ohne diese Bescheinigung war ein weiterer Rentenbezug nicht möglich. Michael und Sohn Emil Most, Pächter des Fürther Geismannsaales, konnten einige dicke Aufträge an Land ziehen. So erhielten sie den Zuschlag, beim alljährlichen Schützenfest in Kitzingen in dieser Woche ein geräumiges Bierzelt aufstellen zu dürfen. Ferner wurde der Familie Most für die Dauer der Reichsparteitage 1938 in Nürnberg die Bewirtschaftung der Berliner Halle in der KdF-Stadt am Valznerweiher übertragen. Besonders erwähnenswert, weil in Nürnberg erfahrungsgemäß bisher nur Nürnberger Betriebe zum Zuge kamen. 30