die Wasserleiche zur Leichenhalle auf dem Fürther Friedhof gebracht. Das Milchhäuschen der Fürther Südstadt hatte ab sofort wieder geöffnet. Es befand sich damals am Südende der Unterführung der Schwabacher Straße. Wegen seiner eigenwilligen Form hieß das gesamte Gebäude bei den Fürthern nur "Arschbackencafé". In den Straßen der Fürther Innenstadt warb am Montag ein "Reichsrundfunkwagen" für die große deutsche Rundfunkausstellung in Berlin (5. bis 21. August 1938). Am 13. August um 3 Uhr morgens fuhr ein Sonderzug vom Fürther Hauptbahnhof nach Berlin. Mittwoch, 6. Juli 1938 Die Oberrealschule (heute Hardenberg-Gymnasium) führte auf dem Hans-Lohnert-Spielplatz ihr diesjähriges Sportfest durch. Dazu marschierten alle 570 Schüler der Schule ein. Nach der Begrüßungsansprache von OStD Dr. Cramer begannen die Wettkämpfe, wobei auch Handgranatenweitwurf auf dem Programm stand. Die Flaggenhissung und das Absingen der beiden Nationalhymnen bildeten den Abschluss des Sportfestes. Die Ortsgruppe Fürth des Reichsluftschutzbundes veranstaltete im Weißengarten im Rahmen einer großen Frauenwerbung einen Demonstrationsabend über die Bedeutung der Frau im Luftschutz. Motto: "Die deutsche Frau hilft mit, das Volksgut zu schützen". Bei den praktischen Vorführungen - teilweise mit aufgesetzten Volksgasmasken - zeigte man Löschen mit Eimerketten, die Verwendung von Kübelspritzen, das Anlegen von Verbänden und den Abtransport von Schwerverletzten. Donnerstag, 7. Juli 1938 An den Zeitungskiosken ab jetzt in Fürth zu kaufen: Die Stürmer-Sondernummer mit dem Titel "Der Jude in Österreich". Angeblich lebten noch 450.000 "Rassejuden" im österreichischen Volk. Alle Teile der deutschen Bevölkerung sollten dazu beitragen, den "jüdischen Weltfeind" niederzuringen. Von Tag zu Tag ging der Platz (heute Fürther Freiheit), auf dem einst der Ludwigs-Bahnhof stand, seiner Vollendung entgegen. 130.000 Pflastersteine wurden dazu in den Boden gerammt. Die Bogenlampen waren fertig installiert, Lautsprecher angeschraubt und Einlässe am Boden konnten Fahnen aufnehmen. Der NS-Lehrerbund hatte seine Mitglieder zu einer Pflichtveranstaltung in den Saal des Parkhotels eingeladen. Thema: "Erdkunde-Unterricht und völkische Bildung." Es galt, tägliche Ereignisse der Politik in den Erdkunde-Unterricht einzubauen. So war z.B. der Besuch Hitlers in Italien ein Musterbeispiel für die Behandlung des Apenninenstaates. Freitag, 8. Juli 1938 Vor der Eröffnung durfte die Presse im neuen "Haus des Handwerks" in der Adolf-Hitler-Straße (Fürther Freiheit) einen Blick in die Räume werden. Jede Innung hatte dort einen Ausstellungsraum für die hergestellten Erzeugnisse der jeweiligen Betriebe. Dazu kamen einige Büros der Kreishandwerkerschaft sowie zwei Schulungsräume. Bei der letzten Jahreshauptversammlung hatte die "Freiwillige Feuerwehr Fürth" den Beschluss gefasst, ein Ferienheim zu schaffen. Relativ schnell ging dieser Wunsch in Erfüllung. In Engelthal in der Hersbrucker Schweiz konnte ein kleines Haus erworben und hergerichtet werden. Jetzt weihte man das Anwesen ein und gab es für die Mitglieder zur Besichtigung frei. Im etwa 1000 qm umfassenden Garten hatte man außerdem ein Schwimmbecken einbetoniert. Samstag, 9. Juli 1938 An verschiedenen Stellen im Fürther Stadtgebiet entstanden insgesamt sieben "Übungs-Brandhäuser" mit einem Grundriss von etwa 7 x 4 Meter. Zwei davon waren Giebelhäuser, die anderen verfügten über ein Flachdach. Alle Häuser beherbergten einen Feuer- und Geräteraum sowie über ein Auskleidezimmer. Für Übungszwecke wurde im Hauptraum stets ein Feuer entfacht. Mit Gasmaske mussten sich die Übenden kriechend der Brandstelle nähern und das Feuer mit einer Kübelspritze bekämpfen. Mit Intendant Willy Seidl verließ ein um das Fürther Kulturleben verdienter Künstler das Fürther Stadttheater. Er folgte einem Ruf nach Wien. In den vier Jahren in Fürth brachte das Stadttheater 25 Uraufführungen auf die Bretter. Neben Schauspiel und Oper entwickelte sich das Stadttheater jedoch zur "deutschen Operettenbühne". Seidl hatte zudem in Fürth die Leitung des Philharmonischen Orchesters übernommen. 34
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