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Die Fläche des abgerissenen alten Ludwigsbahnhofes einschließlich seiner Umgebung (heute Fürther Freiheit) wurde nun nach Abschluss aller Arbeiten für die Öffentlichkeit freigegeben. Um die gesamte Fläche ohne Gefälle zu halten, waren an der langen Nordseite einige Stufen notwendig. Die Fürther Nazis hatten jetzt ihr Aufmarschgelände. Die bisherigen Ermittlungen zum Eisenbahnunglück in Fürth hatten ergeben, dass ein aufsichtführender Beamter des Fürther Hauptbahnhofes, der Lokomotivführer des Nahverkehrszuges und dessen Zugführer die vorgeschriebenen Signale nicht beachtet hatten. Die Schuldigen wurden bei voller Namensnennung in der Presse denunziert. Das Amtsgericht Nürnberg erließ sofort entsprechende Haftbefehle. Freitag, 29. Juli 1938 Am vergangenen Montag marschierten die Fürther Hitlerjungen und Pimpfen mit Fanfaren, Trommeln und Pfeifen durch die Stadt, um per Zug in die Nähe des Zeltlagers Nagelsberg bei Treuchtlingen zu fahren. Die ausmarschierende Jugend war schwer bepackt. Die "Deutsche Kunstausstellung 1938" in München nahm ein Ölgemälde des Fürther Kunstmalers Hans Gebelein an, das den Titel "Prosit" trug. Im großen Sitzungssaal des Fürther Rathauses hing seit Jahren schon ein von Gebelein gemaltes lebensgroßes Bild Hitlers. Gebelein lebte seit Jahren schon als Kunstprofessor in München. An den Tagen der Kirchweih im Fürther Ortsteil Burgfarrnbach fuhren ab der Billinganlage Sonderbusse im Stundentakt zu dem bei der Fürther Stadtbevölkerung beliebten Vorort. Lu-Li: "Der Schimmelkrieg von Holledau" mit Erika Pauli und Gustav Waldau. Samstag, 30. Juli 1938 Nach einer Ratssitzung am Freitag besichtigten OB Jakob und die Stadträte die Umbauarbeiten an der Königstraße in Höhe des Fürther Stadttheaters. Die Sandsteinmauer an der Längsseite des Theaters war fast fertig. Dies bedingte, dass der Vorplatz des Theaters wegen des unterschiedlichen Niveaus baulich verändert werden musste. Der Stadtrat war sich einig, dass das bisherige Blumenrondell verschwinden musste. Stattdessen sollte künftig eine vielstufige Freitreppe zum Haupteingang des Stadttheaters führen. Da am östlichen Ende des neuen Aufmarschplatzes (heute Fürther Freiheit) noch die alte aus Sandstein gebaute Straßenbahn-Wartehalle im Weg stand, verfügte OB Jakob deren Abbruch. Die Arbeiten dazu sollten nach dem Ende der Fürther Kirchweih beginnen. Montag, 1. August 1938 Als Nachfolger für den nach Wien berufenen Intendanten Willy Seidl verpflichtete die Stadt Fürth ab 1. August den Komponisten und Kapellmeister Horst Platen, der bisher in Nürnberg tätig war. Dieser hatte in den langen Jahren seiner Laufbahn, die ihn schon über große Opern- und Operettenbühnen führte, große Erfahrung gesammelt. Die Fürther städtischen Werke arbeiteten mit Gewinn. In der Abrechnung für das Jahr 1937 entstand bei den Versorgungsbetrieben ein Reingewinn in Höhe von 990.000 RM (Vorjahr 885.000 RM). Außerdem wurden 1937 an die Stadt 607.000 RM (Vorjahr 453.000 RM) für Körperschafts- und Gewerbesteuer abgeführt. Im Gegenzug wurden von der Stadt Fürth diverse Anlagenerweiterungen durchgeführt und viele neue Hausanschlüsse erstellt. Mit dem gesamten angefallenen Müll wurde das Gelände am Kavierlein aufgefüllt. Dienstag, 2. August 1938 Am vergangenen Samstag feierte das Unteroffiziers-Korps der ersten Kompanie des 21. InfanterieRegiments im Fürther Kulturverein. Bei diesem Sommernachtsball wurde eifrig zu den Klängen der Regimentskapelle getanzt. Mittwoch, 3. August 1938 Am 1. August erließ Frankenführer und Gauleiter Julius Streicher folgenden Gaubefehl: "In jedem Kreis ist sofort dafür Sorge zu tragen, dass durch freiwillige Helfer die Einbringung der Ernte sichergestellt ist. Der Kreisleiter ist für den Vollzug verantwortlich." Als Helfer fungierten in der Praxis meist Freiwillige der 38