Freitag, 26. August 1938 Für die kommenden Reichsparteitage im September in Nürnberg sollten auch in Fürth zusätzlich abgestellte Beamte mithelfen, den Bahnverkehr zu regeln. Während dieser Zeitdauer verkehrten 80 Züge zusätzlich im Pendelverkehr zwischen Nürnberg - Dutzendteich und Fürth. Dazu kamen noch jede Menge Durchfahrten aus Würzburg oder Bamberg kommend, sowie die Sonderzüge mit der Endhaltestelle Fürth. Während der Reichsparteitage wurden die Güterzüge weiträumig umgeleitet. Abonnentenwerbung: Das Orchester des Fürther Stadttheaters verschönerte mit Musik die Mittagspause der Belegschaft der "Bayerischen Flugzeug- und Waggonwerke Fürth". Intendant Horst Platen sprach zu den Werksangehörigen über Aufführungen der letzten Saison, Fritz Bernet erhöhte die Stimmung durch Vortragen einiger Witze. Samstag, 27. August 1938 Bald weniger rauchende Lokomotiven im Fürther Hauptbahnhof? Im Fürther Rednitztal wuchsen Hochspannungsmasten in die Höhe. Sie waren Teil der Elektrifizierung der Bahnstrecke Nürnberg Berlin. Auf dem Gebiet der Stadt Fürth überbrückten allein 25 derartige Masten (100.000 Volt), die erst in Halle ihr vorläufiges Ziel erreichten. In den Morgenstunden des Donnerstags belebte eine ziemlich große Menschenmenge den Fürther Hauptbahnhof. 80 Kinder von Betriebsangehörigen der Dynamit AG Stadeln standen mit gepackten Koffern bereit, um mit dem Zug nach Aichach im Allgäu zu fahren, Dort stand Erholung auf dem Programm. Für die Kosten der Maßnahme kam die Dynamit AG Stadeln auf. Im Jahr 1937 wurden am Amtsgericht Fürth insgesamt 719 Testamente für zukünftige Erben hinterlegt. Montag, 29. August 1938 Viele Fürther hatten sich am späten Freitagnachmittag in der Gebhardtstraße eingefunden, um die Rückkehr ihrer Söhne vom 1. Bataillon des 21. Infanterieregiments vom Manöver mitzuerleben. Sie mussten lange warten, denn der Transport der Soldaten hatte eine volle Stunde Verspätung. Umso größer waren die Freude und der Soldatengesang bei der Ankunft am Verladebahnhof. Die Manöver hatten in Hammelburg und in der Hochrhön stattgefunden. Karpfenessen schwitzend unter dem Sonnenschirm? Als eine der ersten Fischküchen in Fürth eröffnete das Speisehaus "Tannenbaum" die Karpfensaison. Gastwirt Fürsattel bot ab 27. August zu jeder Tageszeit die "echten Aischgründer" an. Die SpVgg schied im Tschammer-Pokal überraschend beim SSV Ulm mit 2:3 aus. Tore für Fürth durch Frank und Fiederer. Lu-Li: "Liebe im Dreivierteltakt" mit Lissi Holzschuh und Leo Slezak. Kristall-Palast: "Zwischen Hass und Liebe" mit Barbara Stanwyck und Robert Taylor. Dienstag, 30. August 1938 Fürth erwartete an den nahenden Reichsparteitagen etwa 40.000 Gäste. Acht Gaue nahmen in der Kleeblattstadt Quartier. Cheforganisator war wie in den letzten Jahren Stadtrat Sandreuter. Die Zeltlager an der Dammstraße sowie an der äußeren Schwabacher Straße waren fertiggestellt, an den Massenquartieren in den Fürther Schulen wurde letzte Hand angelegt und in den Fürther Privatquartieren warteten schon die frischüberzogenen Betten auf ihre Benutzer. Die größte Abordnung stellte der Gau Köln-Aachen mit 5000 Politischen Leitern, 1500 Parteigenossen und 500 Frauen. Weltspiegel: "Die glücklichste Ehe der Welt" mit Hella Witt und Hans Moser. Mittwoch, 31. August 1938 Bis zum Samstag (03.09.) gaben die Stadtverwaltungen in Nürnberg und Fürth sogenannte "Radfahrerdurchfahrtsausweise" aus, denn während der Reichsparteitage waren die bebauten Gebiete Nürnbergs für Radfahrer komplett gesperrt. Auch das Schieben von Rädern war dort verboten. Mit einem derartigen Ausweis durften z.B. Fürther zu ihrem Arbeitsplatz oder Kleingarten innerhalb eines Zeitintervalls nach Nürnberg und zurückfahren. Absolute Sperrgebiete und Sperrzeiten waren streng geregelt. Infolge eines Wolkenbruches am Montag waren die Flusstäler innerhalb weniger Minuten überschwemmt. Da etliche Wege im Wiesengrund nicht begehbar waren, musste der Karlsteg für Fußgänger und Radfahrer gesperrt werden. 43
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