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Aus fast allen Vororten Fürths wurden glänzende Sammelergebnisse für die sudetendeutschen Flüchtlinge gemeldet. Die Naturalien, wie Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbisse, Zucker, Reis usw. wurden bei den Dienststellen der NS-Wohlfahrt abgegeben, Kleidung und Wäsche mit einem Lastwagen zum Gauhaus Nürnberg gefahren. Die ersten Tage der Fürther Kirchweih führten infolge des guten Wetters zu einem ausgezeichneten Besuch. Schon in den Nachmittagsstunden waren die Budengassen dicht bevölkert. Aufgrund der vielen Harfenzupfer (sogar aus Thüringen) und kleinen Bauernkapellen ging es in den Fürther Wirtschaften hoch her. Die Schausteller erzielten meist überdurchschnittliche Umsätze. Samstag, 8. Oktober 1938 Die 60-er tanzten zur Fürther Kirchweih: Die große Turnhalle an der Turnstraße wurde festlich geschmückt. Am Samstagabend fand für das lustige Volk der Turner und ihrer Angehörigen der Kirchweihball statt. Die "Schulburg am Espan" erhielt ein neues Dach. Mehrere kleine Dachreparaturen hatten nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt, so dass man das Pestalozzischulhaus jetzt komplett neu eindeckte. Zentral-Lichtspiele: "Ungeküsst soll man nicht schlafen geh`n" mit Liane Haidt und Heinz Rühmann. Stadttheater Fürth: "Leichte Kavallerie", Operette von Suppe. Montag, 10. Oktober 1938 Der gestrige Bauernsonntag führte zu einem neuen Besucherrekord. Die Gäste strömten aus allen Himmelsrichtungen herbei, besonders die ländliche Bevölkerung konnte dem Zauber der Fürther Kirchweih nicht widerstehen. Die Kassen der Fieranten klingelten. Die drei städtischen Volksbäder wurden in den drei Monaten Juli, August und September von insgesamt 23.572 Personen besucht. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei der BSG Neumeyer Nürnberg mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Pitzer. Damit fand sich das Kleeblatt nach vier Spielen auf Platz vier der aktuellen Tabelle. Dienstag, 11. Oktober 1938 Auf der Fürther Kirchweih trat in einer der Schaubuden ein kleiner Mensch auf, der sich von der Statur her in einen Affen verwandeln konnte. Die Stirn floh nach hinten, der Unterkiefer schob sich nach vorne, sein Körper zog sich zusammen und die Arme verlängerten sich, so dass der optische Eindruck eines Schimpansen entstand. Ein Fürther Jugendlicher, der mehrfach den Unterricht an der Berufsschule schwänzte, wurde vom Jugendgericht zu 14 Tagen Jugendhaft und zusätzlich zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Argumentation: Wir brauchen Arbeiter, die etwas können. Das Wissen lernen sie in der Schule. Wenn sie nichts lernen, schaden sie nicht nur sich, sondern auch der Gemeinschaft, die ihren vollen Einsatz braucht. Kaffee frisch von der Rösttrommel war damals ein teures Produkt: Bei Wölfel in der Hindenburgstraße (heute Rudolf-Breitscheid-Straße) zahlte man für eine "Costa-Rica-Mischung" 6,80 RM pro Kilogramm. Mittwoch, 12. Oktober 1938 Buchführungspflicht für den Einzelhandel ab 1. Januar 1939: Eine jetzt veröffentlichte Anordnung verlangte künftig von jedem Einzelhändler in Deutschland sogenannte "Mindestanforderungen" an eine ordentliche Buchführung. Dazu gehörten ein Geschäftstagebuch, ein Wareneingangsbuch, die laufende Aufzeichnung von Schulden und Forderungen sowie eine jährliche Inventur, verbunden mit einem Jahresabschluss. Der BdM zog um: Die Dienststelle des Untergaues 324 Fürth befand sich ab jetzt nicht mehr in der Schwabacher Straße 72, sondern im Fürther Rathaus Eingang Königstraße (frühere Polizeiwache). Der Fürther Glückshafen auf der Kirchweih wies wieder ein sehr gutes Ergebnis auf. In diesem Jahr wurde das letzte Los am zweiten Kirchweihsonntag gegen 17 Uhr verkauft. Insgesamt wurden 200.000 Lose unters Volk gebracht. Während sich die Karussells noch einige Tage drehten, blieben die Holzläden des Glückshafens geschlossen, nur die abertausende von auf den Boden gefallenen Lose erinnerten noch an die vergangenen Kirchweihtage. In Anzeigen im FA warb man für den Kauf des neuen klangschönen Radios "Blaupunkt - Super 6 GW 78". Das neu entwickelte Gerät verfügte über eine große Trennschärfe und hohe Empfangsleistung, war 50