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Die Fürther Volksschulen sammelten für das WHW. Betrug das Ergebnis der Geldsammlung an den Schulen 1933 noch 1138,08 RM, so standen bis Ende September 1938 schon 2304,51 RM auf dem Quittungsblock. Damit standen die Fürther Volksschulen in Mittelfranken an zweiter Stelle. Die Mitteilung, dass am Samstagnachmittag die 1. Abteilung des Flak-Regiments 8 aus dem Sudetenland zurückkehrte, ließ die Fürther Bevölkerung an die Gehsteige der Innenstadt strömen. Den Soldaten wurde ein jubelnder Empfang zuteil. Die Fahrzeuge des Regiments waren mit Blumen geschmückt. Abteilungskommandeur Nieper nahm an der Feuerwehrzentrale den Vorbeimarsch der Truppen ab. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg sensationell mit 0:4. Trotzdem blieb man in der aktuellen Tabelle auf Platz drei, da man ein Spiel mehr aufwies. Dienstag, 25. Oktober 1938 Es war g'steckt voll! Am letzten Samstag veranstaltete die "Große Karnevalsgesellschaft Fürth" im Geismannsaal ein Weinfest. Zum Tanz spielte der Musikzug Becker. Das Fassadenbild in Fürth veränderte sich. Immer mehr Bewohner holten aus dem Keller oder vom Dachboden die dort eingelagerten "Winterfenster". Diese saisonalen Fenster wurden den normalen Fenstern in Nischenbreite vorgehängt. In allen Mietshäusern waren dazu entsprechende Haken und Feststeller an den Mauern der Fensternischen angebracht. Der Vorgang stellte immer einen Kraftakt dar, die langen Fensterkreuze durch die bestehenden geöffneten Fenster zu bugsieren und sicher zu befestigen. Mittels der "Winterfenster" konnte die Ofenwärme jedoch gut in den Wohnungen gehalten werden. Der FA gab Tipps für die Fürther Skifahrer. Zwar waren die Schneefälle in den Alpen nur auf große Höhen beschränkt, aber die ersten Fürther buchten über KdF schon ihren Skiurlaub. Begehrte Ziele waren die bayerische Ostmark (Bayrischer Wald), der Chiemgau, das Allgäu sowie das Salzburger Land. Mittwoch, 26. Oktober 1938 Der stellvertretende Gauleiter Karl Holz aus Nürnberg gab bei einer Versammlung den fränkischen "Politischen Leitern" Richtlinien für die Winterarbeit an die Hand. 952 Politische Leiter waren dazu im übervollen Fürther Geismannsaal erschienen. Holz erklärte, dass niemand seit 1933 geglaubt hätte, dass Deutschland in fünf Jahren das mächtigste Land des Kontinents geworden war. Ohne das Schwert zu ziehen seien zehn Millionen Deutsche mit der Ostmark und dem Sudetenland heim ins Reich geholt worden. Wer machte in Fürth den meisten Krach? Die Stadtverwaltung ging dem mit Phonmessungen im Stadtgebiet nach. Danach lag die durchschnittliche Lärmbelastung durch Verkehr und Arbeit bei 55 Phon. Der Wert wurde nachts deutlich unterschritten, am Morgen in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr und am späten Nachmittag zwischen 17 und 20 Uhr kräftig überschritten. Damit lag man im Durchschnitt großer Städte. Donnerstag, 27. Oktober 1938 Im Verlauf der am Mittwoch stattfindenden Stadtratssitzung wurde Fürths bisheriger zweiter Bürgermeister Dr. Kempfler (jetzt OB von Bayreuth) von OB Jakob feierlich verabschiedet. Dr. Kempfler hatte fünf Jahre im Stadtrat gesessen, seit 1934 war er als zweiter Bürgermeister tätig. Daneben war er auch einige Jahre Vorsitzender des TV Fürth 1860. Dr. Kempfler erhielt ein wertvolles Schreibzeugset als Geschenk. An den Kanten war es mit einem Kleeblattmuster verziert. OB Jakob dankte Dr. Kempfler im Namen des gesamten Stadtrates für die geleistete Arbeit. Ende 1937 lebten 78.778 Fürther im Stadtgebiet. Es wurden 1365 Kinder geboren, 917 Personen starben 1937. Der Geburtenüberschuss stieg damit zu den Vorjahren weiterhin an. Noch immer gab es meldepflichtige Krankheiten wie Diphterie, Scharlach oder Tbc. Freitag, 28. Oktober 1938 Der Fürther Gesangverein "Aurora" hatte schon Ende der Zwanziger Jahre Kontakt zum Egerer Sängerbund im Sudetenland. Man hatte damals auch eine Konzertreise nach Eger unternommen. Jetzt wurde die freundschaftlichen Bande wieder erneuert. Die Aurora wollte mit dem Egerer Sängerbund bald ein Gemeinschaftssingen veranstalten. 53