Leistungsbewertung von Note 1 bis 4 (künftig ausgedehnt bis zur Note 6). Schon damals ereiferte man sich darüber, wie ein Aufsatz (Rechtschreibung, Inhalt, Stil) mit einer Note bewertet werden konnte. Im FA war man sich einig, dass die Volksgemeinschaft in erster Linie tüchtige, kluge und charakterlich gefestigte Menschen erfordere. Die Stelle des ersten Beigeordneten (Bürgermeisters) der Stadt, die durch die Berufung Dr. Kempflers nach Bayreuth frei geworden war, wurde mit Regierungsrat Dr. Häupler (Bezirksamt Mühldorf am Inn) nach dessen Anhörung im Stadtrat besetzt. Dr. Häupler trat seine neue Stelle am 1. Dezember 1938 an. Samstag, 3. Dezember 1938 Die Geheime Staatspolizei ("Gestapo") Nürnberg/Fürth gab bekannt, dass mit sofortiger Wirkung ein Zuzug von Juden nach Fürth oder Nürnberg nicht mehr möglich ist. Ein nur vorübergehender Aufenthalt war umgehend der Polizei (in Fürth, Nürnberger Straße 18) zu melden. Im FA äußerte man sich entsprechend polemisch. Es war von "provokatorischen Belästigungen durch fremdrassige Parasiten" zu lesen. Originalton FA: "Als Reiseziel sind die Hauptstädte des Frankenlandes für Juden wahrlich zu schade." Zum jährlichen "Tag der Nationalen Solidarität" fuhren Lautsprecherwagen durch die Straßen Fürths, die für ein finanzielles Opfer warben, es spielten Militärkapellen an verschiedenen Stellen der Innenstadt, der Chor der städtischen Singschule sang am Obstmarkt und das NS-Fliegerkorps stellte am Königsplatz ein Segelflugzeug auf. Auch die Fürther wurden aufgefordert, in der Weihnachtszeit und insbesondere am Heiligen Abend nach Einbruch der Dunkelheit blaue Kerzen an die Fenster zu stellen. Damit sollte den "Auslandsdeutschen" gedacht werden. Die blauen Kerzen wurden vom "Volksbund für das Deutschtum im Ausland" mit und ohne Kerzenhalter verkauft. Die in Fürth ansässigen Sudetendeutschen hatten am Sonntag die Möglichkeit, in einem Raum der Gaststätte "Humbserbräu" (Friedrichstraße 7) in der Zeit von 10 bis 16 Uhr ihre Stimme abzugeben. Dazu musste man den amtlichen Stimmschein mitbringen. Montag, 5. Dezember 1938 Der Gau Franken schloss mit seinem Sammelergebnis wieder überragend ab. Mit 428.546 RM war die Summe fast doppelt so hoch wie 1937 mit 219.170 RM. Frankenführer und Gauleiter Streicher sprach von einem "beispiellosen Ergebnis". Die Sammelbüchsen in der Stadt Fürth ergaben 29.447 RM (Vorjahr 15.032 RM). Fürths OB Jakob sammelte wie jedes Jahr in der Hindenburgstraße, weitere Parteiprominenz sowie Mitglieder des Ensembles des Fürther Stadttheaters sammelten in den Straßen der Innenstadt sowie in den Lokalen. Angesichts des großen Wahlerfolges im Sudetenland hieß es für die Fürther: Fahnen heraus! Die Beflaggung sollte von Montag bis einschließlich Mittwoch dauern. Stadttheater Fürth: "Das kluge Felleisen", komische Oper von Wendland. Dienstag, 6. Dezember 1938 Als Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei erließ Heinrich Himmler in Berlin eine Anordnung, die ein allgemeines Kraftfahrverbot für Juden in ganz Deutschland zur Folge hatte. Juden galten zum Halten und Führen eines Kraftfahrzeugs als "unzuverlässig und ungeeignet". Der betroffene jüdische Personenkreis musste bis 31. Dezember 1938 Führerscheine aller Klassen sowie das jeweilige amtliche Kennzeichen für die Entstempelung bei der entsprechenden Behörde abgeben. In Fürth war dafür das Polizeipräsidium in der Nürnberger Straße 18, Zimmer 117, zuständig. Überschrift im FA: "Juden gehen zu Fuß". Am Montag öffnete der Fürther Weihnachtsmarkt auf dem Schlageterplatz (heute Fürther Freiheit) seine Pforten. Neben zwölf Ständen des ambulanten Gewerbes konnten noch zwölf heimische Firmen mit Verkaufsbuden ihre Erzeugnisse präsentieren. Aus Württemberg kamen am Verladebahnhof in der Gebhardtstraße 19.000 Weihnachtsbäume an. Auf Lastkraftwagen verladen, fanden die Fichten und Tannen aus dem Schwarzwald zunächst Unterkunft im städtischen Bauhof. Tage darauf gingen die Bäume in kleineren Mengen an die Christbaumhändler über. Ab 11. Dezember konnten die Fürther ihren Weihnachtsbaum im Handel kaufen. Alhambra: "Der vertauschte Ehemann" mit Karin Hardt und Kurt Vespermann. Mittwoch, 7. Dezember 1938 60
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