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„Blöih“. Dabei erinnerte man wehmütig an die dorthin wandernden Völkerscharen der Vorkriegszeit. Das Fürther Wohnungsamt hatte es nicht leicht: In Fürth waren 4914 Wohnungen von Parteigenossen bewohnt worden. Durch Zusammendrängen und Räumungen konnten davon 2884 Wohnungen freigemacht werden. Allein im März 1946 suchten 3202 Flüchtlinge um eine Zuzugsgenehmigung nach. In 1538 wurde der Zuzug abgelehnt. 8. Mai 1946 Für den Tag der ersten freien Wahlen seit 13 Jahren hatte man ein Wahlamt im Polizeipräsidium an der Nürnberger Straße eingerichtet. Für die Erlaubnis, zur Wahl zu gehen, mussten etwa 60.000 Fragebogen Fürther Bürger peinlich genau überprüft werden. Rund 5000 Nazis (8%) mussten als nichtwahlberechtigt aussortiert werden, dazu kamen noch circa 4000 Einwohner, die noch kein Jahr in Fürth ansässig waren, in den meisten Fällen natürlich Flüchtlinge. Die 1933 von den Nazis aufgelöste „Arbeiter-Wohlfahrt“ hatte sich wieder gegründet und richtete in der Hirschenstraße 24 (1. Stock) eine Nähstube ein. Dort konnte man unter fachkundiger Leitung nähen, flicken und schneidern lernen. Es kamen aber auch viele Flüchtlingsfrauen, die keine Nähmaschine besaßen, um schadhafte Kleidungsstücke auszubessern. Eine Verbindung von Nächstenliebe und Kommunikation. Wie das Fürther Gesundheitsamt bekannt gab, konnten sich Augenbeschädigte in der Nürnberger Frauenklinik (Flurstraße 7-9) ihre Augenprothesen kostenlos anpassen lassen. Termin war 13. und 14. Mai jeweils ab 9 Uhr. Noch im 16 km entfernten Fürth drückten Druckwellen Fensterscheiben ein. Aufgrund eines Waldbrandes bei Feucht explodierte ein Munitionslager in der Nähe der „Muna“. Auf 40 amerikanischen Lastkraftwagen mussten die 2500 Einwohner Feuchts nach Hersbruck evakuiert werden. Alhambra-Kino: „Hundert Mann und ein Mädchen“, ein lustiger Musikfilm mit Adolphe Menjou und Deanna Durbin in den Hauptrollen. 11. Mai 1946 Im Hinblick auf die kommenden Stadtratswahlen sprachen Vertreter der KPD im Kulturverein (Logenhaus) zum Thema „Intelligenz und Sozialismus“, die DDP (heute FDP) im Gasthaus zum Hirschen in Dambach unter dem Motto „Demokratie ist Deutschlands einzige Möglichkeit“ sowie die SPD ebenfalls im Logenhaus zum Problem „Handwerker gegen die Sozialdemokratie“. In der Presse erinnerte man an den 65. Geburtstag der Nürnberger Straßenbahn. Vom Pferdebahnwagen 1881 bis zur „Elektrisch`n“ 1946. Fürth wurde 1896 mit einbezogen. In einem Leserbrief befasste man sich mit dem täglichen „Schlange stehen“. Die Erfahrungen zeigten, dass der Schwanz der Schlange noch lange nicht wusste, was dem Kopf vorgelegt wurde. Man stand nach Fischen an und brachte Hosenknöpfe nach Hause. Einmal stand die Briefschreiberin an und man flüsterte sich heimlich das Wort „Zigaretten“ zu, Verkauf im Hinterhaus, 1. Stock. Nach zwei Stunden Anstehens war man schließlich bei einer Kartenlegerin gelandet, die Sitzung zu 5 RM. Zentral-Lichtspiele: „Dr. Paul Ehrlich – die Lebensgeschichte eines großen Deutschen“, der dornenreiche Lebensweg des berühmten Forschers. 15. Mai 1946: Die im Stadtgebiet wohnhaften Rentenempfänger aus der Invaliden- und Angestelltenversicherung hatten ihre Rentenscheine beim städtischen Versicherungsamt Königstraße 42, 2. Stock, abzugeben. Nach Anfangsbuchstaben des Familiennamens geordnet verlief die Aktion bis Samstag, 18. Mai, 12 Uhr. Verschiedene Fürther Künstler waren in der Ausstellung „Aquarelle und Schwarz-Weiß“ der Fachgruppe Bildender Künstler in Nürnberg (Breite Gasse) vertreten, darunter Karl Dörrfuß, Karl Hemmerlein, Hermann Schorer, Georg Weidenbacher (ein geborener Nürnberger) und Johann Härdtlein. Über 750 Schwerbeschädigte der Versehrtenstufe II (50% und mehr) warteten noch auf eine geeignete Arbeitsverwendung. Betriebe mussten ab einer bestimmten Größe aber nur 2% Schwerbeschädigte einstellen, außerdem wurden in Fürth in den letzten Monaten bereits 800 Schwerbeschädigte untergebracht. Aufgrund nicht vorhandener Stellen blieben deshalb sehr viele Schwerbeschädigte arbeitslos oder arbeiteten zu Hungerlöhnen als Garderoben- und Fahrradwachen. Weltspiegel: „Das Bad auf der Tenne“, ein Heimatfilm mit Will Dohm und Heli Finkenzeller in den Hauptrollen. 10