8. Juni 1946 Erlangen lud vom 8. bis 17. Juni zu seiner traditionellen Berg-Kirchweih ein. Als besondere Attraktion wurden Bratwürste angekündigt. Sogar Bier konnte man erstehen, sofern man einen Maßkrug mitbrachte, an denen Mangel herrschte. Dr. Bornkessel eröffnete im Wandelgang des 2. Stockwerks im Fürther Rathaus eine Ausstellung mit dem Titel „Kunst im Fürther Haus“. Der Chor des Mädchen-Realgymnasiums umrahmte die Eröffnungsfeier, zu der Bürgermeister aus mittelfränkischen Städten und Vertreter von Universität sowie Spitzen der hiesigen Behörden eingeladen waren. Die Kranken des Fürther Stadtkrankenhaus konnten an den beiden Pfingstfeiertagen von 14 bis 16 Uhr besucht werden. Dafür entfiel am Dienstag, 11. Juni, die Besuchszeit. Unter den neu gewählten 41 Fürther Stadträten befanden sich nur zwei Frauen, die der SPD angehörten. Auf der ersten Sitzung wurde Dr. Bornkessel einstimmig zum Stadtoberhaupt gewählt. OB Bornkessel bat um eine gute Zusammenarbeit aller Stadträte zum Wohle Fürths. 12. Juni 1946 Vor einigen Wochen begann wieder eine Sammlung von Knochen in Haushalten, Gaststätten usw., um diese wichtigen Rohstoffe der Industrie zur Verarbeitung zu Seife, Leim und Düngemittel zuzuführen. Für bei der Sammelstelle abgelieferte 5 kg Knochen erhielt man ein Stück Kernseife von 60 g. Mit sofortiger Wirkung wurden Glühlampen der Bewirtschaftung unterworfen. Anträge auf Ausstellung eines Bezugsscheines waren an das Wirtschaftsamt zu richten. Die zur Verteilung gelangenden Mengen waren allerdings sehr gering. Beim Fürther Arbeitsamt waren über 2000 Frauen als arbeitslos gemeldet. Über die Hälfte davon waren kaufmännische Angestellte, für die es derzeit keine Nachfrage gab. Der Begriff „Umschulung“ geisterte durch die Presse. Trend: Zurück zur Hauswirtschaft. Sowohl hier als auch in der Landwirtschaft suchte man nach Arbeitskräften. Es wurde aber auch lebhaft Klage darüber geführt, dass manche weibliche Ostflüchtlinge auf dem Lande ganz groß im „Organisieren“ waren, aber nicht bereit waren, auf dem Feld mitzuhelfen. Zentral-Lichtspiele: „Sieben junge Herzen“, ein amüsanter Streifen über die sieben Töchter eines Hotelbesitzers, mit Kathryn Grayson, Martha Hunt und van Heflin in den Hauptrollen. 15. Juni 1946 Die im Mai vorbestellte Seife war seit 10. Juni im Verkauf. Auf den Sonderabschnitt 89 F erhielten Kinder bis zu drei Jahren ein Stück Feinseife, alle anderen Verbraucher ein Stück Einheitsseife. Restbestände an Keks, hergestellt aus Weizenmehl Type 1050, konnten ab sofort auf Nährmittelmarken im Verhältnis 1:1 abgegeben werden. Alles war wieder da: Leitungsdrähte, Schienen, Lampen, Straßenbahnen – nur die Schaffner fehlten. Wegen Personalmangels musste die Linie 21 (Fürth-Kiderlinstraße bis Ziegelstein) täglich von 5.29 bis 21.49 Uhr alle zehn Minuten verkehren (bisher alle fünf Minuten). Mieter der Baugesellschaft „Neue Heimat“ führten am Wochenende eine größere Schuttaktion in Fürth durch. Etwa 150 Mieter und Untermieter beteiligten sich daran. Eine Baufirma stellte die Geräte zur Verfügung, die Fahrbereitschaft Fürth zwei Lastwagen. Wieder verschwanden Erinnerungsstücke grauenvoller Bombennächte. Der Fahrdienst des BRK-Fürth war an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Täglich fielen bis zu 70 Fahrten an. Zu den Uni-Kliniken in Erlangen wurden Montag und Donnerstag Sammeltransporte durchgeführt. Die alten klapprigen BRK-Autos legten monatlich 7000 bis 8000 km zurück. 19. Juni 1946 Der Fronleichnamstag war in Fürth wie in ganz Bayern erstmals ein gesetzlicher Feiertag und wurde durch allgemeine Arbeitsruhe begangen. Geburten nur auf Vorbestellung! Das Fürther Nathanstift war stets voll- bis überbelegt. Entbindungen mussten spätestens eine Woche vorher angemeldet werden, ansonsten wurde man abgewiesen und musste nach Nürnberg ausweichen. Alle ohne baupolizeiliche Genehmigung errichteten Bauten („Schwarzbauten“) wurden beschlagnahmt und ausschließlich Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Der Bauherr, der schwarz gebaut hatte, wurde 13
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