Seite:Kuntermann 1946-47.pdf/16

Aus FürthWiki

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

In der Bevölkerung machte sich Unmut breit, weil ankommende Flüchtlinge alles, heimische Fliegergeschädigte jedoch nichts bekamen. Zur Ausstellung der neuen Kennkarten hatten die Bürger bei der Rückgabe der ausgefüllten Meldebogen u.a. auch das alte Ausweispapier (alte Kennkarte, Reisepass, notfalls Geburtsschein) mit vorzulegen, sonst gab es keinen neuen Personalausweis. Infolge der beschränkten Kohlezuteilung durfte Gas nur rationiert bezogen werden. Gas durfte ausschließlich zum Kochen und für Beleuchtung benützt werden, also z.B. nicht zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung. Pro Monat stand einer Person 12 cbm zu, für jede weitere Person im Haushalt je 4 cbm mehr. Die Gasmesser wurden monatlich streng kontrolliert. Außerdem existierten weiter GasSperrzeiten. Infolge des anhaltenden lebhaften Besuchs wurde die Ausstellung „Kunst im Fürther Haus“ bis einschließlich 28. Juli verlängert. Besuchszeit täglich von 14.30 bis 18 Uhr. Das Fürther Ernährungsamt teilte mit, dass Lebensmittelzulagen für Familienfeiern wie Trauungen, silberne oder goldene Hochzeiten usw. ab sofort nicht mehr gewährt werden konnten. In Fürth mehrten sich die Klagen, dass Bezugsscheine durch den Einzelhandel nicht immer eingelöst wurden. Die Anzahl der durch das Wirtschaftsamt ausgegebenen Bezugsscheine entsprach aber immer den monatlichen Warenbestandsmeldungen des Handels, so dass für jeden ausgegebenen Bezugsschein die entsprechende Ware vorhanden sein musste. Einzelne Geschäftsleute schienen also Ware aus naheliegenden Gründen bewusst zurückzuhalten oder nur an von ihnen bevorzugte Kreise abzugeben. Ab sofort wurde von der Behörde deshalb die Anschrift der Firma auf dem Bezugsschein eingetragen. Sollte das Geschäft den Bezugsschein nicht einlösen, musste die Firma mit der Überprüfung ihres Warenbestandes rechnen. 24. Juli 1946 Alle Personen, welche Angehörige hatten, die aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen inhaftiert waren und sich noch in Kriegsgefangenschaft befanden, sollten sich sofort bei der Betreuungsstelle der Opfer des Nazismus Fürth, Schwabacher Straße 51, melden. Bei Vorlage einwandfreier Unterlagen (z.B. Haftzeit in einem KZ) sollte die Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft bevorzugt bewerkstelligt werden. Fürth hatte wieder einen Kunstverein! Unter dem Namen „Fürther Gesellschaft der Kunstfreunde“ gründete man diesen Verein zur Förderung der Kunst in Fürth. Im gewählten Vorstand saßen OB Dr. Bornkessel, Generaldirektor Dr. Seeling, Fabrikant Schoenthal, Bankdirektor Stiller und Baronin von Gemmingen. Wie kann man beschäftigungslose Jugendliche von der Straße wegbringen? Viele Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren fanden damals keine Beschäftigung, geschweige denn eine Ausbildung. Das Arbeitsministerium rief deshalb das „Bayerische Jugendwerk“ ins Leben. Sämtliche Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr, die ohne Beschäftigung oder Ausbildung waren, mussten daran teilnehmen. Sie arbeiteten als Schutträumer, als Helfer in der Landwirtschaft, in Flickstuben oder in der Hauswirtschaft. Lehr- oder Arbeitsstellen gab es für die Jugendlichen nur, wenn sie nachweisen konnten, dass sie vorher im „Bayerischen Jugendwerk“ mitgearbeitet hatten. Fürther Vermittlungsstelle war das Arbeitsamt in der Schwabacher Straße 155. 27. Juli 1946 Zwischenergebnis: Bis zum 20. Juli wurde die Ausstellung „Kunst im Fürther Haus“ im Rathaus von über 3000 Besuchern besichtigt. Die Zuteilung von entrahmter Frischmilch an die Verbraucher musste gekürzt werden, so dass die festgesetzten Mengen (ein Liter wöchentlich für Erwachsene und zwei Liter für Kinder und Jugendliche) nicht voll zur Auslieferung kamen. Der städtische Obermedizinalrat Dr. Hans Kiermayr trat nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand. Er erwarb sich als Leiter der Städtischen Fürsorgestelle für Lungenkranke große Verdienste. Bis zur Schließung der Lungenheilstätte im Fürther Stadtwald arbeitete Dr. Kiermayr dort als TbcFacharzt. Er war auch Ausschussmitglied der deutschen Tbc-Gesellschaft. Gastwirt Riedel eröffnete am 22. Juli in der Rednitzstraße 8 einen neuen Küchenbetrieb unter gleichzeitiger Schließung der bisherigen Volksküche im alten Krankenhaus. Der Vorort Burgfarrnbach lag noch immer im Dunkeln: Man beschwerte sich, dass in Burgfarrnbach noch immer keine einzige Lampe zur Straßenbeleuchtung in Betrieb sei. Ein Musiker von Weltruf kam ins Fürther Stadttheater: Barnabas von Geczy gab als Solist zwei 16