Sondergastspiele. Nach Ankündigung in der Presse setzte ein Run auf Eintrittskarten ein. Weltspiegel: „Sprechstunde für Liebe“, ein heiterer amerikanischer Film mit berauschender Musik, in den Hauptrollen Margaret Sullivan und Charles Boyer. 31. Juli 1946 Seit 1939 durfte man in Straßenbahnen und Omnibussen nicht mehr rauchen. Jetzt wendete sich das Blatt. Weil die Angehörigen der Besatzungsmächte nämlich rauchen durften, entschloss man sich, das Rauchen allen Fahrgästen zu gestatten. Nur in den Triebwagen war rauchen nach wie vor verboten. Wieder erreichten Fürth drei Flüchtlings-Transportzüge mit ungarischen Volksdeutschen, Antifaschisten aus Komotau und Ausgewiesenen aus Hohenstadt. Insgesamt waren damit 1256 Personen auf Stadtund Landkreis zu verteilen. 43 Lager und Heime standen zur Verfügung. Täglich wurden durchschnittlich 1200 Personen aus der Großküche Riedel verpflegt. In den letzten Monaten wurden allein 5551 Betten, Kissen, Decken und Bettwäsche den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Aber die ärztliche Betreuung war mangelhaft, die hygienischen Zustände weiterhin ziemlich schlecht. Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Innere Mission und Caritas waren am Ende ihrer Möglichkeiten. Als eine der ersten Städte in Bayern konnte Fürth am 20. September 1945 den Schulbetrieb der vier untersten Jahrgänge wieder anlaufen lassen, ab 18. März 1946 konnten auch die Klassen 5 bis 8 wieder den Unterrichtsbetrieb aufnehmen. Während vor dem Krieg 181 Lehrkräfte 7826 Schüler in 181 Klassen unterrichteten, mussten jetzt 9012 Kinder mit 94 Lehrern und 12 Handarbeitslehrerinnen auskommen. Dies waren 96 Kinder pro Lehrer! Zentral-Lichtspiele: „Tschapajew“, der erste russische Film, der in Fürth gezeigt wurde. Carl Raddatz und Paul Klinger waren die deutschen Sprecher. 3. August 1946 Im Fürther Amtsblatt erschienen immer wieder Aufstellungen über die Höchstpreise von Gemüse. Leider deckten diese sich meist nicht mit der Realität. (Blumenkohl: amtlicher Höchspreis 0,36 RM, tatsächlicher Höchstpreis war jedoch 1,-- RM). Die Bevölkerung sprach deshalb verbittert von theoretischen und praktischen Preisen. Der Fürther Stadtrat befasste sich mit dem Wunsch nach einer Omnibuslinie zum Fürther Friedhof. Wegen fehlender Reifenlieferungen musste diese für die Bevölkerung dringliche Linie jedoch bis auf Weiteres zurückgestellt werden. Das August-Programm der Non-Stopp-Schau im Kristallpalast trug das vielversprechende Motto „Vitamine fürs Herz“. Auf der Freiheitsanlage fand eine Kundgebung der KPD statt, bei der Max Fechner (Berlin) und Walter Ulbricht, beide Mitglieder des Zentralvorstands der SED, zum Thema „Die Einheit der Arbeiterklasse und die Einheit Deutschlands“ Stellung nahmen. Im Logenhaus (Kulturverein) trafen sich Fürther Einzelhändler mit Vertretern des Städtischen Wirtschaftsamtes, um Auswüchse auf dem Gebiet des Bezugsscheinwesens gemeinsam zu bekämpfen. Zum Bezug von 500 g Fischmarinaden und 350 g Salzheringen wurde der Abschnitt J 61 Fürth-Stadt der Bezugskarte aufgerufen. Der Pianist Barnabas von Geczy begeisterte das Fürther Publikum. Er spielte mit überlegener Virtuosität und der Beifall der Fürther führte zu zwei Zugaben. Für fünf Tage hatte der Zirkus Heppenheimer sein Viermastenzelt auf dem Platz an der Kaiserstraße aufgeschlagen. Die Vorstellungen waren täglich ausverkauft. Der familiär geführte Zirkus war seit 30 Jahren erstmals wieder in Fürth. 7. August 1946 Im altehrwürdigen Geismannsaal wurde Richtfest gefeiert. Ein Stück Fürther Geschichte ging seiner Vollendung entgegen. Die Bomben des Krieges hatten mehrere Häuser in der Alexanderstraße schwer beschädigt. Bald konnten wieder Poculator-Feste und rauschende Faschingsbälle stattfinden. Die Fürther Spielwarenindustrie war mit ihren Produkten auf der Münchner Exportschau im Haus der Kunst vertreten. Der bayerische Wirtschaftsminister Dr. Ludwig Erhard hatte sich für die Verkaufsausstellung stark gemacht. Vier Angestellte des Fürther Wirtschaftsamtes waren zur Bekämpfung des Schwarzhandels abgestellt. Durch sie konnten jetzt zwei Lager aufgedeckt werden, in denen Waren gehortet wurden. Die zurückgehaltenen Produkte waren unter Gerümpel versteckt. Die Waren wurden beschlagnahmt, die 17
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