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30. Januar 1946 Ab 1. Februar konnte an alle Privathaushaltungen, soweit sie nicht mit Brennmaterial über die vorgesehene Freimenge hinaus versorgt waren, für den Monat Februar vier Zentner Brennholz abgegeben werden. Untermieter mit der gelben Karte erhielten für Februar nur zwei Zentner Brennholz. Die Städtische Volksbücherei im Berolzheimerianum feierte ihren 40. Geburtstag. Bis auf einen geringen Wasserschaden konnte der Bücherbestand von 20.000 Bänden gerettet werden. „Gewisse Bände“ verschwanden trotzdem bei Kriegsende. Aufgrund verstärkter Nachfrage war die Abnützung der Bücher stärker als in den letzten Jahren. Die Fürther Bevölkerung monierte, dass es aufgrund der ungünstigen Öffnungszeiten für Berufstätige unmöglich sei, sich ein Buch auszuleihen. Man forderte deshalb wenigstens einmal in der Woche eine Öffnung nach 17 Uhr. Der von der Militärregierung ausgestellte Registrierschein mit Fingerabdruck galt damals als das wichtigste Ausweispapier, das der Inhaber stets bei sich zu führen hatte. Wer bei einer polizeilichen Kontrolle ohne Registrierschein angetroffen wurde, musste mit sofortiger Verhaftung und Bestrafung rechnen. Bei der Fürther Polizei häuften sich Anträge für angeblich zu Verlust gegangene Registrierscheine, weshalb man die Gebühr des Ersatzscheines um ein Vielfaches erhöhte. 2. Februar 1946 Auch Frauen durften rauchen: Die 85. Versorgungsperiode sah für Frauen zwischen 25 und 55 Jahren eine Raucherkarte vor, die für die 85., 86. und 87. Periode Gültigkeit besaß. Männer bekamen die Raucherkarte uneingeschränkt ab dem 18. Lebensjahr. Opas durften also rauchen, Omas nicht. Wie zu lesen war, erschütterte der KZ-Film „Todesmühlen“ die Besucher dermaßen, dass unter dem Eindruck des Gesehenen bei der Betreuungsstelle der Opfer des Nazismus (altes Krankenhaus an der Schwabacher Straße) aus freien Stücken Spenden abgegeben wurden. Im Alhambra-Kino lief der Film „Madame Curie“, in der zuvor laufenden Wochenschau wurden u.a. Szenen vom 80. Geburtstag des finnischen Komponisten Jan Sibelius sowie amerikanische Wehrmachtsvorführungen im Stadion von Tokio gezeigt. 6. Februar 1946 Der frühere Fürther Stadtpfarrer Schnabel (in Würzburg 1866 geboren) feierte seinen 80. Geburtstag. 1911 wurde Schnabel von Reichenschwand nach Fürth berufen, wo er das evangelische Jugendheim an der Fichtenstraße erbauen ließ. In 20-jähriger rastloser Arbeit organisierte Pfarrer Schnabel die Gemeinde St. Paul. Den Ruhestand verbrachte er in Erlangen. 180 Betriebe des grafischen Gewerbes trafen sich im Fürther Alhambra-Kino zur Gründungsversammlung. Zum hiesigen Bezirksvorsitzenden wurde der Fürther Hans Ulrich gewählt. Die anhaltende Papierknappheit hatte bereits zu einer Rationierung der Drucksachen geführt. Die Zentral-Lichtspiele zeigten den Metro-Goldwyn-Meyer-Film „Das Leben geht weiter“, in der Wochenschau waren u.a. die ersten Lufttransporte des Heilmittels Penicillin nach Deutschland zu sehen. 9. Februar 1946 Die Rattenplage hielt auch in der kalten Jahreszeit an. Die Ursache des Übels lag in der Unsitte, Abfälle an Trümmerstätten abzuladen. Die Fürther Stadtverwaltung verwies auf die regelmäßig stattfindende Müllabfuhr sowie auf die damaligen Schuttablageplätze an der Mauerstraße und am Scherbsgraben. Ab sofort wurde der Briefverkehr (Briefe und Postkarten) zwischen deutschen Kriegsgefangenen, die sich in Italien in amerikanischer Gefangenschaft befanden, zugelassen. Die Fürther SPD hielt ihre erste Jahreshauptversammlung ab. Vor allem sollte der provisorisch eingesetzte Vorstand durch einen in freier Wahl hervorgegangenen ersetzt werden. Zu gleichberechtigten Vorständen wurden Hans Rupprecht und Willy Fischer gewählt. Außer den beiden Schriftführern Segitz und Schmidtill umfasste der Gesamtvorstand noch 15 Beisitzer. 13. Februar 1946 Gegen eine Fürther Drogerie wurde wegen überhöhter Preise und Kettenhandels eine Ordnungsstrafe von 10.000 RM verhängt. Wieder einmal rief die Bürokratie: Jeder Fahrzeughalter musste ab 15. Februar einen „Betankungsnachweis“ mit sich führen. Dazu musste man einen Antrag an die Fahrbereitschaft Fürth 3