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RM. Alle Ladengeschäfte mussten am Heiligen Abend in der Zeit bis 16 Uhr durchgehend geöffnet haben. Die Milchgeschäfte hatten außerdem am 2. Weihnachtsfeiertag während zweier Stunden am Vormittag offenzuhalten. Die Kranken in Stadtkrankenhaus, Lungenheilstätte und Versehrtenkrankenhaus Maischule konnten am 24., 25., 26. Dezember und am 1. Januar in der Zeit von 14 bis 16 Uhr besucht werden. Der Besuchstag am Donnerstag, den 2. Januar, fiel dafür aus. 24. Dezember 1946 Versorgungsberechtigte bekamen, auch wenn sie aus zwingenden persönlichen Gründen ihre Lebensmittelkarte nicht zum festgesetzten Termin abholen konnten, nur noch Karten mit den Restabschnitten der Zuteilungsperiode. Dies sorgte für großen Unmut in der Bevölkerung. In Fürth holten nach Auskunft des Ernährungsamtes pro Zuteilungsperiode nahezu 3000 Personen ihre Lebensmittelkarten nachträglich ab, weil sie zum Ausgabetermin verhindert waren. Immer mehr Jugendliche besuchten am Abend Filme oder Revuevorstellungen. Die Polizei wies auf strengere Kontrollen in der Zukunft hin. Nicht nur die Jugendlichen wurden bestraft (Ausgang nur bis 21 Uhr erlaubt), sondern auch die Erziehungsberechtigten wegen Verletzung der Aufsichtspflicht. Im Interesse der Erhaltung des Fürther Stadtwaldes wurde die skisporttreibende Bevölkerung Fürths darauf aufmerksam gemacht, dass das Verbot des Skifahrens über künstliche Aussaaten und Pflanzungen unter sechs Jahren gewissenhaft zu beachten sei. Wie erkannte man das wohl unter der Schneedecke? Die Zahl der Weihnachtsfeiern in Firmen, Organisationen und Vereinen stieg wieder an. So berichtete die Presse von Feiern der Otto Roth KG, dem Medical Depot an der Waldstraße, der Arbeiterwohlfahrt, der SpVgg, dem Ortsverein der SPD oder von Krippenspielen an Fürther Schulen. Weltspiegel: „Der Weg zum Glück“, ein amerikanischer Spielfilm, der das Schicksal einer kleinen Großstadt-Kirchengemeinde schilderte. In den Hauptrollen Bing Crosby als umtriebiger Kaplan und Barry Fitzgerald als wenig fortschrittlicher Pfarrer. 28. Dezember 1946 Bis einschließlich der Nacht vom 3. Januar 1947 wurden die Ausgangsbestimmungen der amerikanischen Militärregierungen aufgehoben. Ausgenommen davon waren Personen unter 18 Jahren, sofern sie nicht von ihren Eltern begleitet wurden. Zum Abschluss des Jahres blickte die Spruchkammer Fürth-Land auf eine außerordentlich umfangreiche Tätigkeit zurück. Seit Beginn der Arbeit Ende Juli 1946 bis Mitte Dezember hatte sie bei einem Anfall von rund 34.000 Meldebögen bereits 13.098 Fälle behandelt. Davon waren 12.313 vom Gesetz nicht Betroffene, 717 mündliche und schriftliche Entscheidungen sowie 68 Jugendamnestiefälle. Damit hatten 38,5% der Fälle bereits eine Erledigung gefunden. Weitere 1595 Fälle waren juristisch schon für eine Entscheidung vorbereitet. Eine Polizeistatistik über einen von den NN willkürlich herausgegriffenen Dezembertag: Innerhalb von 24 Stunden fielen in Ober- und Mittelfranken insgesamt 122 Straftaten an, außerdem kam es zu 17 Festnahmen. Die häufigsten Straftaten waren 28 einfache Diebstähle, 15 schwere Diebstähle, 49 Verletzungen gegen Anordnungen der Militärregierung, 4-mal unbefugter Waffenbesitz, 3 Unterschlagungen und 3 Prostitutionsfälle, 2 Selbstmorde. Die Lebensmittelkarten für die 97. Zuteilungsperiode sowie die Raucher- und die Seifenkarten wurden am Freitag, 3. Januar, in der Zeit von 8 bis 16 Uhr ausgegeben. Außerdem wurde die Zahl der Ausgabestellen um die Hälfte vermehrt, um das leidige lange Anstellen zu vermeiden. 31. Dezember 1946 Die Polizeistunde für Gaststätten, öffentliche Veranstaltungen usw. wurde für die Silvesternacht auf 2 Uhr festgesetzt. Die Sperrstunde (Ausgangsverbot) blieb bis einschließlich 3. Januar außer Kraft. 1500 g Roggenbrot gab es, wie das Ernährungsamt mitteilte, ab sofort auf die Stammabschnitte der Lebensmittelkarten der 96. Zuteilungsperiode für erwachsene Normalverbraucher und erwachsene Teilselbstversorger. Wie vom Staatsministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf Anfrage mitgeteilt wurde, war es unzulässig, für 80 g Mettwurst (oder auch andere Wurstsorten) 100 g Fleischmarken zu verlangen. Dies war bei einigen Fürther Metzgereien und vor allem in Delikatessgeschäften gängige Praxis gewesen. Die 31