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40 Pfennige. Unter Tags wurde auch Tee ausgeschenkt. Pro Monat wurden etwa 14.000 Menschen verköstigt. Außerdem lieferte die Eichamts-Volksküche monatlich noch 105.000 Portionen an die Verpflegungsstelle im Fürther Hauptbahnhof, wo Flüchtlingszüge Halt machten. 16. März 1946 Die vordringlichste Sorge des Fürther Gesundheitsamtes war auf die Verhütung und Bekämpfung von Seuchen gerichtet. Die amerikanische Militärbehörde stellte dem Gesundheitsamt kostenlos DDT-Pulver zur Verfügung. Die Anwendung gestattete Massenentlausungen innerhalb kürzester Zeit. Infolge sozialer Missstände, Zustrom von Flüchtlingen und Absinken der moralischen Haltung der Bevölkerung nahmen Geschlechtskrankheiten stark zu. Die Seuchenlage musste als bedrohlich angesehen werden. Auch hier stellten die Amerikaner dem Gesundheitsamt das hochwertige Präparat „Penicillin“ zur Verfügung, um den Tripper wirksam und schnell bekämpfen zu können. Der Frühling nahte und mit Wehmut dachten viele Fürther an ihren gepflegten Stadtpark der Vorkriegszeit. Polizeiorgane und Anlagenaufseher wurden jetzt von der Stadtverwaltung beauftragt, wieder in erhöhtem Maße die Gebote des Bestandschutzes zu beachten, denn viele Fürther „requirierten“ ihr Brennholz aus dem Stadtpark, die Grünanlagen waren verwildert, Blumen und Stauden entwendet. In den ersten Nachkriegsmonaten fuhren auch Jeeps der Amerikaner durch den Stadtpark. Mimi Thoma, eine Sängerin der leichten Muße und nur den Radiohörern bekannt, trat erstmals im Fürther Stadttheater vor voll besetztem Hause auf. Ihre Lieder und Chansons erhielten begeisternden Beifall. Man war dankbar für jede Abwechslung. 20. März 1946 Strenge Besuchsregelung im Fürther Stadtkrankenhaus: Erlaubt waren Krankenbesuche an Sonntagen von 14 bis 16 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 14 bis 15.30 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten benötigte man eine schriftliche Erlaubnis des leitenden Arztes. Am 19. März wurde Rechtsrat Dr. Bornkessel im Einverständnis mit der amerikanischen Militärregierung und dem Regierungspräsidenten als Oberbürgermeister der Stadt Fürth eingesetzt. Den Fürthern war er nicht unbekannt, leitete er doch vor 1933 das Amt für Wohlfahrt und Verwaltung. Als SPD-Mitglied hatte er nach 1933 keine Chance. Seit August 1945 stand er in Eberswalde im Dienst der Provinz Brandenburg als stellvertretender Ober-Landrat. Dann erreichte ihn der Hilferuf aus Fürth. Durch Flüsterpropaganda gerieten immer mehr ehemalige KZ-Insassen in ein schiefes Licht. Sie wurden mit Bezugsscheinen für Lebensmittel, Kleidung und Möbel ausgestattet, während die Versorgungslage für die „normale“ Bevölkerung absolut unzureichend war. Der Anspruch auf „Wiedergutmachung“ wurde schlicht übersehen. Plötzlich waren die „KZ-ler“ daran schuld, dass es z.B. keine Butter oder weniger Brot gab. Über die Presse versuchte man gegenzusteuern, indem man die Tapferkeit dieser Leute herausstellte, sich gegen den Nationalsozialismus gestellt und alles verloren zu haben. 23. März 1946 Die Verteilung von Frischfischen erfolgte seit dem 19. März nur noch auf Fleischmarken. Für 50 g Fleischmarken wurden 500 g Fische abgegeben, soweit verfügbar. Nachdem der Flüchtlingskommissar Ende 1945 um einen größeren Saal nachgesucht hatte, begannen nach längeren Verhandlungen über die Materialbeschaffung am 13. März die Wiederaufbauarbeiten des im Krieg schwer beschädigten Geismannsaales. Bis zur völligen Herstellung rechnete man mit einem Zeitraum von etwa vier Monaten. Stand der „Denazifizierung“: Vor dem Einmarsch der Amerikaner waren in der Stadtverwaltung 369 Beamte (einschließlich Lehrkräfte), 559 Angestellte und 475 Arbeiter beschäftigt. Nicht eingerechnet waren die Hilfskräfte der staatlichen Polizei. Wegen politischer Belastung wurden von der Militärregierung bis jetzt entlassen: 206 Beamte (einschließlich Lehrkräfte), 181 Angestellte, 19 Hilfspolizisten, 101 Arbeiter. Wegen Instandsetzungsarbeiten der Ludwigbrücke musste die darüber führende Gasleitung am 25. März von 13 bis 17 Uhr gesperrt werden. Die Gashähne durften in dieser Zeit nicht geöffnet werden. 27. März 1946 Die Voraussetzungen für die Beteiligung an den Gemeindewahlen am 26. Mai wurden veröffentlicht: Deutsche Staatsbürgerschaft, Vollendung des 21. Lebensjahres am Tag der Wahl, freiwilliger und 6