Die Bürokratie versperrte den Weg in ein neues Leben: Ein Russlandheimkehrer kam nach 3 ½-jähriger Kriegsgefangenschaft in Fürth an, weil er hier eine Jugendfreund kannte und der ihn über Wasser hielt. Der aus Königsberg (Preußen) stammende Heimkehrer hatte im Krieg alle Angehörigen verloren. Ihm wurde in Fürth von einer Firma Arbeit und Wohnung angeboten, was diese auch schriftlich bestätigte. Die Zuzugsgenehmigung wurde ihm jedoch gleichwohl versagt, da er keine Verwandten in Fürth habe, außerdem würde er einem Fürther eine Arbeitsstelle wegnehmen, da Fürth genug Arbeitslose hätte. Wie die Fürther Stadtsparkasse mitteilte, waren in Fürth seit der abgewerteten Spargeldkonten täglich 20.000 DM abgehoben, jedoch nur 600 DM eingezahlt worden. Hauptsächlich die Inhaber der kleineren und mittleren Sparkonten würden noch den letzten ihnen verbliebenen Pfennig abheben, um dafür Waren einzukaufen. Central-Lichtspiele: „Arzt aus Leidenschaft“, ein verfilmter Ullstein-Roman mit Rolf Wernicke, Hans Söhnker und Karin Hardt in den Hauptrollen. Samstag, 31. Juli 1948 Der aus Fürth stammende Direktor der Verwaltung für Wirtschaft, Prof. Dr. Ludwig Erhard nahm zu den Preissteigerungen der jüngsten Zeit Stellung. Er meinte, man müsse die Preise auspendeln lassen, Rationalisierung und bessere Arbeitsleistungen würden die Preise demnächst wieder sinken lassen. Wichtig sei auch, dass die öffentlichen Haushalte vernünftig und maßvoll kalkulierten. Wie aus dem Fürther Arbeitsamt zu erfahren war, stieg die Zahl der Arbeitslosen in Fürth gewaltig an. Diese Zahl war nicht allein auf Entlassungen zurückzuführen, sondern wurde dadurch bedingt, dass vor der Währungsreform z.B. nur 400 Frauen um Arbeit nachsuchten. Jetzt aber bemühten sich 1150 Frauen um einen Arbeitsplatz. Sie hatten bisher von Ersparnissen gelebt und auf die Rückkehr ihrer Männer aus der Gefangenschaft gewartet. Nach der Abwertung des Altgeldes waren sie aber auf Arbeit angewiesen. Der Schwarzmarkt Ecke Schwabacher und Jahnstraße kam immer mehr zum Erliegen. Razzien und Streifengänge der Polizei vertrieben die Händler. Noch stand nicht fest, ob es sich um eine Zerschlagung oder nur eine Verlagerung an andere Stellen handelte. Fürth suchte eine „Schönheitskönigin“. Zwei Theaterfachleute sollten am 7. August in den Räumen des Logenhauses an der Dambacher Straße eine Vorauswahl treffen, um tags darauf die endgültige Entscheidung zu treffen. Als erster Preis winkte eine komplette Damenausstattung, bestehend aus Kleid, Wäsche, Schuhen, Strümpfen, Hut, Handtasche und Handschuhen. Die Bewerberinnen mussten mindestens 16 Jahre alt sein, in Fürth wohnen und sich schriftlich bewerben. Ab sofort durfte Dünnbier nur auf Schwarzbrotmarken abgegeben werden. Für 50 g Brotmarken erhielt man 1 ½ Liter „Gsief“. Mittwoch, 4. August 1948 Das Wirtschaftsamt Fürth erklärte Hosenträger, Sockenhalter, Schweißblätter, Strumpfhalter, Strapse, Ärmelhalter und Schnürriemen für frei verkäuflich. Welch ein Fortschritt! OB Dr. Hans Bornkessel, der zugleich auch Finanzreferent war, legte dem neugewählten Stadtrat den vorläufigen Haushaltsplan vor. Bei Ausgaben von 14.683.708 DM schloss er mit einem Fehlbetrag von 1.050.000 DM ab. In Diskussionen suchte man nach Einsparungsmöglichkeiten. Der endgültige Haushalt sollte im November verabschiedet werden. Die gemütlichen Ausflugsdampfer auf dem alten Kanal nach Kronach gab es zwar nicht mehr, aber ab 8. August verkehrten ab 14 Uhr zwischen Fürther Rathaus und Kronach Omnibusse im Halbstundentakt. Die Amerikaner hatten die von ihr besetzte Ausflugsgaststätte „Weigel“ wieder freigegeben. Nach einer Renovierung wartete man dort jetzt auf Gäste. Stadttheater Fürth: Die Oper „Die schöne Helena“, u.a. mit Anny Coty, Karl Mikorey, Fritz Bernet, Willy Schmidt-Scholven, Hermann Sandbank, Richard Wölker und Kurt Kirchhoff. Weltspiegel-Kino: „Die Kinder von Mara Mara“, ein Abenteuerfilm, der in einem australischen Urwalddorf spielte. In den Hauptrollen Nicky Yardley und Neza Saunders. Samstag, 7. August 1948 Die Fürther Stadtverwaltung wies darauf hin, dass sich Kriegsheimkehrer ohne Entlassungspapiere zu melden hatten. Dabei waren ausgefüllter Entnazifizierungsbogen oder etwaiges Spruchkammerurteil,
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